2020 ist das Schicksalsjahr der USA. Im November wird der Präsident gewählt, und die Lage spitzt sich dramatisch zu: Wird Trump es noch einmal schaffen? Und was würde das bedeuten? Dieses Buch gibt die Antwort.
Im Gewitter der täglichen Tweets und »News« treten die beiden Pulitzer-Preisträger von der »Washington Post« einen Schritt zurück, um die Amtszeit Trumps Schritt für Schritt zu rekonstruieren. Sie nutzen eine Fülle von neuen Details und Erkenntnissen, die sie aus Hunderten Stunden Interview-Material mit mehr als 200 Verwaltungsbeamten, Trump-Vertrauten und anderen Augenzeugen gewonnen haben, um entscheidende Muster hinter dem täglichen Chaos in der Regierung aufzudecken. Exzellent recherchiert und meisterhaft erzählt, lassen sie ein Bild von Trump entstehen, das uns besorgt stimmen sollte: Seine Versuche, das amerikanische System und die Demokratie zu unterlaufen, sind erfolgreicher als gedacht. In diesem Jahr geht es wirklich um alles.
Im Gewitter der täglichen Tweets und »News« treten die beiden Pulitzer-Preisträger von der »Washington Post« einen Schritt zurück, um die Amtszeit Trumps Schritt für Schritt zu rekonstruieren. Sie nutzen eine Fülle von neuen Details und Erkenntnissen, die sie aus Hunderten Stunden Interview-Material mit mehr als 200 Verwaltungsbeamten, Trump-Vertrauten und anderen Augenzeugen gewonnen haben, um entscheidende Muster hinter dem täglichen Chaos in der Regierung aufzudecken. Exzellent recherchiert und meisterhaft erzählt, lassen sie ein Bild von Trump entstehen, das uns besorgt stimmen sollte: Seine Versuche, das amerikanische System und die Demokratie zu unterlaufen, sind erfolgreicher als gedacht. In diesem Jahr geht es wirklich um alles.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.05.2020Wo Tillerson saß
Ein Genie wird besichtigt: Zwei Reporter beschreiben detailliert die Zustände im Weißen Haus
An Büchern über Donald Trumps Präsidentschaft herrscht kein Mangel. Seit Michael Wolffs "Fire and Fury" und Bob Woodwards "Fear" haben unzählige Autoren beschrieben, wie es im Weißen Haus zugeht und wie Trump Politik macht. Sein Wahlspruch "America first" führt de facto zu der Maxime "Trump first". Die gesamte amerikanische Politik hängt von dem Willen und den Launen eines Präsidenten ab, der sich selbst für ein Genie hält. Kaum einer der führenden Mitarbeiter, die seiner ersten Administration angehörten, ist noch im Amt: Trump hat sie gefeuert, weil sie sich an Verfassung und Gesetze halten wollten, statt sich seinen Wünschen zu fügen. Manche hat er fallenlassen, weil sie ihm nicht telegen genug waren oder weil sie ihn öffentlich nicht bedingungslos verteidigten.
Nun haben zwei Reporter der "Washington Post" das alles noch einmal aufgeschrieben, nach langen Recherchen und Hunderten Interviews, die sie mit Mitarbeitern und Beratern der Regierung geführt hatten. Viel Neues ist dabei nicht herausgekommen, die Beschreibungen anderer Bücher werden im Grundsatz bestätigt, einiges wird korrigiert, teils in ridikülen Details, die wohl die Tiefe der Recherche beweisen sollen. So habe Trumps erster Außenminister Rex Tillerson von seiner Entlassung durch einen Anruf des damaligen Stabschefs John Kelly (der inzwischen auch geschasst wurde) auf einer Afrika-Reise erfahren, auf der sich die meisten Mitglieder seiner Delegation mit einer Darmgrippe infiziert hatten: Tillerson habe bei diesem Anruf aber nicht auf der Toilette gesessen, vielmehr sei er in seinem Schlafzimmer gewesen.
