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Der niederländische Schriftsteller Mathijs Deen schärft unseren Blick für die großen Straßen Europas, spielen sie doch die heimliche Hauptrolle in der Geschichte unseres Kontinents. Denn von dem Augenblick an, als der erste Mensch europäischen Boden betrat, sind wir unterwegs. So nähert sich Mathijs Deen dem wahren Geist Europas, indem er den Lebenswegen von Vertriebenen, Wegelagerern, Pilgern, Glücksjägern und Rennfahrern folgt, die sie entlang der Küsten und über die Flüsse und Straßen Europas geführt haben - von Island nach Rom, von Boekelo nach Smolensk. Dabei spannt er den erzählerischen…mehr

Produktbeschreibung
Der niederländische Schriftsteller Mathijs Deen schärft unseren Blick für die großen Straßen Europas, spielen sie doch die heimliche Hauptrolle in der Geschichte unseres Kontinents. Denn von dem Augenblick an, als der erste Mensch europäischen Boden betrat, sind wir unterwegs. So nähert sich Mathijs Deen dem wahren Geist Europas, indem er den Lebenswegen von Vertriebenen, Wegelagerern, Pilgern, Glücksjägern und Rennfahrern folgt, die sie entlang der Küsten und über die Flüsse und Straßen Europas geführt haben - von Island nach Rom, von Boekelo nach Smolensk. Dabei spannt er den erzählerischen Bogen von der Altsteinzeit bis in die heutige Zeit, in der Europa erneut von Migration geprägt wird. Dem Leser begegnen antike Händler, isländische Eroberinnen und römische Ehefrauen, mittelalterliche Pilger, jüdische Flüchtlinge und napoleonische Soldaten. 'Über alte Wege' nimmt den Leser mit auf eine abenteuerliche Fahrt durch Europa und eine faszinierende Reise durch die Zeit.
Autorenporträt
Andreas Ecke übersetzt seit 2001 aus dem Niederländischen. 2010 erhielt er den Else-Otten-Preis sowie 2016 "für seine besonderen Verdienste um Übersetzungen niederländischer Literatur ins Deutsche" den Europäischen Übersetzerpreis.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.05.2019

Es gab Suppe und Brei
Straßenbegleittext: Mathijs Deen reist als Zeitzeuge durch Europas Geschichte

Ein Klappentext ist niemals wirklich satisfaktionsfähig, aber direkt irreführend sollte er nicht sein: "Der niederländische Schriftsteller Mathijs Deen schärft unseren Blick für die großen Straßen Europas, spielen sie doch die heimliche Hauptrolle in der Geschichte unseres Kontinents." Tatsächlich setzt das Buch mit einer Kindheitserinnerung ein: Deen mit seinen Brüdern auf der Rückbank des väterlichen Wagens, der über bucklige Straßen zu den Großeltern zockelt, einen Teil der Strecke entlang der (ehemaligen) E 8, die von London nach Moskau führte. Er empfindet eine Ahnung von Weite, das Faszinosum des Unbekannten.

Die nächste Station ist Genf, der Autor interviewt die Direktorin der Transport Division der Vereinten Nationen. Die Ungarin Eva Molnar gewährt ihm eine Stunde, berichtet von ihren Bemühungen, das Straßennetz Europas annähernd einheitlich auszustatten und zu beschildern. Aber anstatt dieses Vorhaben weiter aufzuschlüsseln, das schematische Straßenraster mit Leben zu füllen, biegt der Autor schnurstracks in die Altsteinzeit ab. Fußspuren statt Asphalt: Er erzählt vom Homo antecessor, einem Hominiden um 800 000 vor Christus, der im englischen Happisburgh im Schlick sedimentierte Fußabdrücke hinterlassen hat - womit vor wenigen Jahren bewiesen wurde, dass die Frühmenschen Afrika viel früher als bislang angenommen verlassen haben.

