Die Tierwelt spielte in den Texten und Zeichnungen der Neuen Frankfurter Schule von jeher eine bedeutende Rolle. Ob Gänse, Schweine, Eulen, Hunde, Bären ..., sie alle traten als Parodisten menschlicher Eigenarten auf.
Die Fotografin Anika Kempf ist nun noch einen Schritt weiter gegangen. Sie bat die Karikaturisten selbst, sich in ein Tier zu verwandeln und dieses mit einem Gedicht zu ehren. Daraus ist ein Bildband tierischen Humors und einfühlsamer Porträts entstanden.
Die Fotografin Anika Kempf ist nun noch einen Schritt weiter gegangen. Sie bat die Karikaturisten selbst, sich in ein Tier zu verwandeln und dieses mit einem Gedicht zu ehren. Daraus ist ein Bildband tierischen Humors und einfühlsamer Porträts entstanden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.12.2008Eine Stadt, wie sie im Buche steht
Bücher über Frankfurt sind für Verlage eine sichere Bank - wenn man davon in diesen Zeiten noch sprechen kann. Sie finden stets ein Publikum, und so ist die Zahl der Neuerscheinungen, die sich mit der Frankfurter Geschichte, Gegenwart und den Eigenheiten der Stadt befassen, in diesem Jahr wieder groß gewesen. Die "Frankfurter Allgemeine / Rhein-Main-Zeitung" stellt wie stets vor Weihnachten einige neue Bände zu Frankfurt vor - Bücher allesamt, die in jedem Fall klüger machen. Und manchmal sogar noch mehr: Lust auf diese Stadt.
DER GANZE EBBELWEI-ADEL, hier ist er versammelt: der Kanonesteppel, Solzer, Wagner, die Eulenburg, die Stalburg, die Sachsenhäuser Warte und all die anderen Wirtschaften hibbdebach und dribbdebach. Sogar Oma Rink ist dabei. Und Michi Herl schreibt, wie es war und wie es nie wieder sein wird. Sein Text ist eine Hommage an den Apfelwein und an Frankfurt - und das ist auch das ganze Buch. Die Autoren, echte Frankfurter und echte Eingeplackte, erzählen kleine Geschichten. Wie es so ist in ihrem Lieblingslokal, was man so isst, wen man so trifft, was man so babbelt - und überhaupt, warum es beim Schoppe so schön ist. Wer den Ebbelwei liebt, der wird auch dieses Buch lieben, egal ob Original oder Zugezogener. (bad.)
Jürgen Lentes (Hrsg.): "Beim Apfelwein. Frankfurter Wirtschaftsgeschichten", B3-Verlag, Frankfurt 2008, 24,90 Euro.
DIE FRANKFURTER JUDENGASSE war ein Getto. Eines der ersten und eines der letzten in Deutschland. 1462 mussten die Juden in eigens errichtete Häuser außerhalb der Stadtmauer umziehen, und erst im Gefolge der Französischen Revolution wurde der Gettozwang 1796 aufgehoben. 2004 haben sich Historiker bei einer Tagung über ihre Forschungsergebnisse über die Judengasse ausgetauscht, in diesem Buch sind sie für eine breitere Leserschaft aufbereitet. Man erfährt auf 365 Seiten viel über die Ethnographie und die sozialen Strukturen im Getto, über die Beziehungen zwischen Christen und Juden und natürlich auch etwas über die berühmteste jüdische Familie der Welt, die Rothschilds, die aus dem Getto stammt. (rieb.)
Fritz Backhaus, Gisela Engel, Robert Liberles und Margarete Schlüter: "Die Frankfurter Judengasse", Societäts-Verlag, Frankfurt 2008, 19,90 Euro.
