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"Einem Grünschnabel gleich gibt sich Berlin dem ersten Blicke preis. Der Grund dafür ist, so nehme ich an, seine Jugend. Berlin ist keine Historie, auch kein Poem, doch eine Gazette ist es, eine herausgeputzte, schöne Zeitung..." Cenab Süahabeddin, 1917
Wer waren die Türken, die zwischen 1871 und 1945 Berlin besuchten oder länger dort lebten? Welche Gründe führten sie dorthin? Welchen Eindruck gewannen sie von Berlin, Deutschland und den Deutschen? In ihren Tagebüchern und Briefen, Reiseberichten und Memoiren, Gedichten, Erzählungen und Autobiographien entsteht ein ungewöhnliches und…mehr

Produktbeschreibung
"Einem Grünschnabel gleich gibt sich Berlin dem ersten Blicke preis. Der Grund dafür ist, so nehme ich an, seine Jugend. Berlin ist keine Historie, auch kein Poem, doch eine Gazette ist es, eine herausgeputzte, schöne Zeitung..."
Cenab Süahabeddin, 1917

Wer waren die Türken, die zwischen 1871 und 1945 Berlin besuchten oder länger dort lebten? Welche Gründe führten sie dorthin? Welchen Eindruck gewannen sie von Berlin, Deutschland und den Deutschen? In ihren Tagebüchern und Briefen, Reiseberichten und Memoiren, Gedichten, Erzählungen und Autobiographien entsteht ein ungewöhnliches und abwechslungsreiches Bild Berlins von der Kaiserzeit über die zwanziger Jahre bis zum Nationalsozialismus. Politiker, Diplomaten und Militärs kommen dabei zu Wort, Wissenschaftler und Weltenbummler, Künstler und Journalisten. So entfalten sich faszinierende Geschichten aus zwei Jahrhunderten deutsch-türkischer Beziehungen. Die einmalige Sammlung weitgehend unbekannter Texte vermittelt eine erstaunliche Aktualität. Alle Quellen werden kommentiert und lassen die einzelnen Persönlichkeiten vor unserem Auge lebendig werden. Eine Einführung stellt die über 300-jährige Geschichte der Türken in Berlin vor. Die Berichte prominenter noch lebender Augenzeugen über ihre Berliner Studienjahre in der Hitlerzeit runden den mit zahlreichen Fotos und Dokumenten versehenen Band ab.
Autorenporträt
Ingeborg Böer ist Diplom-Übersetzerin. Ruth Haerkötter ist promovierte Turkologin. Petra Kappert ist Professorin für Turkologie am Seminar für Geschichte und Kultur des Vorderen Orients der Universität Hamburg.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.08.2003

Alles getürkt

BERLIN. Kriegsschiffe aus aller Welt lagen in der Deutschen Bucht und warteten auf das Signal zur Einfahrt in den Kaiser-Wilhelm-Kanal. Der Kaiser persönlich nahm am 21. Juni 1895 die Schiffsparade zur Eröffnung der Wasserstraße ab. Auch das Osmanische Reich hat einen Kreuzer entsandt. Das stellte die Reichsmarine vor die schwere und in der Eile nicht zu lösende Frage, mit welcher Hymne die osmanische Delegation zu begrüßen sei. Man rettete sich aus der Verlegenheit, indem die Militärkapelle zackig "Guter Mond, du gehst so stille" intonierte. Das Ereignis soll im deutschen Zitatenschatz die aus der Rokokozeit stammenden Wendungen "einen Türken bauen" und "alles getürkt" verfestigt haben. Die zeitweise innige Freundschaft zwischen Türken und Deutschen hat eine lange Geschichte. Als im Juni 1878 der Berliner Kongreß unter dem Vorsitz von Fürst Bismarck über die Zukunft des Osmanischen Reiches beriet, lebten nur 41 Türken in Berlin. Aus sehr unterschiedlichen Perspektiven erlebten türkische Deutschlandreisende ihr Gastland. Respektvoll empfingen preußische Offiziere ihre türkischen Waffenbrüder, die zur Ausbildung nach Berlin und Potsdam kamen. Herablassung und Diskriminierung erlebten andere, die hier Arbeit oder Exil suchten. Sogar eine erfolgreiche türkische Unternehmerin, Rebia Tevfik Basokcu, die 1928 in ihrem Berliner Modeatelier 60 Näherinnen Arbeit gab, erfuhr Neid und Mißgunst. Als "verfluchte Ausländerin, die in unser Land kommt und unser Geld verdient", wurde die emanzipierte Türkin beschimpft. Zu dieser Zeit lebten knapp tausend Türken in Berlin. Als Rebia 1922 aus dem eleganten Paris nach Berlin kam, war sie entsetzt über den Anblick, der sich ihr Unter den Linden bot: "Die dicken, rosawangigen blonden deutschen Frauen eilen in Kleidern, die ihre überquellenden Leiber einzwängen, neben ihren Männern her, die meisten ohne Hut und Strümpfe." Zum Aufschwung des Berliner Chic trug Rebias Modehaus "Saadi" in den goldenen Zwanzigern schließlich erheblich mit bei. Die Erlebnisberichte und Beobachtungen von fünfunddreißig Türken, die zwischen 1871 und 1945 in Berlin lebten, arbeiteten, studierten oder zu Besuch weilten, lesen sich zu guten Teilen als erhellendes Kompendium über das deutsche Wesen. (Ingeborg Böer/Ruth Haerkötter/Petra Kappert [Herausgeber]: Türken in Berlin 1871-1945. Eine Metropole in den Erinnerungen osmanischer und türkischer Zeitzeugen. Verlag Walter de Gruyter, Berlin/New York 2002. 374 Seiten, 24,95 [Euro].)

JOCHEN STAADT

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"Die Erlebnisberichte und Beobachtungen von fünfunddreißig Türken [...] als erhellendes Kompendium über das deutsche Wesen."
FAZ, 04/08/2003

"Türken in Berlin ist ein wichtiges und interessantes Buch, sowohl für Leser in der Türkei, als auch für Leser in Deutschland. [...] eine unerlässliche und unerschöpfliche Quelle für alle, die sich mit den deutsch-türkischen Beziehungen beschäftgen."
Yüksel Kocadoru in: Arcadia 2/2005