Mit epischem Schaudern imaginiert sich Deen den Alltag der Frühmenschen, als wäre er selbst dabei gewesen. Und sogleich ist man in der televisionären Tonspur eines Geschichtskanals ("Hier lebten sie, jagten sie, bekamen sie Kinder, starben sie.") Der Autor kennt die Reiserouten ("Ins nördliche Europa ist es ziemlich weit"), die Speisefolge ("Es gab Suppe und Brei"), die beruflichen Herausforderungen ("Sie werden geplündert haben, gewiss"), den Wetterbericht ("...der Regen konnte tagelang anhalten. Doch nach kalten Nächten kamen immer wieder warme Tage"). Erfahrungen mit einem Lektor hat Deen offenkundig nie gemacht.

Er besucht Forensikerinnen in Kopenhagen, die ihm erklären, dass unsere Vorfahren wechselseitig die Kinder umbrachten, um die Clans zu schwächen. Die Wissenschaftlerinnen arbeiten mit Strontiumanalysen an der Zerstörung so manches Mythos: Die sterblichen Überreste des "Mädchens von Egtved", einer dänischen Nationalheiligen der Vorzeit, legen nahe, dass die junge Frau eine Zugewanderte war. Danach heftet sich Deen auf die Spur des kimbrischen Königs Boiorix, der sich im ersten vorchristlichen Jahrhundert mit den Römern Kämpfe lieferte. Und er verfolgt hehre Ziele: "Was ich schreibe, soll wenigstens annähernd mit der Wirklichkeit übereinstimmen."

Und doch ergeht es ihm ähnlich wie den antiken Geschichtsschreibern, die auch viele Geschichten nur vom "Hörensagen" kannten. Unverdrossen gräbt er historische Randfiguren der europäischen Geschichte aus - den römischen Straßenräuber Bulla und die Isländerin Gudrid, die bis nach Rom kam; den englischen Autorennfahrer Charles Jarrott um die vorletzte Jahrhundertwende, den Marokkaner Mohamed Sayem, der aus den Niederlanden zurückgeht in die schwierige Gegenwart seiner Heimat.

Aber anders als angekündigt, folgt er dabei nicht ihren Wegen, nicht den real existierenden Straßen, die sie nehmen, sondern ihren Geschichten. Auch wenn er ihnen nachreist, vergisst er, über sie zu schreiben. Über die Via Appia, an der entlang Bulla sein Unwesen treibt, erfährt man so gut wie nichts ("Das Basaltpflaster glänzte schwach im Mondlicht"). Erschwerend kommt hinzu, dass Deen nicht nur einen Hang zum Sentenziösen hat ("Jedes Ende hat einen Anfang"), sondern auch zur Kolportage ("Die Frau hatte beide Hände an ihren Hals gelegt, drückte sich an die Wand des Wagens und beobachtete mit feuerrotem Gesicht Bullas Bewegungen. Sie starrte auf seine Hände.")

Die Vorgehensweise, Sekundärliteratur und Interviews zur Grundlage frei erfundener Geschichten aus der Geschichte zu machen, ist weder neu noch umzubringen. Und je mehr uns die Globalisierung zusammenführt, desto mehr potentielle Geschichten liegen irgendwo herum, die man dem verdienten Vergessen entreißen kann, das gilt für transnistrische Pferdehändler ebenso wie für indigene Holzfäller in Alaska. Der Buchmarkt hat da einen sehr großen Magen. Im erzählenden Sachbuch kann man es mit der Fabulierlust dennoch übertreiben. Mathijs Deen jedenfalls scheint im historischen Roman besser aufgehoben als im Sachbuch.

HANNES HINTERMEIER

Mathijs Deen: "Über alte Wege". Eine Reise durch die Geschichte Europas.

Aus dem Niederländischen von Andreas Ecke.

