Der Band resümiert Ergebnisse einer mehr als vierzigjährigen Beschäftigung des Autors mit der Schopenhauerschen Philosophie und ihrer verzweigten Wirkungsgeschichte. Dargestellt wird ebenso die Rezeption Schopenhauers während der formativen Periode der Frankfurter Schule als auch seine sachliche Bedeutung in zeitgenössischen Diskussionen. Diese beziehen sich einerseits auf Schopenhauers "idealistische Grundansicht", andererseits auf die doppelte, sie korrigierende Affinität seines Denkens zum Materialismus, der nicht nur in der Abhängigkeit des Intellekts von Hirnfunktionen zutage tritt, sondern - mehr noch - darin, daß Schopenhauer nicht zögert, sein Erklärungsprinzip des "Willens zum Leben" vom Organischen auf das Weltgeschehen insgesamt auszudehnen. Hieraus ergeben sich neue Sachbezüge zur Psychiatrie und zur Psychoanalyse Freuds, deren philosophische Seite der Autor nachdrücklich hervorhebt.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Recht angetan zeigt sich Rezensent Stefan Dornuf von Alfred Schmidts Studien über Schopenhauer. Kaum verwunderlich scheint es ihm, dass Schmidt als Exponent der Frankfurter Schule quasi nebenbei eine Skizze der geistigen Entwicklung des Instituts für Sozialforschung mitliefert. Wie er berichtet, sucht Schmidt die verweigerten Dialoge zwischen Schopenhauer und Hegel, Marx und Feuerbach postum fortzuführen. Dabei räume er auch Missverständnisse unter seinen Protagonisten aus. Dornuf hebt hervor, dass Schmidt trotz seiner Wertschätzung für Schopenhauer durchaus kritisch mit ihm ins Gericht geht, etwa wenn dieser dem Kritizismus Kants einen Vitalismus "aufpfropft", der den Naturphilosophen Schopenhauer in "unlösbare Konflikte" mit dem Epistemologen Schopenhauer stürzen lassen muss. Besonders lobenswert findet Dornuf, dass der Autor die verschiedenen Themenkreise "sorgfältig" auseinander hält, deren Vermengung Schopenhauers philosophiehistorische Einordnung traditionell erschwert hat.
© Perlentaucher Medien GmbH
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