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Deutschland hatte gerade den uneingeschränkten U-Boot-Krieg eröffnet, als 1917 diese mit philosophischem Tiefgang angereicherte Satire erschien, in der die Irrfahrten eines deutschen U-Boot- Kommandanten geschildert werden, der von Wilhelm II. mit einer Mission betraut wird, die so geheim ist, dass er sie selbst nicht kennt. Gus Bofa, der Pressezeichner und Plakatkünstler, und Pierre Mac Orlan, der genialische Schriftsteller, kannten sich bereits seit Vorkriegszeiten und rechneten in dieser tragikomischen Reiseerzählung auf ihre Weise mit dem Krieg, dessen Opfer sie geworden waren, ab. Im…mehr

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Produktbeschreibung
Deutschland hatte gerade den uneingeschränkten U-Boot-Krieg
eröffnet, als 1917 diese mit philosophischem Tiefgang angereicherte
Satire erschien, in der die Irrfahrten eines deutschen U-Boot-
Kommandanten geschildert werden, der von Wilhelm II. mit einer
Mission betraut wird, die so geheim ist, dass er sie selbst nicht kennt.
Gus Bofa, der Pressezeichner und Plakatkünstler, und Pierre Mac
Orlan, der genialische Schriftsteller, kannten sich bereits seit Vorkriegszeiten
und rechneten in dieser tragikomischen Reiseerzählung
auf ihre Weise mit dem Krieg, dessen Opfer sie geworden waren, ab.
Im Geiste des Dadaismus nehmen die beiden kriegsversehrten
Frontkämpfer dabei mit spitzer Feder den deutschen Militarismus
aufs Korn. Ihr Kriegs-Comic mit antideutscher Tönung gerät bei
allem groteskem Humor zu einem Manifest gegen die Absurdität
des hautnah erlebten Krieges der Maschinen und der Mechanik,
gegen den größenwahnsinnigen Maschinenglauben der Moderne.
Ein schaurig-vergnügliches Buch voll furiosem Witz.
Autorenporträt
Mac Orlan, Pierre
Pierre Mac Orlan, eigentlich Pierre Dumarchey, geboren 1882 in der Picardie, wurde 1916 schwer verletzt und vom Kriegsdienst befreit. Sein reiches und in Frankreich sehr geschätztes literarisches Werk umfasst Satiren, Abenteuerromane, Chansons und Essays. Er starb 1970.

Bofa, Gus
Gus Bofa, eigentlich Gustave Henri Émile Blanchot, geboren 1883 im Südwesten Frankreichs, wurde 1914 so schwer verletzt, dass er ein Bein verlor. Er machte sich insbesondere mit seinen Illustrationen zu Klassikern von Voltaire, Swift, Cervantes und De Quincey einen Namen und starb 1968.

Denis, Nicola
Nicola Denis, 1972 in Celle geboren, arbeitet als freie Übersetzerin im Westen Frankreichs. Sie wurde mit einer Arbeit zur Übersetzungsgeschichte promoviert. Für Matthes & Seitz Berlin übersetzte sie u. a. Werke von Alexandre Dumas, Honoré de Balzac, Éric Vuillard, Pierre Mac Orlan und Philippe Muray.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.10.2014

Die beste Salve ist ein Schuss Wahnwitz
So veralbert man den Krieg: Pierre Mac Orlans und Gus Bofas Satire "U-713" aus dem Jahr 1917

Man könnte sagen, es handelte sich bei diesem kleinen Band um das U-Boot in der Buch-Armada zum hundertsten Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs, und das würde ihm gleich in doppelter Hinsicht gerecht. Zunächst einmal handelt Pierre Mac Orlans "U-713 oder Die Unglücksritter" tatsächlich von einem Unterseeboot, und dann unterläuft der 1882 geborene französische Satiriker mit dieser im Mai 1917 erschienenen und nun nach fast hundert Jahren erstmals ins Deutsche übersetzten Groteske alle üblichen Erwartungen an ein Kriegsbuch. Denn sie ist extrem komisch, wenn man dem Humor auch eine deutliche Tendenz ins Düstere attestieren muss.