DEN PALMENGARTEN kennt jeder. Den Grüneburgpark und die Taunusanlage auch. Wer aber ist mit jenen Parks und Grünflächen vertraut, die in Frankfurt in den vergangenen zehn Jahren neu entstanden sind? Wer kennt schon die Pläne für die Grünanlagen, die behutsam umgestaltet wurden wie etwa das Mainufer oder die Friedrich-Ebert-Anlage? Auf 80 Seiten erläutert dieser Band aus der Edition "Garten und Landschaft" die Konzeptionen all dieser Anlagen in übersichtlicher Form und lässt auch den Grüngürtel und den Regionalpark nicht unerwähnt. Außerdem listet die Autorin all jene Vorhaben auf, die Landschaftsarchitekten für private Auftraggeber kreiert haben, und gibt so einen guten Überblick über das aktuelle Schaffen dieser Zunft. (mch.)
Nadja Schuh: "Frankfurt - Ein Begleiter zu neuer Landschaftsarchitektur", Callwey Verlag, München 2008, 19,95 Euro.
DER FRANKFURTER FLUGHAFEN ist einer der wichtigsten Luftverkehrsknotenpunkte weltweit. Mehr als 50 Millionen Fluggäste reisen jedes Jahr über Rhein-Main - und manche erliegen der Faszination des mit Abstand größten Airports Deutschlands. Helmut Trunz versucht diese in seinem Buch einzufangen. Auf 208 Seiten gibt er einen Überblick über die Entwicklung der Luftfahrt in Frankfurt seit Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Auseinandersetzungen um die Startbahn West kommen dabei ebenso vor wie die legendäre Flughafen-Diskothek "Dorian Gray". Auch die geplante Nordwestlandebahn ist schon in Wort und Bild bedacht. Die reiche Bebilderung des Bandes leidet allerdings zuweilen unter dem sehr werblichen Charakter vieler Aufnahmen. (jor.)
Helmut Trunz: "Flughafen Frankfurt, Drehkreuz Europas", Motorbuch Verlag, Stuttgart 2008, 24,90 Euro.
MAN SCHREIBT DAS JAHR 1963, das neue Gebäude der Städtischen Bühnen wird eröffnet, und Generalintendant Harry Buckwitz zitiert Goethe: "Den lieb ich, der Unmögliches begehrt." In den folgenden Jahrzehnten tun die Frankfurter Dirigenten es dem Brecht-Freund nach und geben sich mit den Dingen selten zufrieden. Der frühere Kulturdezernent Hilmar Hoffmann erinnert sich in diesem Buch an Georg Solti, Christoph von Dohnányi, den er 1971 zum ersten Intendanten der vom Schauspiel getrennten Oper machte, und Michael Gielen. Auch die Jahre Gary Bertinis, Sylvain Cambrelings und Paolo Carignanis erstehen wieder aus dem Blick eines Mannes, der an vielen der geschilderten Ereignisse beteiligt war. Fotos und Statistiken ergänzen den Band. (balk.)
Hilmar Hoffmann: "Frankfurts Stardirigenten", Societäts-Verlag, Frankfurt 2008, 19,90 Euro.
"TOLL!", dachte das kleine Schwein, das sehr wohl zuguckte, als die Gans im Stiefel Kopfstand übte. Und so wie dem stillen Beobachter in F. K. Waechters berühmter Zeichnung geht es auch dem Leser dieses Fotobands durch den Kopf: Sinn hat das alles zwar keinen, aber toll ist es doch, wenn sich die Protagonisten der Neuen Frankfurter Schule in ihre Lieblingstiere verwandeln. Durch dieses Dschungelbuch schlängeln sich Greser und Lenz als Klapperschlange, Robert Gernhardt fletscht die Säbelzähne, und Pit Knorr lässt die Kolibriflügel flattern - um nur einige der wilden und wildentschlossenen Wesen zu nennen, denen ihre menschlichen Paten jeweils ein Gedicht widmen. (trau.)
Anika Kempf, Kathrin Hartmann: "Tukan, Gibbon, Klapperschlange. Ein Fotobuch mit famosen Gedichten der Neuen Frankfurter Schule", B3 Verlag, Frankfurt 2008, 19,90 Euro.
