Arme, ungebildete Bauern aus Anatolien, der anhaltende Kurdenkonflikt, fehlende Frauenrechte sowie eine ständige Einmischung des Militärs in die Innenpolitik sind die typischen "Bilder" Europas bezüglich der Türkei. Auf den ersten Blick undenkbar, dass diese Nation Teil der Europäischen Gemeinschaft werden soll. Eine boomende Türkei mit einem überdurchschnittlichen Wirtschaftswachstum seit mittlerweile über zehn Jahren, eine sicherheitspolitisch gewichtige Lage, und das Assoziierungsabkommen von 1963 zwischen der ehemaligen EG und der Türkei, in dem bereits die Aussicht auf eine mögliche Vollmitgliedschaft gestellt wurde, sind die andere Seite der Medaille. Die EU will, so besagt es die Europäische Sicherheitsstrategie - eine Rolle als "Global Player" spielen. Ist die EU ein Global Player? - und - Würde die Mitgliedschaft der Türkei für die Entwicklung dieser Rolle hilfreich oder hinderlich sein? Als die damaligen EG - Staaten dem Assoziierungsabkommen zustimmten, spielte die Lage des Vertragspartners keine nennenswerte Rolle. Ob die Politik damals aus wirtschaftlichen Interessen bewusst über dieses Problem hinwegsah oder es tatsächlich keine Rolle spielte, ist schwer zu sagen. Eines ist jedoch klar: Kein Staat erzeugte bisher mit seinem Interesse eines EU-Beitritts eine größere Spaltung innerhalb der Union.