Im vorliegenden Band geht es um die Frage, inwieweit die Orientierungskurse des BAMF zur Orientierung von Zugewanderten nach Deutschland beitragen. Aus einer kulturwissenschaftlichen Perspektive des Faches DaF/DaZ wird der Orientierungskurs als Ermöglichungsort 'kultureller (Des-)Orientierung' begriffen und gefragt, inwieweit kulturelle (Des-)Orientiertheit von Teilnehmenden entwickelt, schon gekonnt bzw. ggf. auch verhindert wird. Zur Definition des Begriffs 'kulturelle Orientierung' im Kontext einer didaktischen Bildungsmaßnahme wird ein philosophisch-kulturtheoretischer sowie lern- und bildungstheoretischer Rahmen gespannt. Disziplinäre Grenzen verlassend werden insbesondere wissenssoziologisch inspirierte kulturtheoretische Überlegungen mit funktionaler Grammatikschreibung in Beziehung gesetzt. Kern der empirischen Untersuchung ist eine rekonstruktiv-explorative Sequenzanalyse von Unterrichtsdaten, die auch anhand linguistischer Beobachtungskategorien 'dicht' beschrieben werden. Die Datensätze werden in Beziehung gesehen sowie mit Fragmenten des deutschsprachigen Mediendiskurses flankiert. Dies geschieht am Beispiel des im Curriculum für einen bundesweiten Orientierungskurs so genannten Themas 'religiöse Vielfalt'. Die empirischen Beobachtungen zeigen vor allem eins: Einen in den integrationspolitischen Dokumenten angelegten eklatanten Widerspruch zwischen der Setzung zu 'assimilierender' Inhalte und Lernzielbestimmungen auf der einen Seite und methodisch-didaktischen Prinzipien wie 'partizipative' Handlungs- und Teilnehmerorientierung auf der anderen Seite - ein Widerspruch, der sich in den Lehrmaterialien sowie den Kursinteraktionen ebenso widerspiegelt.
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