SO SCHNELL WIE FRANKFURT verändert wohl keine andere westdeutsche Großstadt ihr Äußeres, nirgends sonst ist der Zyklus von Bau, Abriss und Neubau so kurz. Und so gibt es einen stetigen Bedarf an aktuellen Architekturführern. Es trifft sich also gut, dass drei Absolventen der Fachhochschule Wiesbaden jetzt ein handliches Buch vorgelegt haben, das einen Überblick über die wichtigsten Neubauten der vergangenen zehn Jahre erlaubt - vom Einfamilienhaus bis zum Büroturm. Qualität nennen die Autoren als Auswahlkriterium für die 92 vorgestellten Arbeiten, die nach Stadtteilen sortiert sind. In ihren kurzen Texten belassen sie es allerdings dabei, über die Grundidee des Entwurfs zu informieren. Karten weisen den Weg zu den Gebäuden. (ale.)
Andrea Cünzer, Steffi Helm, Moritz Kleisinger: "Neue Architektur in Frankfurt am Main", Junius-Verlag, Hamburg 2008, 22,90 Euro.
OBERBÜRGERMEISTERIN ROTH hat die Stadt, deren gewähltes Oberhaupt sie ist, schon immer besonders gern mit New York verglichen. Und so ist es nur konsequent, dass sie zu Ines Sticklers Buch "Mainhattan Manhattan" ein Vorwort geschrieben hat. Auf 216 Seiten porträtiert die Autorin nämlich 14 Menschen, die entweder vom Hudson an den Main gekommen oder von Frankfurt nach New York gegangen sind - und zeigt dabei en passant, dass die beiden Metropolen, so unterschiedlich sie auch sind, doch auch vieles verbindet: Beide Städte sind wichtige Finanzplätze, beide sind Verkehrsknotenpunkte, und beide sind geprägt von einer multi- kulturellen Gesellschaft und einem toleranten Miteinander. (bad.)
Ines Stickler: "Mainhattan Manhattan. Lebensgeschichten aus zwei Metropolen", B3 Verlag, Frankfurt 2008, 19,90 Euro.
ER KAM NACH FRANKFURT in der Hoffnung auf die Linderung diverser Leiden. Doch nachdem er das Ziel seiner Reise im Herbst 1932 erreicht hatte, überließ sich Ahmet Hasim nicht seinen deutschen Ärzten, ihrem Wissen sowie ihren Hygienestandards und Behandlungsmethoden. Der türkische Autor warf vielmehr einen aufmerksamen Blick auf das Land, in dem er sich aufhielt, und schickte Reiseberichte nach Hause, die in namhaften Zeitungen erschienen. Das Bild des Deutschen Reiches, das sie zeichneten, wirkte sich später noch auf die türkische Wahrnehmung der Bundesrepublik aus. Zur diesjährigen Buchmesse sind Hasims Berichte aus einem Land kurz vor dem Sieg des Nationalsozialismus zum ersten Mal auf Deutsch erschienen - in einem Frankfurter Verlag. (balk.)
Ahmet Hasim: "Frankfurter Reisebericht", Literaturca Verlag, Frankfurt 2008, 16,50 Euro.
KURZ WÄHRTE DIE STUNDE NULL bei der Frankfurter Post. Schon Anfang April 1945 fanden sich im Postamt 1 an der Schillerstraße Beamte ein, um den Betrieb wiederaufzubauen. Im Juli wurde der Versand von Postkarten ins Umland erlaubt, und es erschien wieder ein Telefonbuch, elf Seiten dick, mit 300 Anschlüssen. Doch in der langen Geschichte der Post in Frankfurt war auch dies nur Episode. Wer genau wissen will, wie 1624 ein Postmeister wegen zu hohen Portos Ärger auf sich zog, wie 1742 eine Kaiserkrönung den Fahrpostdienst behinderte und wie 1839 die ersten Landbriefträger für die Zustellung etwa in Fechenheim eingestellt wurden, kann dies in diesem umfangreichen Band nachlesen. (mak.)
