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Zwei Mädchen, die Ich-Erzählerin des Romans, Maria, und die wilde, verrückte Tsugumi, verbringen den Sommer auf der Halbinsel Izu. Es wird der letzte gemeinsame Sommer der Freundinnen sein, und auch die Insel-Idylle neigt sich dem Ende zu, denn der Bau einer großen Hotelanlage wird den Ruin der kleinen Gasthöfe bedeuten. "Tsugumi, das bin ich. Wer anders könnte dieses schreckliche Mädchen auch sein", sagt die japanische Bestseller-Autorin, Idol der Jugend ihrer Heimat, über die Heldin dieses Romans.

Produktbeschreibung
Zwei Mädchen, die Ich-Erzählerin des Romans, Maria, und die wilde, verrückte Tsugumi, verbringen den Sommer auf der Halbinsel Izu. Es wird der letzte gemeinsame Sommer der Freundinnen sein, und auch die Insel-Idylle neigt sich dem Ende zu, denn der Bau einer großen Hotelanlage wird den Ruin der kleinen Gasthöfe bedeuten. "Tsugumi, das bin ich. Wer anders könnte dieses schreckliche Mädchen auch sein", sagt die japanische Bestseller-Autorin, Idol der Jugend ihrer Heimat, über die Heldin dieses Romans.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.05.1996

Vom Futon der Durchblick
Eine Heidi in Japan: Auch Banana Yoshimoto wächst heran

Hanni und Nanni haben sich nach Japan eingeschifft und sind dort als die Cousinen Tsugumi und Maria von Bord gegangen. Nach "Kitchen" und "N. P." ist "Tsugumi" der dritte Roman des "Phänomens Banana Yoshimoto" (Giorgio Amitrano), der ins Deutsche übersetzt wurde. Erzählt wird die Geschichte eines Abschieds. Abschied vom Gasthaus Yamamoto, das die Eltern der Schwestern Tsugumi und Yoko in einem Badeort auf der Halbinsel Izu betreiben und im Herbst schließen wollen, Loslösung auch von der Schulzeit an der Schwelle zur Universität. Die ewig kränkelnde Tsugumi tyrannisiert als altkluger Derwisch ihre Umwelt. Diese besteht aus der Gastwirtsfamilie, wechselnden jungen Männern, mit denen sie die "Bilderserie Tsugumi mit Verehrer" in Szene setzt, einem Spitz und der geduldigen Cousine Maria. Sie fungiert als Beobachterin und Ich-Erzählerin sowie als Medium des Trotzköpfchens Tsugumi. "Ruhig, wie mit Fischaugen" saugt Maria die letzte Badesaison in der Heimat in sich auf, bevor sie sich in das meerlose Tokio zum Studieren begibt, schweren Herzens, denn: Der Ozean ist der wahre Freund eines Mädchens.

Banana Yoshimoto gleitet häufig in eine Mischung aus Kitsch und Kraftsprache ab, sie sucht diese Melange geradezu, deren Buntheit Plastikspielzeug aus Taiwan in nichts nachsteht. Auch die Übersetzerin Annelie Ortmanns kapitulierte offenbar vor so viel geballtem Jugendjargon. Gleichwohl wird die Widerstandsfähigkeit bei der Lektüre von Sätzen à la "dieser Sommer ist superschön!" oder "ich werd's euch zeigen, ihr Säcke, ich kratz' einfach ab heute nacht" allmählich außer Gefecht gesetzt. Die mittlerweile zweiunddreißigjährige Tochter des Kritikers und Dichters Ryumei Yoshimoto versteht es nämlich, die Ingredienzen ihres 1989 veröffentlichten Romans so stimmig wie in einer guten Fernseh-Seifenoper zu komponieren.

Selbstironisch werden häufig Augenblicke aus dem Leben der drei Mädchen vor Meereslandschaft mit Filmszenen verglichen. Die allergrößte Trauer befällt sie nicht zufällig, als eine Fernsehserie endet. Yoshimotos Romane, deren Auflage in Japan in die Millionen geht, werden immer wieder auf die Tradition des shõjo manga festgelegt, einer speziellen Form des Comics für weibliche Teenager, die neben Herz und Schmerz auch Elemente des Horrorfilms enthält. Die Autorin hat sich stets zu diesem Einfluß bekannt und ihn zu ihrem eigenen Stil sublimiert. Neben dem städtisch extravaganten "Kitchen"-Roman, in dem einem Transsexuellen die tragende Rolle als Mutter zukommt, handelt es sich bei "Tsugumi" um eine reine Mädchengeschichte.

Süß und berauschend rollt die Handlung ab, eingepaßt zwischen bewegende Sonnenuntergänge. Nichts Schicksals-oder Konfliktträchtiges fehlt: Tsugumi, die "bettlägerige Weltbürgerin", hat zwar "vom Futon aus den Durchblick", ist aber mit ihrer starken Seele in einem schwachen Körper gefangen. Die Eltern, verständnislos wie sie sind, haben meist nur ihr eigenes Glück im Sinn. Der Kontrast zwischen Stadt und Land wird kalkuliert eingesetzt. Plakative Meeres- und Himmelseindrücke spiegeln die Seelenlandschaft der Backfische, "vielleicht, weil der Anblick eines fern im Nebel versunkenen Hafens einem so deutlich zu verstehen gibt, daß man sowieso immer und überall bloß ein Fremder sein wird", wie Maria meint. Mit dem geheimnisvollen Kyôichi taucht ein späterer Liebhaber auf. Und dann muß auch noch ein Welpe sterben, gemeuchelt von der feindseligen Dorfjugend. Im Nachwort bekennt Banana Yoshimoto, daß niemand anderes als sie selbst "das schreckliche Mädchen" Tsugumi sein könne. Artig bedankt sich die Meisterin ihres Genres fürs Lesen. KATRIN HILLGRUBER

Banana Yoshimoto: "Tsugumi". Roman. Aus dem Japanischen übersetzt von Annelie Ortmanns. Diogenes Verlag, Zürich 1996. 188 S., geb., 29,80 DM.

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»Was für ein Talent! Banana Yoshimoto schreibt wunderbar subtile, wundersam verstörende Bücher, in denen Japans Jugend endlich Stimme bekommt.« Stern Stern