Als die Errichtung der Synagoge an der Finanzierung zu scheitern droht, bietet Ephraim Zamir dem Rabbi an, den Bau privat zu finanzieren. Die Gemeinde zögert noch, denn keiner weiß, wo Ephraim Zamir herkommt und woher er so viel Geld hat. Als die örtliche NPD davon erfährt, setzt sie alles daran,
den Namen des Mannes zu erfahren, um ihm einen Schlägertrupp auf den Hals zu hetzen, der ihn davon…mehrAls die Errichtung der Synagoge an der Finanzierung zu scheitern droht, bietet Ephraim Zamir dem Rabbi an, den Bau privat zu finanzieren. Die Gemeinde zögert noch, denn keiner weiß, wo Ephraim Zamir herkommt und woher er so viel Geld hat. Als die örtliche NPD davon erfährt, setzt sie alles daran, den Namen des Mannes zu erfahren, um ihm einen Schlägertrupp auf den Hals zu hetzen, der ihn davon überzeugen soll, die Finanzierung zu überdenken. Als die Neonazis bei Zamir eindringen, ist dieser nicht da, lediglich seine junge Haushälterin treffen sie an. Die ganze Sache gerät außer Kontrolle, als diese sich wehrt, die Situation eskaliert und findet schließlich ihren vorläufigen Höhepunkt darin, dass Zamir die Männer überwältigt, als Geiseln nimmt und die Öffentlichkeit dazu auffordert, in einem Online-Voting darüber abzustimmen, ob die Männer leben oder sterben sollen.
Der Klappentext verrät lediglich, dass es sich um einen spannenden Thriller handelt, dieses Buch ist aber so viel mehr! Neben einer Chronik der Entwicklung der rechtsradikalen Szene in den Jahren seit dem Zweiten Weltkrieg bis 2010 schafft der Autor es, die Figuren so unglaublich fein zu zeichnen, dass es weh tut. Er zeigt auf, dass nichts jemals nur schwarzweiß ist, es im Gegenteil immer viele Stufen von Grautönen dazwischen gibt. Wie wird jemand rechtsradikal? Welchen Anteil nehmen Familie, Freunde, das Umfeld auf die politische Gesinnung einer Person? Diese und viele andere Fragen tun sich auf. In Zeitsprüngen führt uns der Autor in die Kindheit, die Jugend oder jüngere Vergangenheit der Beteiligten; sei es einer der Neonazis, der Polizisten oder aber des Juden Ephraim Zamir selbst. Die Geiselnahme, die Berichterstattung, die Befreiungsversuche, alles wird von allen Seiten begutachtet und schonungslos skizziert. Jede Aktion führt zu einer Reaktion, kleinste Fehler werden zu Katastrophen.
In der ein oder anderen fiktiven Figur habe ich reale Personen erkannt, wenn diese auch verfremdet wurden. Das sind geniale Feinheiten, die dem Buch das gewisse Etwas verleihen. Und auch ich habe mir die Frage gestellt; wie würde ich entscheiden? Würde ich zuschauen, abstimmen und über Leben und Tod entscheiden wollen? Dies kann wohl nur jeder für sich selbst entscheiden. Ich vergebe 5 Sterne ⭐️ und eine unbedingte Leseempfehlung. Dieses Buch ist für mich mein diesjähriges Lesehighlight!