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Als der Jude Heinz Magnus während des Zweiten Weltkrieges vor den Nationalsozialisten von Hamburg nach Argentinien flieht, ahnt er nicht, wer ihm dort begegnen wird: Nazis.
Nicht nur Juden und Jüdinnen suchen in Argentinien ihr Exil, sondern auch Nationalsozialisten und Nationalsozialistinnen, die dort die Ideologie Hitlers ungebrochen weiter verbreiten und ausleben. Trotz der allgegenwärtigen antisemitischen Haltung entwickelt sich eine faszinierende Gemeinschaft, in denen zwei verfeindete Gruppen aufeinanderprallen und doch friedlich nebeneinander koexistieren - bis heute. Ariel Magnus…mehr

Produktbeschreibung
Als der Jude Heinz Magnus während des Zweiten Weltkrieges vor den Nationalsozialisten von Hamburg nach Argentinien flieht, ahnt er nicht, wer ihm dort begegnen wird: Nazis.

Nicht nur Juden und Jüdinnen suchen in Argentinien ihr Exil, sondern auch Nationalsozialisten und Nationalsozialistinnen, die dort die Ideologie Hitlers ungebrochen weiter verbreiten und ausleben. Trotz der allgegenwärtigen antisemitischen Haltung entwickelt sich eine faszinierende Gemeinschaft, in denen zwei verfeindete Gruppen aufeinanderprallen und doch friedlich nebeneinander koexistieren - bis heute. Ariel Magnus erzählt nicht nur die Einwanderungsgeschichte deutscher Juden und seiner Familie, sondern beleuchtet unter verschiedenen Aspekten das Zusammenleben von Nazis und Juden im Exil.

»Man muss sich das vorstellen: da flüchtet ein Jude zwölftausend Kilometer von Hamburg nach Buenos Aires und gerät just in ein Haus, in dem Nazis wohnen. Sogar in einem Roman klänge das ein wenig übertrieben.« Ariel Magnus
Autorenporträt
Ariel Magnus, geboren 1975 in Buenos Aires. Studium in Deutschland, schrieb für verschiedene Medien in Lateinamerika, die taz in Berlin und SPIEGEL ONLINE und lebt heute als Autor und literarischer Übersetzer in Buenos Aires und Berlin. 2007 wurde er für seinen Roman 'Ein Chinese auf dem Fahrrad' mit dem internationalen Literaturpreis Premio La Otra Orilla ausgezeichnet. 2012 folgte das Porträt seiner jüdischen Großmutter 'Zwei lange Unterhosen der Marke Hering' und 2018 'Die Schachspieler von Buenos Aires'.
Rezensionen
»Der Titel Tür an Tür mag etwas irreführend sein, denn es geht ihm weniger um das unmittelbare Zusammenleben als um die großen Zusammenhänge, auf deren Absurdität er mit der ihm eigenen Ironie immer wieder verweist. Auf dem engen Raum von 170 Seiten gelingt es Ariel Magnus jedenfalls, tiefe Einblicke in das Verhältnis von "Nazis und Juden im argentinischen Exil" zu vermitteln« Peter B. Schumann SWR2 Zeitgenossen 20230528

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Dass Argentinien nicht nur Zufluchtsort deutscher Nazis nach dem Zweiten Weltkrieg war, sondern auch vielen Juden Unterschlupf bot, wissen wenige, meint Rezensent Robert Probst, und eben deshalb betreibe das Buch von Ariel Magnus nun Aufklärungsarbeit. Es beginnt, lernen wir, mit dem deutsch-jüdischen Großvater des Autors, der nach dem Krieg in Argentinien auf unbelehrbare Nazis trifft. Der Ton des Sachbuchs ist laut Probst spöttisch-ironisch. Es gelinge Magnus vortrefflich, seine eigene Biografie mit der pointierten Darstellung des Nebeneinanders von Altnazis und Juden zu verknüpfen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.09.2023

Zwei deutsche
Dörfer
Ariel Magnus schreibt ironisch
über Juden und Nazis
im argentinischen Exil
Ohne Adolf Eichmann kommt wohl kein Buch über Deutsche in Argentinien aus. Über das Wirken des Baron Maurice Hirsch ist dagegen in Deutschland eher wenig bekannt. Das liegt daran, dass man bei dem Thema immer noch an Kriegsverbrecher und NS-Größen denkt, was grundsätzlich nicht verkehrt ist. Dass aber in Argentinien auch viele deutsche Juden Aufnahme fanden vor und während der NS-Zeit, wird gern vergessen. Dass das nicht so bleibt, hat Ariel Magnus, ein argentinischer Autor mit deutsch-jüdischen Wurzeln, ein aufklärerisches und auch lustig-spöttisches Büchlein über „Nazis und Juden im argentinischen Exil“ geschrieben.
Der jüdische Großvater war 12 000 Kilometer von den Nazis entfernt in seiner neuen argentinischen Nachbarschaft auf eine überzeugte deutsche NSDAP-Anhängerin getroffen. Diese tragikomische Geschichte ist Anlass für die Studie, die eine Mischung aus Sachbuch und Familienanekdoten ist. Bisher hatte sich Magnus, geboren 1975 in Buenos Aires, nun in Berlin lebend, in Romanen mit der Geschichte seiner Großeltern („Zwei lange Unterhosen der Marke Hering“) und den NS-Größen („Das zweite Leben des Adolf Eichmann“) auseinandergesetzt.
Man erfährt nun also in diesem so sprunghaften wie unterhaltsamen Werk vieles über das Leben jüdischer Siedler seit dem Ende des 19. Jahrhunderts (Stichwort Baron Hirsch), wie sie ihr Leben organisierten und gern unter sich blieben. Und wie dann – schon weit vor dem Zweiten Weltkrieg – sich in Buenos Aires eine deutsch-nationalistische, antisemitische Gegenwelt etablierte mit NSDAP-Ortsgruppen und Fahnenaufzügen. Wie dann im Lauf der Zeit das liberale deutsche Dorf und das national(-sozialistische) deutsche Dorf nebeneinander existierten, mit jeweils eigenen Vereinen, eigenen Schulen, eigenen Zeitungen und eigenen Badeplätzen. Und vor allem: wie dieses mal leicht, mal stärker feindselige Klima auch nach dem Krieg noch lange fortlebte und viele alte Nazis vom „Vierten Reich“ träumten.
Magnus beschreibt auf faszinierende und auch ironische Weise vor allem seine eigene Verstricktheit in diese Geschichte – etwa wie sich die jüdische Exilgemeinde in verschiedene Herkunftsgruppen („Wir waren deutsch-deutsche Jeckes“) aufteilte, die einander misstrauisch beäugten. All das wird stets faktenbasiert reflektiert, und auch wenn Ausdrücke wie „Deutsche mit Nazihintergrund“ ein wenig keck anmuten mögen, hier geht es ums Verstehen, um Versöhnen in der dritten Generation, aber auch weiterhin um Wachsamkeit. „Als Jüdin oder Jude (. . .) ist man immer auf der Lauer, woher der nächste Pogrom kommen könnte.“
ROBERT PROBST
Ariel Magnus:
Tür an Tür. Nazis und Juden im argentinischen Exil. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2023.
176 Seiten, 20 Euro.
E-Book: 16,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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