Der 11-jährige Malcolm lebt mit seinen Eltern und seinem Dæmon Asta in Oxford und geht in dem Kloster auf der anderen Seite der Themse aus und ein. Als die Nonnen ein Baby aufnehmen, von dem keiner wissen darf, ist es mit der Ruhe in dem alten Gemäuer vorbei. Auch Malcolm schließt das kleine Wesen, das in großer Gefahr zu sein scheint, sofort in sein Herz und setzt alles daran, es zu schützen. Es heißt: Lyra Belacqua.
Die Vorgeschichte des Weltbestsellers »Der Goldene Kompass« als Taschenbuch!
Alle Bände der unvergleichlichen Fantasy-Serie »His Dark Materials«:
Über den wilden Fluss (Band 0)
Der Goldene Kompass (Band 1)
Das Magische Messer (Band 2)
Das Bernstein-Teleskop (Band 3)
Ans andere Ende der Welt (Band 4)
Die Vorgeschichte des Weltbestsellers »Der Goldene Kompass« als Taschenbuch!
Alle Bände der unvergleichlichen Fantasy-Serie »His Dark Materials«:
Über den wilden Fluss (Band 0)
Der Goldene Kompass (Band 1)
Das Magische Messer (Band 2)
Das Bernstein-Teleskop (Band 3)
Ans andere Ende der Welt (Band 4)
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.11.2017Die große
Flut
Philip Pullmans Vorgeschichte zu seinem
Fantasy-Welterfolg „Der goldene Kompass“
VON SIGGI SEUSS
Wir treffen Lyra wieder – Lyra aus „Der goldene Kompass“, dem Fantasy-Welterfolg des Briten Philip Pullman! Der Autor aus Oxford widmet sich in seinem neuen Roman „Über den wilden Fluss“ der Vorgeschichte der dramatischen Ereignisse, in denen die letzten Fragen der Menschheit mit der Geschichte zweier Kinder verknüpft werden. Doch das ist nur der Beginn einer Trilogie, die den Bogen weit über das Geschehen im Ursprungswerk hinaus spannt.
20 Jahre sind vergangen, seit wir in einer Hainbuchenallee im Norden Oxfords durch ein Fenster in eine Parallelwelt kletterten. Dort begegneten wir der 12-jährigen Lyra und ihrem Freund Will, zwei Kindern, deren Mission keine geringere war, als die Welt zu retten, die im Kampf zwischen einem dogmatischen Kirchenimperium und den liberalen Verneinern göttlicher Autorität zu zerbersten drohte. Den beiden Kindern aus der Fantasie- und der Realwelt oblag die Aufgabe, sich durch ein Hintertürchen ins verlorene Paradies zu schleichen, ganz im Sinne Kleists, den der Autor als einen der Gedankenväter seines waghalsigen Romanprojekts sieht: „Das Paradies ist verriegelt und der Cherub hinter uns; wir müssen die Reise um die Welt machen und sehen, ob es vielleicht von hinten irgendwo wieder offen ist.“
Auf dieser Reise setzte Pullman seinen Helden unermesslichen Herausforderungen aus. Trotzdem waren selbst nüchterne Leser bereit, Gestalten als Begleiter zu dulden, um die sie sonst einen weiten Bogen geschlagen hätten: Hexen, Geister, gepanzerte Eisbären, Engel und vor allem „Daemonen“ genannte Tierwesen, die an ihren Menschen gebunden sind. Dass bei Kindern der Daemon je nach Gemütslage verschiedene Tiergestalten annehmen konnte, war ein wunderschönes Bild für die Offenheit von Seele und Geist vor der Adoleszenz.
Philip Pullman und seine Übersetzerin Antoinette Gittinger ziehen uns mit einer bewundernswert anschaulichen, detailreichen, ruhigen Sprache in die Zeit, als Lyra noch ein Säugling war. Der erste Teil des Bandes führt uns in ein Gasthaus an der Themse, zu einer freigeistigen Wissenschaftlerin nach Oxford, die im elfjährigen Wirtssohn Malcolm einen wissbegierigen Zuhörer findet, und in ein Kloster. Dort wird Lyra liebevoll von Nonnen betreut. Ihre Mutter, eine fanatische Verfechterin der herrschenden Macht, will nichts von ihr wissen, und der Vater, wissenschaftlicher Freigeist, ist zu beschäftigt, um das Kind zu versorgen. Malcolm, der einen guten Kontakt zu den Nonnen pflegt, kümmert sich rührend um das Baby und spürt alsbald, dass der Kleinen Gefahren droht. Zudem wird er vor einer verheerenden Flut gewarnt. Im letzten Augenblick rettet der Junge den Säugling vor den Wassermassen. Malcolm, Lyra und die 15-jährige Alice, ein launisches Dienstmädchen, dem Baby liebevoll zugewandt, machen sich im Kanu auf den Weg nach London, zu Lyras Vater. Die Reise weist wiederum jene Bestandteile einer Höllenfahrt auf, die Pullman in „Der goldene Kompass “ so meisterhaft in Worte gefasst hat. Szenen realer Naturkatastrophen vermischen sich mit Elementen von Märchen und Mythen, von Fantasy und Crime, von klassischem Abenteuerroman und moralphilosophischen Weltsichten
.
