Mittler zwischen der arabischen Welt, Europa und Afrika Hannibal und Scipio. Berber und Vandalen, Sarazenen und Kreuzfahrer, französische Colons und arabische Freiheitskämpfer - sie alle haben Spuren hinterlassen und Tunesien zum tolerantesten und weltoffensten Staat Nordafrikas gemacht. Hier stand die Wiege des lateinischen Christentums zu einer Zeit, da in Rom selbst noch griechisch gepredigt wurde. Hier steht die viertheiligste Stätte des Islams, hier liegt der bedeutendste jüdische Wallfahrtsort außerhalb Israels. Lucian O. Meysels - einer der profundesten Kenner der Region - beschränkt sich nicht auf Zeugnisse der älteren und jüngeren Geschichte, sondern skizziert den Werdegang eines Landes, das - dank wirtschaftlichen und sozialen Fortschritts - entschlossen ist, sich einen Weg in die Zukunft zu schaffen. Mit einem Vorwort von Kurt Waldheim.
"Tunesien" von Anne Brakemeier (Text) und Hans-Georg Roth (Fotos). Umschau Verlag, Frankfurt am Main 1995. 144 Seiten mit etwa 120 Farbfotos und einer Karte, gebunden mit Schutzumschlag, Format 24 x 30 cm, 68 Mark.
ISBN 3-524-67063-6.
Die Länderreihe aus dem Umschau Verlag, die hausintern etwas schnöde, am Preis orientiert, "die 68er Bücher" genannt wird, hat ein neues Konzept. Es geht darum, daß Text und Bilder gleichwertig nebeneinanderstehen. Das haben zwar schon viele Verlage von Bildbänden angestrebt, erreicht wurde es selten; schwerfällt vor allem das Durchhalten des Konzepts. Der eben erschienene Tunesien-Band könnte als Muster gelten, denn er ist tatsächlich Bildband und Lesebuch in einem. Die Gewichte sind gleichmäßig verteilt. Es gibt Bilder, die vor allem Vergnügen machen zum Ansehen - wie etwa das doppelseitige Foto vom alten Fischerhafen von Bizerte -, und es gibt Bilder, die vorwiegend der Information und der Illustration des Textes dienen, was nicht heißen soll, diese Bilder seien nicht ansehenswert. Arabische Länder sind für jeden Fotografen ein Fest, die Menschen, die Häuser, die Orte, die Landschaft. Hans-Georg Roth, der Tunesien von vielen Reisen kennt, wußte, wo er fotografieren muß. Das gleiche gilt von der Autorin Anne Brakemeier. Zu rühmen ist vor allem, daß sie die wenig besuchten Landschaften Tunesiens - wie im Norden das Hinterland von Tabarka oder im tiefen Süden den Übergang zur großen Wüste - treffend beschreibt; obwohl sie gerade hier auch etwas ausführlicher hätte sein dürfen. Das Buch zusammengefaßt: Tunesien ist ein großes und vielgestaltiges Land, von dem für Touristen leider nur ein kleiner Strandstreifen erschlossen ist. Dem Buch fehlt leider ein Register, und die Karte ist ziemlich blaß und lieblos geraten. (Sr.)
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