In dem Buch tauchen neben Hauptakteuren auch Hunderte untergeordneter Chargen auf, die im geschwätzigen Washington vielleicht bekannt sind, deren Namen aber Lesern, die nicht "inside the beltway" arbeiten, nichts sagen. Das Buch ist typisch amerikanisches "reporting": Es beschreibt Vorgänge und Vorfälle in ermüdender Länge, wörtliche Rede suggeriert Authentizität. Mit Analysen und Wertungen halten sich die Autoren zurück, nicht einmal zu einem abschließenden Resümee können sie sich aufraffen. Wer ohnehin glaubt, dass Trump ein narzisstischer Egomane und das Weiße Haus eine Art Irrenanstalt ist, wird bestätigt. Wer sich fragt, wie es kommen konnte, dass die traditionsreiche Republikanische Partei zuerst in die Hände von Radikalen ("Tea Party") fiel und sich jetzt, fast widerstandslos, einem inkompetenten und großmäuligen Reality-Show-Star hingibt, wird in diesem Buch keine Antworten finden.
GÜNTHER NONNENMACHER
Philip Rucker und Carol
Leonnig: "Trump gegen die Demokratie". A Very Stable Genius.
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2020. 560 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein Genie wird besichtigt: Zwei Reporter beschreiben detailliert die Zustände im Weißen Haus
An Büchern über Donald Trumps Präsidentschaft herrscht kein Mangel. Seit Michael Wolffs "Fire and Fury" und Bob Woodwards "Fear" haben unzählige Autoren beschrieben, wie es im Weißen Haus zugeht und wie Trump Politik macht. Sein Wahlspruch "America first" führt de facto zu der Maxime "Trump first". Die gesamte amerikanische Politik hängt von dem Willen und den Launen eines Präsidenten ab, der sich selbst für ein Genie hält. Kaum einer der führenden Mitarbeiter, die seiner ersten Administration angehörten, ist noch im Amt: Trump hat sie gefeuert, weil sie sich an Verfassung und Gesetze halten wollten, statt sich seinen Wünschen zu fügen. Manche hat er fallenlassen, weil sie ihm nicht telegen genug waren oder weil sie ihn öffentlich nicht bedingungslos verteidigten.
Nun haben zwei Reporter der "Washington Post" das alles noch einmal aufgeschrieben, nach langen Recherchen und Hunderten Interviews, die sie mit Mitarbeitern und Beratern der Regierung geführt hatten. Viel Neues ist dabei nicht herausgekommen, die Beschreibungen anderer Bücher werden im Grundsatz bestätigt, einiges wird korrigiert, teils in ridikülen Details, die wohl die Tiefe der Recherche beweisen sollen. So habe Trumps erster Außenminister Rex Tillerson von seiner Entlassung durch einen Anruf des damaligen Stabschefs John Kelly (der inzwischen auch geschasst wurde) auf einer Afrika-Reise erfahren, auf der sich die meisten Mitglieder seiner Delegation mit einer Darmgrippe infiziert hatten: Tillerson habe bei diesem Anruf aber nicht auf der Toilette gesessen, vielmehr sei er in seinem Schlafzimmer gewesen.
In dem Buch tauchen neben Hauptakteuren auch Hunderte untergeordneter Chargen auf, die im geschwätzigen Washington vielleicht bekannt sind, deren Namen aber Lesern, die nicht "inside the beltway" arbeiten, nichts sagen. Das Buch ist typisch amerikanisches "reporting": Es beschreibt Vorgänge und Vorfälle in ermüdender Länge, wörtliche Rede suggeriert Authentizität. Mit Analysen und Wertungen halten sich die Autoren zurück, nicht einmal zu einem abschließenden Resümee können sie sich aufraffen. Wer ohnehin glaubt, dass Trump ein narzisstischer Egomane und das Weiße Haus eine Art Irrenanstalt ist, wird bestätigt. Wer sich fragt, wie es kommen konnte, dass die traditionsreiche Republikanische Partei zuerst in die Hände von Radikalen ("Tea Party") fiel und sich jetzt, fast widerstandslos, einem inkompetenten und großmäuligen Reality-Show-Star hingibt, wird in diesem Buch keine Antworten finden.
GÜNTHER NONNENMACHER
Philip Rucker und Carol
Leonnig: "Trump gegen die Demokratie". A Very Stable Genius.
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2020. 560 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Das Buch ist verstörend. Und witzig. Und es erzeugt ein fassungsloses Kopfschütteln. Doris Mayr Donaukurier 20201219