Die Mutter war Tänzerin bei Mary Wigman, sein Vater Kunsthistoriker. Seine Eltern waren links, atheistisch und lebten in der Berliner Bohème der Zwanziger Jahre. 1942, nach dem Tod seiner Mutter, wird der Vater zum katholischen Priester geweiht. 1944 ist Spaemann bei einem Bauer untergetaucht, er ist Deserteur im eigenen Land. Entdeckt man ihn jetzt, wird er sofort erschossen. Heute ist Robert Spaemann der bedeutendste konservative Philosoph im In und Ausland. In einem langen Gespräch mit Stephan Sattler resümiert er sein Leben, ganz unter der Maxime der Suche nach dem,
»was in Wahrheit ist«.
Spaemann ist der bedeutendste konservative Philosoph im In- und Ausland und bekennender Gegner der Nutzung der Atomkraft und der Genmanipulation.
»was in Wahrheit ist«.
Spaemann ist der bedeutendste konservative Philosoph im In- und Ausland und bekennender Gegner der Nutzung der Atomkraft und der Genmanipulation.
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Voller Bewunderung schreibt Alexander Cammann über den konservativen Philosophen Robert Spaemann, dessen Autobiografie er zu den "bemerkenswertesten intellektuellen Selbstzeugnissen unserer Zeit" rechnet. Hoch rechnet der Rezensent Spaemann die Klarheit und Ehrlichkeit an, mit der er auf sein Leben zurückblickt, auf sein katholisches Elternhaus, seine Kindheit und Jugend im Nationalsozialismus (wobei er auch unangenehme Erinnerungen nicht ausspart) und seine intellektuellen Anfänge. Hier erfährt Cammann, dass sich Spaemann doch immerhin eine kurze marxistische Phase hatte, bevor er sich dem Denken von Hermann Lübbe, Odo Marquard oder Ernst Tugendhat zuwandte. Cammann räumt ein, dass er immer wieder auch auf katholische Positionen gestoßen ist, mit denen er gar nicht einverstanden ist, beteuert aber, dass dies seine Faszination für Spaemanns Denken nicht schmälerte.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.05.2012Als die Welt noch nicht virtuell war
So dialektisch kann Konservatismus sein: Die Erinnerungen des Philosophen Robert Spaemann erzählen in anekdotischer Anschaulichkeit, wie sehr sein Denken sich am Leben orientiert.
Heute wird der Philosoph Robert Spaemann fünfundachtzig Jahre alt. Er blickt auf ein Werk zurück, das in der deutschen Nachkriegsphilosophie einzigartig ist. Dieser Eindruck wird ihn allenfalls in Bezug auf seine Epoche freuen. An ihr treibt ihn Unbehagen um. Modern zu denken gehört nicht zu seinen Ansprüchen. "Wichtig ist, was immer ist", lautet der Refrain seines autobiographischen Berichts. Aristoteles und Thomas von Aquin enthalten für ihn mehr an Maßgaben für das richtige Denken als das meiste, was danach kam. Was Soziologen und Begriffsgeschichtler die "alteuropäische Welt" nennen, in der sich nach dem Wesen einer Sache fragen ließ und die Dinge ihr Wesen verfehlen konnten, in der die Natur noch natürlich war und sie sich irrte, wenn sie etwas Ungutes hervorbrachte, das ist für Spaemann die "altmenschheitliche Welt".
Entsprechend hat Spaemann wie kaum ein zweiter Denker unserer Tage versucht, Originalität zu vermeiden. Sein Buch über "Glück und Wohlwollen" beginnt mit den Sätzen: "Dieser Versuch über Ethik enthält hoffentlich nichts grundsätzlich Neues. Wo es um Fragen des richtigen Lebens geht, könnte nur Falsches wirklich neu sein." Diese Überzeugung hat Spaemann nie davon abgehalten, sich mit Neuem und mit Argumenten zu beschäftigen, die erst in der Neuzeit aufgekommen sind.
