Joseph Townsends 1786 verfaßte und bislang nicht auf deutsch vorliegende Schrift ist einer der einflußreichsten Texte, der je über das Thema Armut geschrieben wurde. Das Universalgenie Townsend nahm darin drei grundlegende Entdeckungen vorweg: Malthus' Bevölkerungsprinzip, Darwins natürliche Selektion sowie die Theorie, daß Märkte am besten funktionieren, wenn man sie sich selbst überläßt. Seine Überlegungen, wie der Staat Bedürftigen helfen und gleichzeitig Vorkehrungen treffen muß, um die Arbeitsfähigen wieder in den Erwerbsprozeß einzugliedern, haben nichts an Aktualität eingebüßt. Das Nachwort des Herausgebers umreißt den historischen Kontext des Werkes und stellt Bezüge zu heutigen Debatten her. Eine Entdeckung!
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Für Joseph Townsends Streitschrift "Über die Armengesetze" aus dem Jahre 1786 hat Rezensent Klaus Bittermann nur Verachtung übrig. Townsend kritisiert darin staatliche Zuwendungen an die Unterschicht und empfiehlt stattdessen Hunger als Allheilmittel gegen Arbeitslosigkeit, resümiert Bittermann. Mangelnden Grundlagenkenntnissen sozioökonomischer Zusammenhänge seien derlei Positionen geschuldet, wie der Rezensent analysiert. Notgedrungen bleibe ihnen nur die fatale Verlegung der Problematik in den Bereich der Moral. Bittermann teilt die Auffassung des Herausgebers, wonach Townsend hier drei paradigmatische Ideen des 19. Jahrhunderts antizipiert: Malthus' Bevölkerungstheorie, den Darwinismus und das blinde Vertrauen in den Kapitalismus. Schließlich finde auch das Gedankengut eines Thilo Sarrazin in Townsend einen würdigen Vordenker, meint Bitterman. Abschließend lässt er den Satiriker Swift zu Wort kommen - denn der kennt, bereits ein halbes Jahrhundert vor Townsend, eine kannibalistische Patentlösung.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Die Schrift Townsends und die hervorragende Einleitung und Kommentierung von Philipp Lepenies verblüffen durch ihre Aktualität. Es ist, als würde man heutigen Debatten folgen, und Lepenies zieht überzeugende Parallelen. Es ist ein großes Verdienst des Suhrkamp Verlags, die lange vergessene Schrift Joseph Townsends mit der vorzüglichen Kommentierung von Philip Lepenies herausgebracht zu haben.« Stephan Wehowsky journal21.ch 20110506