Karl Heinz Kremer: "Chronik der Post in Frankfurt am Main", hg. von Karlheinz Nickels und Heinrich Mimberg, Eigenverlag 2008, 30 Euro (zu beziehen über www.philabooks.com).
IM TRAUM erscheint Hendrik Nachtsheim ein hessisch babbelnder Engel. Bei Äppler und Handkäs - eine Nahrung, die die eine Hälfte des Duos "Badesalz" auch dem Frankfurter Brasilianer Caio empfiehlt - gestattet der Engel ihm drei uneigennützige Wünsche. Der gute Henni wünscht sich mehr Anerkennung für die Hessen, ein Nacktfahrradrennen bei den Olympischen Spielen und das "Ende des Glaubenskrieges" zwischen Frankfurt und Offenbach. Der Engel ist begeistert, und Henni kann noch einen persönlichen Wunsch äußern: ein Buch mit seinen Kolumnen über die Siege und Niederlagen der Eintracht. Wer's nicht glaubt, der muss es lesen, dieses wunderbare, ebenso komische wie tieftraurige Werk eines echten Fans. (bad.)
Hendrik Nachtsheim: "Den Schal enger schnallen und in die Ohren spucken", Societäts-Verlag, Frankfurt 2008, 12,80 Euro.
DIE LIEBE ist ein seltsames Spiel - auch in Frankfurt. Was Liebende am Main in den vergangenen Jahrhunderten trennte und vereinte, hat Silke Wustmann zusammengetragen. Seit vielen Jahren führt die junge Stadtführerin Besucher durch Frankfurt. Sie kennt sich aus mit Orten und Menschen und weiß, wer in heute oft verschwundenen Häusern gelebt, gelitten und geliebt hat. Sie lässt die Glücklichen und die Unglücklichen am Leser vorbeiziehen und versammelt die, deren Leben noch heute zum Anekdotenschatz gehört, und jene, auf die niemand gekommen wäre. Zu Letzteren zählen Otto von Bismarck und seine Frau Johanna. Aber gerade das Beispiel der beiden Preußen zeigt, dass man in Frankfurt sehr glücklich sein kann. (balk.)
Silke Wustmann: "Frankfurter Liebespaare - Romantisches und Tragisches aus 1200 Jahren", B3 Verlag, Frankfurt 2008, 16,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Bücher über Frankfurt sind für Verlage eine sichere Bank - wenn man davon in diesen Zeiten noch sprechen kann. Sie finden stets ein Publikum, und so ist die Zahl der Neuerscheinungen, die sich mit der Frankfurter Geschichte, Gegenwart und den Eigenheiten der Stadt befassen, in diesem Jahr wieder groß gewesen. Die "Frankfurter Allgemeine / Rhein-Main-Zeitung" stellt wie stets vor Weihnachten einige neue Bände zu Frankfurt vor - Bücher allesamt, die in jedem Fall klüger machen. Und manchmal sogar noch mehr: Lust auf diese Stadt.
DER GANZE EBBELWEI-ADEL, hier ist er versammelt: der Kanonesteppel, Solzer, Wagner, die Eulenburg, die Stalburg, die Sachsenhäuser Warte und all die anderen Wirtschaften hibbdebach und dribbdebach. Sogar Oma Rink ist dabei. Und Michi Herl schreibt, wie es war und wie es nie wieder sein wird. Sein Text ist eine Hommage an den Apfelwein und an Frankfurt - und das ist auch das ganze Buch. Die Autoren, echte Frankfurter und echte Eingeplackte, erzählen kleine Geschichten. Wie es so ist in ihrem Lieblingslokal, was man so isst, wen man so trifft, was man so babbelt - und überhaupt, warum es beim Schoppe so schön ist. Wer den Ebbelwei liebt, der wird auch dieses Buch lieben, egal ob Original oder Zugezogener. (bad.)
