In 1945 a small group of brilliant engineers and mathematicians gathered at the Institute for Advanced Study in Princeton, determined to build a computer that would make Alan Turing's theory of a 'universal machine' reality. This bok is the story behind how the PC, ipod, smartphone and almost every aspect of modern life came into being.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.10.2014Hokuspokus Algorithmus
Von der mathematischen Idee zum Computer: George Dyson erzählt, wem wir das Digitalzeitalter zu verdanken haben.
Von Dietmar Dath
Vom todernsten Kriegsspiel der großen Mächte übers Warentermingeschehen an den Börsen bis zur Abschätzung von Ausbreitungsgeschwindigkeiten epidemischer Krankheiten wird der Computer heute als Werkzeug zur Inbesitznahme des Kommenden verstanden und genutzt. Es gibt zu jeder Situation mehr als eine mögliche Zukunft, und weil man das, was sehr komplexe Situationen ausmacht, nicht alles im Kopf behalten und dann auch noch prognostisch prozessieren kann (eins hin, fünf im Sinn), überlässt man das "number crunching" und "brute force computing" den Automaten.
Weniger bekannt als diese inzwischen alltagsübliche Lage ist, dass sie nur die Hälfte eines symmetrischen Bildes darstellt: Aus der Gegenwart folgen nicht nur mit unterschiedlicher Wahrscheinlichkeit viele verschiedene Zukünfte, sie kann sich auch, mit ebenso breit gestreuter Plausibilität, mehr als einer Vergangenheit verdanken - das Gegebene allein verrät selten zwingend, was ihm so alles vorausging.
Als historische statt futurologische Instrumente benutzen heutige Rechner vor allem die Paläobiologie, die vergangene Gensequenzen aus heutigen zurückrechnet, die Vorgeschichte der Rechner selbst dagegen wird weit seltener diskutiert als das, was uns ihretwegen alles bevorsteht - obwohl die Evolutionsforschung der Maschinen vor der naturgeschichtlichen den reizvollen Vorteil genießt, dass wir die Namen der Schöpfer des Apparategenoms kennen und sie uns erhellende Dokumente über ihr Wissen, Können, Treiben und Wollen hinterlassen haben.
George Dyson nimmt sich diese Dokumente in seiner gründlichen, aber nie faktenhubernden oder detailkrämernden Studie "Turings Kathedrale" so gewissenhaft vor wie Darwin seine Blüten und Vogelschnäbel, aus dem einzigen Gesichtspunkt, der geeignet ist, die Vorgeschichte des Computers, wie wir ihn kennen, anders und schlüssiger zu organisieren als über öde Guinnessbuch-Prioritätenwettlaufergebnisse (à la "Hat dieser als Erster einen Schalter gebastelt", "Hat jener als Erster ein Programm geschrieben" oder "Was verdanken wir alles Konrad Zuse?").
Der Computer ist die gegenständlich gewordene Wahrheit einer mathematischen Idee. Über deren Anlass und ihre Weiterungen, also die Arbeit von Alan Turing, John von Neumann und anderen großen Ermöglichern des heutigen Sachstands, der eben nicht nur ein technischer, sondern zugleich ein Erkenntnisstand ist, wird man kaum irgendwo mit weniger Gleichungs- oder Programmsprachenballast unterrichtet als in diesem schönen Buch, das nebenbei, über die Engführung einer Erzählung von der Entwicklung der schlimmsten Bomben, die es je gab, mit dem ihr so nah verwandten Bericht von der Geburt automatischen Rechnens, auch noch erklärt, was Produktivität mit Zerstörung zu tun hat. Mit einem Wort - unentbehrlich.
George Dyson: "Turings Kathedrale". Die Ursprünge des digitalen Zeitalters.
Aus dem Amerikanischen von Karl Heinz Siber. Propyläen Verlag, Berlin 2014. 400 S., geb., 26,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Von der mathematischen Idee zum Computer: George Dyson erzählt, wem wir das Digitalzeitalter zu verdanken haben.
Von Dietmar Dath
Vom todernsten Kriegsspiel der großen Mächte übers Warentermingeschehen an den Börsen bis zur Abschätzung von Ausbreitungsgeschwindigkeiten epidemischer Krankheiten wird der Computer heute als Werkzeug zur Inbesitznahme des Kommenden verstanden und genutzt. Es gibt zu jeder Situation mehr als eine mögliche Zukunft, und weil man das, was sehr komplexe Situationen ausmacht, nicht alles im Kopf behalten und dann auch noch prognostisch prozessieren kann (eins hin, fünf im Sinn), überlässt man das "number crunching" und "brute force computing" den Automaten.
Weniger bekannt als diese inzwischen alltagsübliche Lage ist, dass sie nur die Hälfte eines symmetrischen Bildes darstellt: Aus der Gegenwart folgen nicht nur mit unterschiedlicher Wahrscheinlichkeit viele verschiedene Zukünfte, sie kann sich auch, mit ebenso breit gestreuter Plausibilität, mehr als einer Vergangenheit verdanken - das Gegebene allein verrät selten zwingend, was ihm so alles vorausging.
Als historische statt futurologische Instrumente benutzen heutige Rechner vor allem die Paläobiologie, die vergangene Gensequenzen aus heutigen zurückrechnet, die Vorgeschichte der Rechner selbst dagegen wird weit seltener diskutiert als das, was uns ihretwegen alles bevorsteht - obwohl die Evolutionsforschung der Maschinen vor der naturgeschichtlichen den reizvollen Vorteil genießt, dass wir die Namen der Schöpfer des Apparategenoms kennen und sie uns erhellende Dokumente über ihr Wissen, Können, Treiben und Wollen hinterlassen haben.
George Dyson nimmt sich diese Dokumente in seiner gründlichen, aber nie faktenhubernden oder detailkrämernden Studie "Turings Kathedrale" so gewissenhaft vor wie Darwin seine Blüten und Vogelschnäbel, aus dem einzigen Gesichtspunkt, der geeignet ist, die Vorgeschichte des Computers, wie wir ihn kennen, anders und schlüssiger zu organisieren als über öde Guinnessbuch-Prioritätenwettlaufergebnisse (à la "Hat dieser als Erster einen Schalter gebastelt", "Hat jener als Erster ein Programm geschrieben" oder "Was verdanken wir alles Konrad Zuse?").
Der Computer ist die gegenständlich gewordene Wahrheit einer mathematischen Idee. Über deren Anlass und ihre Weiterungen, also die Arbeit von Alan Turing, John von Neumann und anderen großen Ermöglichern des heutigen Sachstands, der eben nicht nur ein technischer, sondern zugleich ein Erkenntnisstand ist, wird man kaum irgendwo mit weniger Gleichungs- oder Programmsprachenballast unterrichtet als in diesem schönen Buch, das nebenbei, über die Engführung einer Erzählung von der Entwicklung der schlimmsten Bomben, die es je gab, mit dem ihr so nah verwandten Bericht von der Geburt automatischen Rechnens, auch noch erklärt, was Produktivität mit Zerstörung zu tun hat. Mit einem Wort - unentbehrlich.
George Dyson: "Turings Kathedrale". Die Ursprünge des digitalen Zeitalters.
Aus dem Amerikanischen von Karl Heinz Siber. Propyläen Verlag, Berlin 2014. 400 S., geb., 26,- [Euro].
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Riveting . . . conveys the electrifying sense of possibility that the first computers unleashed . . . a page-turner New Scientist