Im Gegenteil sind viele seiner Schriften einerseits Widerlegungen moderner Irrtümer, wie es für ihn vor allem der Utilitarismus, der Relativismus und der Funktionalismus sind. Zum anderen streben sie an, für Probleme, die den Alten unbekannt waren oder sein mussten - Tierschutz, Atomkraft, Abtreibung, völkerrechtswidrige Angriffskriege oder Ladenöffnung am Sonntag -, Lösungen zu finden, die in Übereinstimmung mit Intuitionen stehen, die es auch vor zweitausend Jahren schon gab. Fast eine philosophische Parallelaktion in Gedanken zu dem, was jene Latinisten für Wörter tun, wenn sie lateinische Ausdrücke für "Kühlschrank" oder "streiken" nacherfinden.
Spaemanns Denken ist insofern eine einzige Erhaltungsanstrengung. Die eigentliche Leistung der Philosophie besteht darin, den Verstand nicht zu verlieren. "Sittliche Vernunft gibt es nur als erinnerte Natur", formuliert Spaemann, von der zu erklären, wie sie überhaupt vergessen werden konnte, dann das eigentliche Pensum dieses Denkens darstellt. Der vorliegende Band mit Erinnerungen Spaemanns, die in Gespräche mit dem Journalisten Stephan Sattler eingefügt sind, macht deutlich, wie sehr diese Denkweise sich an Lebensumständen entfaltete. Das Kind verliert früh die Mutter, die Tänzerin war, der Vater, in einer sozialistischen Monatsschrift zuständig für Film und Varieté, entschließt sich danach, Priester zu werden. Die Kindheit spielt im katholischen Westfalen und Rheinland, in der Nähe von Klöstern, geprägt durch den Messkalender, Gregorianik, Literatur und Kunst.
Es ist eine Welt, von der Spaemann sich nicht nehmen lassen will, dass sie gut war und genügte: "Jeder hatte in ihr seinen Platz." Er macht sich keine Illusionen darüber, dass er selbst einen dauerhaften Platz in ihr hätte finden können. Und er bekräftigt sie fast trotzig, wenn er ihren Untergang ihrer Musealisierung vorzieht. Kirchen als touristische Attraktionen sind ihm so widerwärtig wie Rundfunkübertragungen aus Messen, Glaube, der nur genossen wird, nicht minder. Auf die Antwort nach einer Frage, die ihm hier nicht gestellt wurde, ob nämlich für ihn in der Technik selbst, in ihren von der Natur nicht vorgesehenen Möglichkeiten das Ungute steckt, könnte man gespannt sein. Simulation und Virtualität gehören für ihn zu den schlimmsten Tatbeständen, was ihn die moderne Kunst, die keinen Anschein zu erwecken sucht, höher schätzen lässt als die Illusionen des Barock und die Französische Revolution, die von Leuten gemacht worden sei, die an Gerechtigkeit glaubten, höher als ihre reaktionären Verächter, die mit Konfession nur noch Politik machen wollten. So dialektisch kann Konservatismus sein.
Spaemann erzählt in großer anekdotischer Anschaulichkeit, wie seine Jugend im Nationalsozialismus verlief, wie er nach dem Krieg zur Philosophie kam und wie er sich dem sozialistischen Milieu entfremdete, in dem er politisch aufwuchs. Er tritt in den Kreis des Münsteraner Philosophen Joachim Ritter, dessen Lehre ihm die Auseinandersetzung mit dem neuzeitlichen Denken als einer identifizierbaren Einheit nahelegt. Und er ergreift, angestoßen durch Bemerkungen Carl Schmitts, die Kritik des französischen Grafen de Bonald an den Prämissen der demokratischen Tyrannei der Mehrheit als Thema seiner Dissertation.
Unter allen Schülern der Ritter-Schule war Spaemann vermutlich derjenige, den die Begründung der bürgerlichen Existenz am wenigsten umtrieb. Was vernünftig ist, mag auch für ihn wirklich sein, aber er hat "wirklich" dabei nie mit "heutig" übersetzt. Der Glaube und das alte Denken sind für ihn weniger bescheiden. "Was schreibst Du einem guten Freund, der seinen liebsten Menschen verloren hat?", fragt er einmal den Skeptiker Odo Marquard, der darauf antwortet: "Den Brief schreibt meine Frau."
