Als der Sommer 1914 mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs ein jähes Ende findet und lauter nationalistischer Jubel die pazifistischen Stimmen überdröhnt, zeigt sich Romain Rolland, dessen 150. Geburtstag 2016 begangen wird, von euphorischem Überschwang wie hasserfüllter Hysterie unbeeindruckt. Vom Kriegsausbruch in der Schweiz überrascht, bleibt er bewusst dort, arbeitet ehrenamtlich beim Roten Kreuz und steht - wie seine legendäre Schrift - "Über dem Getümmel". Alsbald scheiden sich an ihm die Geister: Als Symbolfigur wird er entweder aufs schärfste bekämpft oder respektvoll verehrt. Ein Echo-Raum dieser Stimmen ist Rollands Tagebuch der Kriegsjahre, das auf einzigartige, vielschichtige und vielstimmige Weise die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts dokumentiert. Erstmals erscheint nun eine Auswahl aus den weit über 2000 Seiten umfassenden Aufzeichnungen des Nobelpreisträgers von 1915.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Jeder Gymnasiast sollte die Tagebücher des französischen Pazifisten Romain Rolland lesen - auch in dieser abgespeckten Version, die ein Auszug aus der 3-teiligen deutschen Ausgabe von 1963 ist, erklärt Rezensent Thomas Laux. Er ist tief beeindruckt von Rollands Haltung. Der Schriftsteller, der vom Ausbruch des Ersten Weltkrieges in der Schweiz überrascht wurde und dort blieb und für das Rote Kreuz arbeitete, wurde mit seiner radikal pazifistischen Auffassung, die alle kriegführenden Parteien verurteilte, auf einen Schlag zu einem Außenseiter nicht nur der französischen Gesellschaft, sondern auch bei vielen europäischen Intellektuellen. Doch das focht ihn nicht an, so der bewundernde Rezensent. "Allumfassende Humanität", das war Rollands Mission, und die ist heute so aktuell wie eh, meint Laux.
© Perlentaucher Medien GmbH
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