DuMont Buchverlag, Köln 2019. 416 S., geb., 24,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Auf den Reisen, die seine Figuren unternehmen, reist der Leser unwillkürlich mit - und damit, ganz wie es der Titel verheißt, auch auf alten Routen durch die Geschichte des Kontinents.«
Eva Gaeding, MDR KULTUR

»Mathijs Deen will in seinem Buch 'Über alte Wege' nachspüren, was die Menschen früherer Zeiten im wahrsten Sinne des Wortes bewegt hat.«
Wolfgang Ritschl, Ö1

»In seinem Buch 'Über alte Wege' schärft der niederländische Autor Mathijs Deen unseren Blick für die alten Wege und großen transnationalen Straßen Europas. Er nähert sich dem Geist dieses Kontinents, indem er die Lebenswege von Glückssuchern, Pilgern, Soldaten, Emigranten und Vertriebenen verfolgt.«
Angela Gutzeit, DEUTSCHLANDFUNK

»Wer ein trockenes Sachbuch erwartet, liegt falsch: Der Autor erzählt die einzelnen Geschichten romanhaft und spannend und streut immer wieder Anekdoten ein.«
Ulrike Schädlich, FREUNDIN

»Die Geschichten sind weniger dokumentarisch gestaltet, sondern haben einen literarischen Anspruch, sind fast schon kleine Novellen.«
Sybille Peine, DPA

»Deen legt zwar eine große Faktentreue an den Tag, eine Dokumentation ist sein Buch aber nicht - er erzählt auf mitreißende Art Geschichten. Schließlich ist er Romancier und kein Sachbuchautor, und mit ihm reist man richtig gern.«
Marius Leutenegger, LESEN

»Europa ist in diesem Buch etwas sehr Konkretes. Ein Ort zum starten und ankommen. Ein Wegesystem sich überschneidender Geschichten. Eine Herkunft. Ein Horizont. Ein Netz.«
Petra Kohse, BERLINER ZEITUNG, FRANKFURTER RUNDSCHAU

»'Über alte Wege' nimmt den Leser mit auf eine abenteuerliche Fahrt durch Europa und eine faszinierende Reise durch die Zeit.«
Herbert Pardatscher-Bestle, BÜCHERRUNDSCHAU

»'Über alte Wege' ist lehrreich, erhellend und belegt als Buch der Stunde, dass Menschen schon immer unterwegs waren.«
NAUMBURGER TAGEBLATT

»Diese Mischung aus Reportage, Poesie, Geschichts- und Geschichtenbuch macht ungeheuer Lust, sich sofort auf den Weg zu machen.«
Werner Kogler, NEWS

»'Über alte Wege' ist ein tolles Buch, sehr lesenswert und berührend.«
Isabel Fredriksson, SEITENWANDLER.DE

»Wege verbinden - lesens- und empfehlenswert.«
Elsbeth Wigger, EKZ

»Deen zeigt so unterhaltsam wie bewegend, wie eng wir Europäer durch unsere uralten Wege miteinander verbunden sind.«
Brigitte Schmitz-Kunkel, KÖLNISCHE RUNDSCHAU

»Mathijs Deen hat kein Geschichts-, sondern ein Geschichtenbuch geschrieben [...] Herausgekommen sind dabei faszinierende und äußerst lebendige Beschreibungen uralter Routen, die oftmals heute noch bestehen.«
Uwe Kalkowski, KAFFEHAUSSITZER

»wirklich interessant.«
Petra Kohse, BERLINER ZEITUNG

»Ein fesselndes Buch für Menschen, die Spaß an Geschichten und Geografie haben.«
Buchhändlerin Sabine Jünemann, DELMENHORSTER ANZEIGER

»Mathijs Deen [hatmich] in seinen Bann gezogen. Das Schöne an diesem Buch ist; der Autor schreibt so anschaulich, dass ich mich bei seinen Vor-Ort-Terminen mitgenommen fühle. Er schreibt so genial über Menschen, Wege, Orte und Ziele, dass zum Teil Kopfkino bei mir mitläuft. Damit hat er mich als Leser gewonnen und ich sehe Europa und seine Wanderer mit ganz neuen Augen!«
Christian Döring, AMAZON

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