Swetlana Alexijewitsch wurde bekannt durch die Dokumentation menschlicher Schicksale und gilt als wichtigste Zeitzeugin der postsowjetischen Gesellschaft. Über viele Jahre hat sie mit Menschen gesprochen, für die die Katastrophe von Tschernobyl zum zentralen Ereignis ihres Lebens wurde. Entstanden sind eindringliche psychologische Porträts, die ungeheure Nähe zu den Betroffenen aufbauen und von höchster Sensibilität und journalistischer Perfektion zeugen.
"Das Buch ist schwer verdaulich, aber notwendig.", Nassauische Neue Presse, 22.04.2017
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.06.2019NEUE TASCHENBÜCHER
Die unsichtbare
Zerstörung
„Haben Sie sie gesehen?“ fragt Anna Petrowna Badajewa über die Radioaktivität. „Welche Farbe hat sie? Einige sagen, daß sie farblos und geruchlos ist, andere sagen, daß sie schwarz ist. Wie Erde!“ Tatsächlich gibt es Filmaufnahmen aus Tschernobyl vom Tag nach der Atomkatastrophe, auf denen die Strahlung als gespenstische Lichtblitzorgie zu sehen ist, unheimliche Zeichen der unsichtbaren Gefahr. In den Neunzigern sprach Swetlana Alexijewitsch mit Überlebenden des Unglücks, vor allem mit Frauen, mit Rückkehrerinnen, die nicht wussten, wo sie sonst hinsollten und mit Witwen der Liquidatoren, jener Männer, die nach dem Unglück halfen, den offenliegenden Reaktor unter Schutt zu begraben und von denen viele eine so hohe Strahlendosis abbekamen, dass sie die nächsten Tage nicht überlebten. In ihren Protokollen scheint die Katastrophe nicht nur das Land, sondern auch die Zeit kontaminiert zu haben. Was ist aus der versprochenen, sowjetischen Zukunft geworden? Dieses Buch über eine Katastrophe, die mehr zerstört hat, als man sehen kann, ist neu auf Deutsch in der von Alexijewitsch überarbeiteten Fassung erschienen. NICOLAS FREUND
Swetlana Alexijewitsch: Tschernobyl. Eine Chronik der Zukunft. Aus dem Russischen von I. Kolinko u.und G. Braungardt. Suhrkamp Verlag, Berlin 2019. 372 Seiten, 18 Euro.
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Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Die unsichtbare
Zerstörung
„Haben Sie sie gesehen?“ fragt Anna Petrowna Badajewa über die Radioaktivität. „Welche Farbe hat sie? Einige sagen, daß sie farblos und geruchlos ist, andere sagen, daß sie schwarz ist. Wie Erde!“ Tatsächlich gibt es Filmaufnahmen aus Tschernobyl vom Tag nach der Atomkatastrophe, auf denen die Strahlung als gespenstische Lichtblitzorgie zu sehen ist, unheimliche Zeichen der unsichtbaren Gefahr. In den Neunzigern sprach Swetlana Alexijewitsch mit Überlebenden des Unglücks, vor allem mit Frauen, mit Rückkehrerinnen, die nicht wussten, wo sie sonst hinsollten und mit Witwen der Liquidatoren, jener Männer, die nach dem Unglück halfen, den offenliegenden Reaktor unter Schutt zu begraben und von denen viele eine so hohe Strahlendosis abbekamen, dass sie die nächsten Tage nicht überlebten. In ihren Protokollen scheint die Katastrophe nicht nur das Land, sondern auch die Zeit kontaminiert zu haben. Was ist aus der versprochenen, sowjetischen Zukunft geworden? Dieses Buch über eine Katastrophe, die mehr zerstört hat, als man sehen kann, ist neu auf Deutsch in der von Alexijewitsch überarbeiteten Fassung erschienen. NICOLAS FREUND
Swetlana Alexijewitsch: Tschernobyl. Eine Chronik der Zukunft. Aus dem Russischen von I. Kolinko u.und G. Braungardt. Suhrkamp Verlag, Berlin 2019. 372 Seiten, 18 Euro.
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