Jürgen Lentes (Hrsg.): "Beim Apfelwein. Frankfurter Wirtschaftsgeschichten", B3-Verlag, Frankfurt 2008, 24,90 Euro.
DIE FRANKFURTER JUDENGASSE war ein Getto. Eines der ersten und eines der letzten in Deutschland. 1462 mussten die Juden in eigens errichtete Häuser außerhalb der Stadtmauer umziehen, und erst im Gefolge der Französischen Revolution wurde der Gettozwang 1796 aufgehoben. 2004 haben sich Historiker bei einer Tagung über ihre Forschungsergebnisse über die Judengasse ausgetauscht, in diesem Buch sind sie für eine breitere Leserschaft aufbereitet. Man erfährt auf 365 Seiten viel über die Ethnographie und die sozialen Strukturen im Getto, über die Beziehungen zwischen Christen und Juden und natürlich auch etwas über die berühmteste jüdische Familie der Welt, die Rothschilds, die aus dem Getto stammt. (rieb.)
Fritz Backhaus, Gisela Engel, Robert Liberles und Margarete Schlüter: "Die Frankfurter Judengasse", Societäts-Verlag, Frankfurt 2008, 19,90 Euro.
DEN PALMENGARTEN kennt jeder. Den Grüneburgpark und die Taunusanlage auch. Wer aber ist mit jenen Parks und Grünflächen vertraut, die in Frankfurt in den vergangenen zehn Jahren neu entstanden sind? Wer kennt schon die Pläne für die Grünanlagen, die behutsam umgestaltet wurden wie etwa das Mainufer oder die Friedrich-Ebert-Anlage? Auf 80 Seiten erläutert dieser Band aus der Edition "Garten und Landschaft" die Konzeptionen all dieser Anlagen in übersichtlicher Form und lässt auch den Grüngürtel und den Regionalpark nicht unerwähnt. Außerdem listet die Autorin all jene Vorhaben auf, die Landschaftsarchitekten für private Auftraggeber kreiert haben, und gibt so einen guten Überblick über das aktuelle Schaffen dieser Zunft. (mch.)
Nadja Schuh: "Frankfurt - Ein Begleiter zu neuer Landschaftsarchitektur", Callwey Verlag, München 2008, 19,95 Euro.
DER FRANKFURTER FLUGHAFEN ist einer der wichtigsten Luftverkehrsknotenpunkte weltweit. Mehr als 50 Millionen Fluggäste reisen jedes Jahr über Rhein-Main - und manche erliegen der Faszination des mit Abstand größten Airports Deutschlands. Helmut Trunz versucht diese in seinem Buch einzufangen. Auf 208 Seiten gibt er einen Überblick über die Entwicklung der Luftfahrt in Frankfurt seit Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Auseinandersetzungen um die Startbahn West kommen dabei ebenso vor wie die legendäre Flughafen-Diskothek "Dorian Gray". Auch die geplante Nordwestlandebahn ist schon in Wort und Bild bedacht. Die reiche Bebilderung des Bandes leidet allerdings zuweilen unter dem sehr werblichen Charakter vieler Aufnahmen. (jor.)
Helmut Trunz: "Flughafen Frankfurt, Drehkreuz Europas", Motorbuch Verlag, Stuttgart 2008, 24,90 Euro.
MAN SCHREIBT DAS JAHR 1963, das neue Gebäude der Städtischen Bühnen wird eröffnet, und Generalintendant Harry Buckwitz zitiert Goethe: "Den lieb ich, der Unmögliches begehrt." In den folgenden Jahrzehnten tun die Frankfurter Dirigenten es dem Brecht-Freund nach und geben sich mit den Dingen selten zufrieden. Der frühere Kulturdezernent Hilmar Hoffmann erinnert sich in diesem Buch an Georg Solti, Christoph von Dohnányi, den er 1971 zum ersten Intendanten der vom Schauspiel getrennten Oper machte, und Michael Gielen. Auch die Jahre Gary Bertinis, Sylvain Cambrelings und Paolo Carignanis erstehen wieder aus dem Blick eines Mannes, der an vielen der geschilderten Ereignisse beteiligt war. Fotos und Statistiken ergänzen den Band. (balk.)
