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Mit Hilfe schiffbrüchiger Norweger baut König Tulle von Tulavall ein seetüchtiges Schiff und segelt in den geheimnisumwobenen Süden, um seine Mutter zu suchen. Sie soll im Nebel verschwunden sein, als er klein war, hat ihm aber einen Gürtel, aus ihren eigenen Haaren gewebt, hinterlassen, dem eine magische Kraft innezuwohnen scheint. An fremdem, menschenleerem Gestade landen Tulle und seine Gefolgsleute. Beim Erkunden des Landesinneren werden sie aus dem Hinterhalt angegriffen. Egil, Tulles treuester Gefährte, wird schwer verwundet; Tulle bleibt zurück, um ihn zu pflegen, und schickt seine…mehr

Produktbeschreibung
Mit Hilfe schiffbrüchiger Norweger baut König Tulle von Tulavall ein seetüchtiges Schiff und segelt in den geheimnisumwobenen Süden, um seine Mutter zu suchen. Sie soll im Nebel verschwunden sein, als er klein war, hat ihm aber einen Gürtel, aus ihren eigenen Haaren gewebt, hinterlassen, dem eine magische Kraft innezuwohnen scheint. An fremdem, menschenleerem Gestade landen Tulle und seine Gefolgsleute. Beim Erkunden des Landesinneren werden sie aus dem Hinterhalt angegriffen. Egil, Tulles treuester Gefährte, wird schwer verwundet; Tulle bleibt zurück, um ihn zu pflegen, und schickt seine Männer mit dem Schiff nach Hause, um Hilfe zu holen. Aber Egil stirbt, und an dieser Schuld trägt Tulle schwer. Halb verhungert und entkräftet findet ihn der alte Zauberer des Kaas-Volkes und pflegt ihn gesund. Doch als dessen Begehrlichkeit nach Tulles magischem Gürtel allzu groß wird, flieht Tulle auf einem behelfsmäßigen Floß. Vom geflügelten Pferd, das einst schon seinen Vater Sigulf durch die Lüfte trug, gezogen, fährt das Floß noch weiter gen Süden. Doch ehe Tulle wieder zu seiner Königin Libite, deren einer Fuß eine Fuchspfote ist, zurückkehren darf, muß er noch viele harte Proben und Abenteuer bestehen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.09.1996

Wie altnordische Gesänge
Die Kinderliteratur der Irmelin Sandman Lilius

Natürlich ist dieses Tullaval ein imaginärer Ort, der sich aus vielen Lebensstationen der Irmelin Sandman Lilius zusammensetzt. Aber für die Autorin bedeutet Schreiben, vom Unsichtbaren ins Sichtbare zu übersetzen. Und so, wie Tullaval sichtbar geworden ist, muß es irgendwo an der Südküste Finnlands liegen, dort, wo auch die Autorin seit langem lebt. In Tullaval kann offenbar alles geschehen, Reales und Irreales, Vergangenes und Gegenwärtiges: "Hast du schon einmal von Simurgh gehört? Mit dem einen Auge schaut er in die Zukunft, mit dem anderen sieht er in die Vergangenheit."

In "König Tulle" und seiner Fortsetzung, "Tulles Reise nach Süden", wird von der legendären Gründung des Ortes in alter Zeit erzählt. Hier klingen Eigenart und Märchenmotive der altnordischen "Kalevala"-Gesänge an. "Bonadea", die Geschichte des eigenwillig sich selbst versorgenden Waisenmädchens - vielleicht das schönste Tullaval-Buch - spielt in der Zeit um 1880, als Finnland noch nicht selbständig, sondern russischer Vasallenstaat war. Tulles Zeit ist nun längst schon Legende, und die Leute haben andere Sorgen. In der anschließenden Trilogie, in der auch Bonadea wiederauftaucht, stehen die Kinder der armen Halter-Familie im Mittelpunkt. Bislang ist allerdings mit "Goldkronengasse" nur der erste Band davon im Deutschen erschienen. Wie fast überall im Werk der Erzählerin verwebt sich auch hier reale Gegenwart mit phantastischer Vergangenheit: Vater Halter ist ein Invalide, der nach seinem Unfall Märchen zu erzählen begann. Die Kinder vermuten, "daß ein Teil seiner Seele durch das Loch im Kopf hinausgeflogen war und jetzt sowohl in dieser Welt als auch in allen möglichen anderen Welten umherschwebte".

Wie sich längst Vergangenes mit der Gegenwart verwebt, erlebt der Leser in dem Roman "Der Teppich aus Kars": Die elfjährige Anna Linda aus Tullaval taucht in die Erinnerungen eines alten kaukasischen Teppichs ein und wird zur Mitspielerin in einem Abenteuer, das schon dreißig Jahre zuvor, nämlich 1855, nach der russischen Eroberung Kaukasiens stattgefunden hat.

Eigentlich erfüllen die Romane der Irmelin Sandman Lilius alle Erwartungen an gute Literatur für Kinder und Jugendliche: Sie sind originell und erzählerisch gewandt, dazu in einer sorgfältigen, poetisch konzentrierten Sprache geschrieben, die in der Übersetzung von Birgitta Kicherer gut aufgehoben zu sein scheint. Man fragt sich also, warum unter den fünf großen skandinavischen Dichterinnen für Kinder - Astrid Lindgren und Maria Gripe aus Schweden, Cecil BØdker aus Dänemark, Tove Jansson und Irmelin Sandman Lilius aus Finnland - gerade sie selbst die unbekannteste geblieben ist.

Vielleicht liegt es an der getragenen Syntax, vielleicht an der Tatsache, daß sich Sandman Lilius mit ihrer einen großen Geschichte an unterschiedliche Lesealter wendet, gewiß aber auch an manch prächtigem, doch ungewohntem Lyrismus. Für den "Teppich aus Kars", ihren umfangreichsten Roman, benötigen Jugendliche, die gern, aber eben auch schnell lesen, trotz des spannenden Stoffs eine besondere Geduld. Wer sie aufbringt - sei er Jugendlicher oder Erwachsener -, wird freilich mit einer unerhörten, lang haftenden Geschichte beschenkt, die durchaus etwas von der Leuchtkraft jener Träume kurz vor dem Aufwachen hat, die so eigentümlich realistisch sind. KLAUS SEEHAFER Irmelin Sandman Lilius: "König Tulle". 1993. 152 S., kart., 14,80 DM; "Tulles Reise nach Süden". 1994. 141 S., kart., 14,80 DM; "Der Teppich aus Kars". 1995. 304 S., geb., 32,- DM; "Bonadea. Das Versteck im Dach". 1982. 150 S., geb. 26,-DM; "Goldkronengasse". 1985. 129 S., geb., 26,- DM. Alle Titel aus dem Schwed. von Birgitta Kicherer. Verlage Urachhaus / Freies Geistesleben, Stuttgart.

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