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Das Wort »Leben« ist sehr kurz und sehr klar, und jeder versteht, was es bedeutet. Jedoch gerade weil alle verstehen, was es bedeutet, sind wir verpflichtet, es stets in diesem allen verständlichen Sinne zu gebrauchen. Denn nicht deshalb ist dieses Wort allen verständlich, weil es durch andere Worte und Begriffe sehr genau erklärt wird, sondern im Gegenteil, weil dieses Wort den Urbegriff ausdrückt, aus welchem viele, wenn nicht alle anderen Begriffe abgeleitet werden; und deshalb sind wir, um Schlüsse aus diesem Begriffe zu ziehen, vor allem verpflichtet, diesen Begriff in seiner centralen,…mehr

Produktbeschreibung
Das Wort »Leben« ist sehr kurz und sehr klar, und jeder versteht, was es bedeutet. Jedoch gerade weil alle verstehen, was es bedeutet, sind wir verpflichtet, es stets in diesem allen verständlichen Sinne zu gebrauchen. Denn nicht deshalb ist dieses Wort allen verständlich, weil es durch andere Worte und Begriffe sehr genau erklärt wird, sondern im Gegenteil, weil dieses Wort den Urbegriff ausdrückt, aus welchem viele, wenn nicht alle anderen Begriffe abgeleitet werden; und deshalb sind wir, um Schlüsse aus diesem Begriffe zu ziehen, vor allem verpflichtet, diesen Begriff in seiner centralen, für alle unbestreitbaren Bedeutung aufzufassen. (Aus der Einleitung)

Im Sommer 1886 erlitt Tolstoi bei der Feldarbeit einen beinah tödlichen Unfall, der ihn wochenlang ans Bett fesselte. Während seiner Rekonvaleszenz begann er die Arbeit an seiner philosophisch-religiösen Meditation »Über das Leben«.

Zu Lebzeiten Tolstois erregte die Schrift den Argwohn des Zaren und der russischen Orthodoxie, später unterlag sie der Zensur Stalins. Nun erscheint »Über das Leben« erneut in seiner deutschen Fassung von 1889.
Autorenporträt
Leo N. Tolstoi, geb. am 9.9.1828 in Jasnaja Poljana bei Tula, gest. am 20.11.1910 in Astapowo, heute zur Oblast Lipezk, entstammte einem russischen Adelsgeschlecht. Als er mit neun Jahren Vollwaise wurde, übernahm die Schwester seines Vaters die Vormundschaft. An der Universität Kasan begann er 1844 das Studium orientalischer Sprachen. Nach einem Wechsel zur juristischen Fakultät brach er das Studium 1847 ab, um zu versuchen, die Lage der 350 geerbten Leibeigenen im Stammgut der Familie in Jasnaja Poljana mit Landreformen zu verbessern. Er erlebte von 1851 an in der zaristischen Armee die Kämpfe im Kaukasus und nach Ausbruch des Krimkriegs 1854 den Stellungskrieg in der belagerten Festung Sewastopol. Die Berichte aus diesem Krieg (1855 Sewastopoler Erzählungen) machten ihn als Schriftsteller früh bekannt. Er bereiste aus pädagogischem Interesse 1857 und 1860/61 westeuropäische Länder und traf dort auf Künstler und Pädagogen. Nach der Rückkehr verstärkte er die reformpädagogischen

Bestrebungen und richtete Dorfschulen nach dem Vorbild Rousseaus ein. Seit 1855 lebte er abwechselnd auf dem Gut Jasnaja Poljana, in Moskau, und in Sankt Petersburg. Im Jahre 1862 heiratete er die 18-jährige deutschstämmige Sofja Andrejewna Behrs, mit der er insgesamt 13 Kinder hatte. In den folgenden Jahren seiner Ehe schrieb er die monumentalen Romane Krieg und Frieden sowie Anna Karenina, die Tolstojs literarischen Weltruhm begründeten. Tolstois lebenslange Suche nach der geeigneten Lebensform kulminierte 1910 darin, daß er seine Frau verließ, da diese nicht bereit war, sich von den gemeinsamen Besitztümern zu trennen. Er starb kurze Zeit darauf an einer Lungenentzündung.

Sophie Behr, geboren etliche Jahre vor Hiroshima in Mecklenburg als Sophie-Elisabeth von Behr Negendanck, hat Englisch und Spanisch, Psychologie und Soziologie studiert und sich mit diversen Jobs durchgeschlagen. Nach sechzehn Jahren als SPIEGEL-Journalistin schrieb sie (sich) in zahlreichen Beiträgen für Rundfunk, feministische Presse und in Buchpublikationen frei. Sie engagierte sich als und für Alleinerziehende, ebenso in der Frauenfriedensbewegung. Seit einigen Jahren lebt sie zurückgezogen auf dem Land, versorgt sich selbst (mit Lebensmitteln), liest und schreibt.