Hilmar Hoffmann: "Frankfurts Stardirigenten", Societäts-Verlag, Frankfurt 2008, 19,90 Euro.
"TOLL!", dachte das kleine Schwein, das sehr wohl zuguckte, als die Gans im Stiefel Kopfstand übte. Und so wie dem stillen Beobachter in F. K. Waechters berühmter Zeichnung geht es auch dem Leser dieses Fotobands durch den Kopf: Sinn hat das alles zwar keinen, aber toll ist es doch, wenn sich die Protagonisten der Neuen Frankfurter Schule in ihre Lieblingstiere verwandeln. Durch dieses Dschungelbuch schlängeln sich Greser und Lenz als Klapperschlange, Robert Gernhardt fletscht die Säbelzähne, und Pit Knorr lässt die Kolibriflügel flattern - um nur einige der wilden und wildentschlossenen Wesen zu nennen, denen ihre menschlichen Paten jeweils ein Gedicht widmen. (trau.)
Anika Kempf, Kathrin Hartmann: "Tukan, Gibbon, Klapperschlange. Ein Fotobuch mit famosen Gedichten der Neuen Frankfurter Schule", B3 Verlag, Frankfurt 2008, 19,90 Euro.
SO SCHNELL WIE FRANKFURT verändert wohl keine andere westdeutsche Großstadt ihr Äußeres, nirgends sonst ist der Zyklus von Bau, Abriss und Neubau so kurz. Und so gibt es einen stetigen Bedarf an aktuellen Architekturführern. Es trifft sich also gut, dass drei Absolventen der Fachhochschule Wiesbaden jetzt ein handliches Buch vorgelegt haben, das einen Überblick über die wichtigsten Neubauten der vergangenen zehn Jahre erlaubt - vom Einfamilienhaus bis zum Büroturm. Qualität nennen die Autoren als Auswahlkriterium für die 92 vorgestellten Arbeiten, die nach Stadtteilen sortiert sind. In ihren kurzen Texten belassen sie es allerdings dabei, über die Grundidee des Entwurfs zu informieren. Karten weisen den Weg zu den Gebäuden. (ale.)
Andrea Cünzer, Steffi Helm, Moritz Kleisinger: "Neue Architektur in Frankfurt am Main", Junius-Verlag, Hamburg 2008, 22,90 Euro.
OBERBÜRGERMEISTERIN ROTH hat die Stadt, deren gewähltes Oberhaupt sie ist, schon immer besonders gern mit New York verglichen. Und so ist es nur konsequent, dass sie zu Ines Sticklers Buch "Mainhattan Manhattan" ein Vorwort geschrieben hat. Auf 216 Seiten porträtiert die Autorin nämlich 14 Menschen, die entweder vom Hudson an den Main gekommen oder von Frankfurt nach New York gegangen sind - und zeigt dabei en passant, dass die beiden Metropolen, so unterschiedlich sie auch sind, doch auch vieles verbindet: Beide Städte sind wichtige Finanzplätze, beide sind Verkehrsknotenpunkte, und beide sind geprägt von einer multi- kulturellen Gesellschaft und einem toleranten Miteinander. (bad.)
Ines Stickler: "Mainhattan Manhattan. Lebensgeschichten aus zwei Metropolen", B3 Verlag, Frankfurt 2008, 19,90 Euro.