Zum Zeitpunkt der Originalpublikation waren die Vereinigten Staaten gerade auf Seiten der Entente in den Krieg eingetreten - als Reaktion auf den vom Deutschen Reich erklärten uneingeschränkten U-Boot-Krieg. Da kam "U-713" thematisch genau richtig, zumal es das Buch nicht an deftigem Witz auf Kosten der deutschen Besatzung dieses U-Boots und besonders seines Kommandanten Kapitän Karl fehlen lässt. Der größere Teil des Textes besteht aus einem fiktiven Bordbuch, in dem Mac Orlan dem deutschen Kriegsgegner Hybris und Verschlagenheit gleichermaßen unterschiebt: "Nachdem ich ohne unmittelbaren oder sichtbaren Erfolg die Inseln Barbados, Guadeloupe, Dominica, Martinique, St. Lucia, St. Vincent, Trinidad und Tobago torpediert hatte, gab ich den Befehl zum Auftauchen, und wir fuhren ein paar Stunden lang über Wasser, bis U-713 mithilfe eines geschickt auf die Bugseite des Turms gemalten roten Kreuzes als Lazarett-U-Boot zurechtgemacht war." So hat es Kapitän Karl eingetragen.

Wer nun aber meinte, hier chauvinistische Satire geboten zu bekommen, liegt nur halb richtig. Denn Mac Orlan wie auch sein Illustrator, der 1883 geborene Gus Bofa, waren beide als französische Soldaten zuvor schwer verwundet worden. Sie schrieben und zeichneten sich nun auch ihre Wut über das beiderseitige Abschlachten von der Seele. Bofa wurde mit seinem vielfältigen Werk der Kriegszeit sogar zum ästhetischen Aushängeschild der Kriegsgegner in Frankreich; seine raschen Tuschezeichnungen für "U-713" waren allerdings noch weniger drastisch als vielmehr skurril. Sie geben dem trockenen schwarzen Humor von Mac Orlan einen Schuss Wahnwitz bei.

Nicola Denis hat das Buch aus dem Französischen übersetzt und ihm ein Nachwort verpasst. Das war jeweils keine leichte Aufgabe, denn so manches Wortspiel von Mac Orlan ließ sich schlecht übertragen, doch herausgekommen ist ein sehr lesbares, geradezu elegantes Buch. Dafür verkneift sich die Übersetzerin nach der literaturhistorischen Einordnung des Textes die kunstgeschichtliche Einordnung der Bilder. Für Mac Orlan wird immerhin (verfrüht) der Dadaismus bemüht, ehe dann Jules Vernes "20 000 Meilen unter dem Meer" als Hauptinspiration identifiziert und episch zitiert wird. Bofas Einflüsse durch vor allem deutsche Cartoonisten dagegen werden nicht einmal erwähnt, dabei ist Lyonel Feiningers Karikaturen- und Comicwerk bis in einzelne Figuren hinein als direktes Vorbild erkennbar - was auch nicht verwundert, weil Feininger von 1906 bis 1908 in Paris gelebt und dort vielfältige Künstlerfreundschaften begründet hatte.

Aber man braucht gar nichts über die Entstehungsgeschichte von "U-713" zu wissen, um sich über die Ausgrabung dieser Preziose der Kriegs- und vor allem Techniksatire zu freuen, für deren Publikation nicht nur der mutige Verlag Matthes & Seitz zu preisen ist, sondern auch der Deutsche Übersetzerfonds, der Nicola Denis mit einem Stipendium bei ihrer Arbeit unterstützt hat. Das ist ein Übergriff auf französische Besitztümer, der uns gut ansteht.

ANDREAS PLATTHAUS

Pierre Mac Orlan & Gus Bofa: "U-713 oder Die Unglücksritter".

Aus dem Französischen und mit einem Nachwort von Nicola Denis. Matthes & Seitz, Berlin 2014. 160 S., Abb., geb., 19,90 [Euro].

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