Philip Pullman: Über den wilden Fluss. Aus dem Englischen von Antoinette Gittinger. Carlsen Verlag, Hamburg 2017. 560 Seiten, 24 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Flut
Philip Pullmans Vorgeschichte zu seinem
Fantasy-Welterfolg „Der goldene Kompass“
VON SIGGI SEUSS
Wir treffen Lyra wieder – Lyra aus „Der goldene Kompass“, dem Fantasy-Welterfolg des Briten Philip Pullman! Der Autor aus Oxford widmet sich in seinem neuen Roman „Über den wilden Fluss“ der Vorgeschichte der dramatischen Ereignisse, in denen die letzten Fragen der Menschheit mit der Geschichte zweier Kinder verknüpft werden. Doch das ist nur der Beginn einer Trilogie, die den Bogen weit über das Geschehen im Ursprungswerk hinaus spannt.
20 Jahre sind vergangen, seit wir in einer Hainbuchenallee im Norden Oxfords durch ein Fenster in eine Parallelwelt kletterten. Dort begegneten wir der 12-jährigen Lyra und ihrem Freund Will, zwei Kindern, deren Mission keine geringere war, als die Welt zu retten, die im Kampf zwischen einem dogmatischen Kirchenimperium und den liberalen Verneinern göttlicher Autorität zu zerbersten drohte. Den beiden Kindern aus der Fantasie- und der Realwelt oblag die Aufgabe, sich durch ein Hintertürchen ins verlorene Paradies zu schleichen, ganz im Sinne Kleists, den der Autor als einen der Gedankenväter seines waghalsigen Romanprojekts sieht: „Das Paradies ist verriegelt und der Cherub hinter uns; wir müssen die Reise um die Welt machen und sehen, ob es vielleicht von hinten irgendwo wieder offen ist.“
Auf dieser Reise setzte Pullman seinen Helden unermesslichen Herausforderungen aus. Trotzdem waren selbst nüchterne Leser bereit, Gestalten als Begleiter zu dulden, um die sie sonst einen weiten Bogen geschlagen hätten: Hexen, Geister, gepanzerte Eisbären, Engel und vor allem „Daemonen“ genannte Tierwesen, die an ihren Menschen gebunden sind. Dass bei Kindern der Daemon je nach Gemütslage verschiedene Tiergestalten annehmen konnte, war ein wunderschönes Bild für die Offenheit von Seele und Geist vor der Adoleszenz.
Philip Pullman und seine Übersetzerin Antoinette Gittinger ziehen uns mit einer bewundernswert anschaulichen, detailreichen, ruhigen Sprache in die Zeit, als Lyra noch ein Säugling war. Der erste Teil des Bandes führt uns in ein Gasthaus an der Themse, zu einer freigeistigen Wissenschaftlerin nach Oxford, die im elfjährigen Wirtssohn Malcolm einen wissbegierigen Zuhörer findet, und in ein Kloster. Dort wird Lyra liebevoll von Nonnen betreut. Ihre Mutter, eine fanatische Verfechterin der herrschenden Macht, will nichts von ihr wissen, und der Vater, wissenschaftlicher Freigeist, ist zu beschäftigt, um das Kind zu versorgen. Malcolm, der einen guten Kontakt zu den Nonnen pflegt, kümmert sich rührend um das Baby und spürt alsbald, dass der Kleinen Gefahren droht. Zudem wird er vor einer verheerenden Flut gewarnt. Im letzten Augenblick rettet der Junge den Säugling vor den Wassermassen. Malcolm, Lyra und die 15-jährige Alice, ein launisches Dienstmädchen, dem Baby liebevoll zugewandt, machen sich im Kanu auf den Weg nach London, zu Lyras Vater. Die Reise weist wiederum jene Bestandteile einer Höllenfahrt auf, die Pullman in „Der goldene Kompass “ so meisterhaft in Worte gefasst hat. Szenen realer Naturkatastrophen vermischen sich mit Elementen von Märchen und Mythen, von Fantasy und Crime, von klassischem Abenteuerroman und moralphilosophischen Weltsichten
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Philip Pullman: Über den wilden Fluss. Aus dem Englischen von Antoinette Gittinger. Carlsen Verlag, Hamburg 2017. 560 Seiten, 24 Euro.
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