ER KAM NACH FRANKFURT in der Hoffnung auf die Linderung diverser Leiden. Doch nachdem er das Ziel seiner Reise im Herbst 1932 erreicht hatte, überließ sich Ahmet Hasim nicht seinen deutschen Ärzten, ihrem Wissen sowie ihren Hygienestandards und Behandlungsmethoden. Der türkische Autor warf vielmehr einen aufmerksamen Blick auf das Land, in dem er sich aufhielt, und schickte Reiseberichte nach Hause, die in namhaften Zeitungen erschienen. Das Bild des Deutschen Reiches, das sie zeichneten, wirkte sich später noch auf die türkische Wahrnehmung der Bundesrepublik aus. Zur diesjährigen Buchmesse sind Hasims Berichte aus einem Land kurz vor dem Sieg des Nationalsozialismus zum ersten Mal auf Deutsch erschienen - in einem Frankfurter Verlag. (balk.)
Ahmet Hasim: "Frankfurter Reisebericht", Literaturca Verlag, Frankfurt 2008, 16,50 Euro.
KURZ WÄHRTE DIE STUNDE NULL bei der Frankfurter Post. Schon Anfang April 1945 fanden sich im Postamt 1 an der Schillerstraße Beamte ein, um den Betrieb wiederaufzubauen. Im Juli wurde der Versand von Postkarten ins Umland erlaubt, und es erschien wieder ein Telefonbuch, elf Seiten dick, mit 300 Anschlüssen. Doch in der langen Geschichte der Post in Frankfurt war auch dies nur Episode. Wer genau wissen will, wie 1624 ein Postmeister wegen zu hohen Portos Ärger auf sich zog, wie 1742 eine Kaiserkrönung den Fahrpostdienst behinderte und wie 1839 die ersten Landbriefträger für die Zustellung etwa in Fechenheim eingestellt wurden, kann dies in diesem umfangreichen Band nachlesen. (mak.)
Karl Heinz Kremer: "Chronik der Post in Frankfurt am Main", hg. von Karlheinz Nickels und Heinrich Mimberg, Eigenverlag 2008, 30 Euro (zu beziehen über www.philabooks.com).
IM TRAUM erscheint Hendrik Nachtsheim ein hessisch babbelnder Engel. Bei Äppler und Handkäs - eine Nahrung, die die eine Hälfte des Duos "Badesalz" auch dem Frankfurter Brasilianer Caio empfiehlt - gestattet der Engel ihm drei uneigennützige Wünsche. Der gute Henni wünscht sich mehr Anerkennung für die Hessen, ein Nacktfahrradrennen bei den Olympischen Spielen und das "Ende des Glaubenskrieges" zwischen Frankfurt und Offenbach. Der Engel ist begeistert, und Henni kann noch einen persönlichen Wunsch äußern: ein Buch mit seinen Kolumnen über die Siege und Niederlagen der Eintracht. Wer's nicht glaubt, der muss es lesen, dieses wunderbare, ebenso komische wie tieftraurige Werk eines echten Fans. (bad.)
Hendrik Nachtsheim: "Den Schal enger schnallen und in die Ohren spucken", Societäts-Verlag, Frankfurt 2008, 12,80 Euro.
DIE LIEBE ist ein seltsames Spiel - auch in Frankfurt. Was Liebende am Main in den vergangenen Jahrhunderten trennte und vereinte, hat Silke Wustmann zusammengetragen. Seit vielen Jahren führt die junge Stadtführerin Besucher durch Frankfurt. Sie kennt sich aus mit Orten und Menschen und weiß, wer in heute oft verschwundenen Häusern gelebt, gelitten und geliebt hat. Sie lässt die Glücklichen und die Unglücklichen am Leser vorbeiziehen und versammelt die, deren Leben noch heute zum Anekdotenschatz gehört, und jene, auf die niemand gekommen wäre. Zu Letzteren zählen Otto von Bismarck und seine Frau Johanna. Aber gerade das Beispiel der beiden Preußen zeigt, dass man in Frankfurt sehr glücklich sein kann. (balk.)
Silke Wustmann: "Frankfurter Liebespaare - Romantisches und Tragisches aus 1200 Jahren", B3 Verlag, Frankfurt 2008, 16,90 Euro.
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