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Eine Stadt tief unter der Erde. Eine dunkle Welt, bevölkert von geheimnisvollen Wesen und Menschen, die seit über hundert Jahren in der Finsternis leben - unter der Herrschaft der skrupellosen Styx. Als Will und sein Freund Chester, auf der Suche nach seinem verschollenen Vater, in diese Welt geraten, ahnen sie nicht, dass niemand die Kolonie jemals wieder verlassen darf. Und dass die Häscher der Styx sie längst erwarten... www.tunnel-das-buch.de
Fantasy-Schmöker aus England
KRACK! Die Spitzhacke traf auf den Erdwall, bohrte sich tief in die Lehmschicht und blieb mit dumpfem Dröhnen stecken.” So haben wir als Forscher, Abenteurer und Tunnelgräber alle mal in der Kindheit angefangen, mit Hacke und Spaten. Die meisten scheiterten aber kurze Zeit später an der Widerspenstigkeit des Lehms oder an der Angst vor der Dunkelheit. Zum Glück, denn ein solch stabiles Stützbalkensystem wie es Dr. Burrows und sein Sohn Will (14 Jahre alt) im Tunnel, einem auf drei Bände angelegten Fantasy-Science-Fiction-Epos bauen, kann kein Laie zusammenzimmern. Hier sind Tunnelprofis am Werk, die sich Meter für Meter in den Untergrund Londons hacken, schaufeln, bohren und schrauben.
Die traditionelle Magie der Subkulturen unterhalb des „Hellgate London” ist ein immer wieder dankbares literarisches Thema und das Fundament des Erfolgs des ungleichen Autorengespanns – Gordon ist gelernter Investmentbanker, Williams Bildender Künstler. Zuerst erschien Band 1 – Das Licht der Finsternis - im Selbstverlag. Dann kam Barry Cunningham, der Entdecker und Verleger Joanne K. Rowlings. So wurde aus Tunnels ein internationaler Bestseller, inzwischen in 38 Ländern. Denn, wie Dachkammern in alten Häusern, verborgene Winkel in Hinterhöfen, hat das Unterirdische eine magische Anziehungskraft. Ein zweites Erfolgskriterium sind die etwas derangiert wirkenden Hauptpersonen. Dr. Burrows etwa ist trotz exzellenten Fachwissens in Geschichte und Archäologie nichts weiter als der missachtete Leiter eines heruntergekommenen Naturkundemuseums. Seine Frau gab eine Karriere als Medienwissenschaftlerin auf und sitzt den ganzen Tag zu Hause zappend vor der Glotze. Und die seltsamen Kinder Will und Rebecca könnten unterschiedlicher nicht sein. Schließlich das Milieu: Ein verschlafener Londoner Vorort. Gleichförmige Ziegelsteinsiedlungen, verlassene U-Bahnhöfe, gemauerte Schächte, die in unendliche Tiefen führen, in denen sich ein gleichermaßen phantastisches wie bedrohliches zweites London auftut – in georgianischer Zeit. Dort herrscht eine Gruppe bleichgesichtiger menschlicher Wesen mit faschistoiden Methoden und mit religiösem Gebaren über die „Kolonisten”, die sich vor langer Zeit von der Erdoberfläche zurückgezogen haben.
Wir ahnen bereits am Ende des ersten Bandes, dass die wackeren Helden noch viel tiefer ins Erdinnere vordringen werden, dorthin, wo die Verbannten hausen. So stoßen sie vor, Richtung Mittelpunkt der Erde, wie einst Jules Verne, nur noch etwas wort- und ereignisreicher. Will und Dr. Burrows erinnern ein bisschen an Indiana Jones & Vater. Die Geschichte ist zielorientiert erzählt. Es gibt ein paar Umwege und Sackgassen, aber ansonsten geht es geradewegs nach unten und hoffentlich eines Tages wieder hoch (der eben in Großbritannien erschienene zweite Band heißt „Deeper”). Wir werden zwar nicht Zeugen eines einzigartigen literarischen Ereignisses, aber Nutznießer eines über weite Tunnelstrecken sehr spannend erzählten Schmökers. (ab 11 Jahre) SIGGI SEUSS
RODERICK GORDON, BRIAN WILLIAMS: Tunnel – Das Licht der Finsternis. Aus dem Englischen von Franca Fritz und Heinrich Koop. Arena Verlag 2008. 504 Seiten, 17,95 Euro.
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