Ein Topos der musikalischen "Philosophie" besagt, dass Musik und Liebe in einem besonders innigen Verhältnis zueinander stehen. Komponisten haben daher für Liebesszenen in den Opern Musik von besonderer Schönheit und Wirkung geschaffen. Doch verändern sich im Laufe des 19. Jahrhunderts die Vorstellungen von der Liebe - und mit ihr ihre musikalische Darstellung in der Oper. Die Liebe verliert die Kraft zu harmonisieren und zu verbinden. "Schöne" Liebesduette oder -szenen zu komponieren, wird beinahe unmöglich.Mit der Beschreibung von acht Werken, von Mozarts " Cosi fan tutte " über Wagners "Tristan und Isolde" bis hin zu Leos Janaceks " Kat'a Kabanova " und Alban Bergs "Lulu", schlägt Marion Recknagel einen Bogen über das 19. Jahrhundert hinweg bis ins 20. Jahrhundert hinein, um die Veränderungen in der Liebeskonzeption der Oper darzustellen.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
In Lloyd-Webber-Zeiten steht's um die Liebe auf der Musiktheaterbühne eher schlecht, findet Andreas Dorschel. Gut, dass Marion Recknagel dem Rezensenten einmal in Erinnerung ruft, was im Opernduett von Mozart bis Alban Berg so alles möglich war. Bemerkenswert findet Dorschel diese Studie, weil sie ihm unter anderem eindringlich erläutert, wie Debussy sich von Wagners Emphase befreite, wie substantiell tragisch Puccinis Ironie in "Madame Butterfly" sich äußert und wie wenig opportune Genderkompetenz eine Autorin benötigt, um den Leser zum Nachdenken anzuregen über Frauen und Männer auf der Oper.
© Perlentaucher Medien GmbH
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