So liest man eine autobiographische Skizze, aber auch einen Bericht darüber, wie einer sich mit Grunderfahrungen, die nicht "im Trend" lagen, in die akademische Welt hineinfand. Seine erste Professur erhält Spaemann an der TU Stuttgart, und die Schilderung, wie er auf den dortigen zweiten Philosophen, den "existentiellen Rationalisten" Max Bense, traf, enthält alle Elemente einer Komödie. Spaemann denkt über die Ölkrise und die Grenzen des Fortschritts nach, Bense träumt von Kunst, die von Computern hergestellt wird. Und währenddessen ziehen die Unruhen von 1968 auf, die Spaemann vor allem in einem kurzen Zwischenspiel in Heidelberg aufs Gemüt fallen, dessen Schilderung einen guten Einblick in die verlorenen Jahre der deutschen Universität und ihrer Geisteswissenschaften - für Spaemann selbst ist Philosophie allerdings keine - gibt. Mehr noch als die Studenten scheinen es auch für ihn die Kollegen gewesen zu sein, die damals Selbstachtungsfragen aufwarfen.
Allmählich profiliert sich sein Werk, er kehrt nach Stuttgart zurück, geht schließlich nach München und legt seine Versuche vor, den Begriff der Teleologie, der nicht gesetzten, sondern vorgefundenen Zwecke, gegenüber einem Naturbild zu behaupten, das nur Ursachen und Korrelationen kennt. Als die "Ethik" beginnt, die Philosophie weitgehend in Beschlag zu nehmen, publiziert Spaemann eine Ethik, die sich fast allen gängigen Oppositionen (Pflicht und Glück, Sollen und Sein, Sollen und Wollen, Gründe und Folgen) zu entziehen sucht. Zuletzt publiziert Spaemann sogar eine Art Gottesbeweis, fast, als gelte es die Reihe der Argumente, warum der Glaube zur Vernunft passt, vollständig zu machen.
Das Buch enthält Erläuterungen zu allen Hauptschriften Spaemanns, einen Aufsatz über die "Zwei Interessen der Vernunft" und auch manche Wiederholung, weil in den Gesprächen bis in Formulierungen hinein vorkommt, was auch in den Erinnerungen steht. Doch das unterstreicht nur, wie ernst es Spaemann mit allem ist. Auch wer nicht eine seiner Prämissen teilt oder ihm auf dem Weg zurück zur Beweisbarkeit des Guten nicht folgen kann, wird diesem Ernst den Respekt nicht verweigern. Nie ist Dogmatismus in unserer Zeit argumentativer aufgetreten als in diesem Werk.
JÜRGEN KAUBE.
Robert Spaemann: "Über Gott und die Welt". Eine Autobiographie in Gesprächen.
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2012. 352 S., geb., 24,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
So dialektisch kann Konservatismus sein: Die Erinnerungen des Philosophen Robert Spaemann erzählen in anekdotischer Anschaulichkeit, wie sehr sein Denken sich am Leben orientiert.
Heute wird der Philosoph Robert Spaemann fünfundachtzig Jahre alt. Er blickt auf ein Werk zurück, das in der deutschen Nachkriegsphilosophie einzigartig ist. Dieser Eindruck wird ihn allenfalls in Bezug auf seine Epoche freuen. An ihr treibt ihn Unbehagen um. Modern zu denken gehört nicht zu seinen Ansprüchen. "Wichtig ist, was immer ist", lautet der Refrain seines autobiographischen Berichts. Aristoteles und Thomas von Aquin enthalten für ihn mehr an Maßgaben für das richtige Denken als das meiste, was danach kam. Was Soziologen und Begriffsgeschichtler die "alteuropäische Welt" nennen, in der sich nach dem Wesen einer Sache fragen ließ und die Dinge ihr Wesen verfehlen konnten, in der die Natur noch natürlich war und sie sich irrte, wenn sie etwas Ungutes hervorbrachte, das ist für Spaemann die "altmenschheitliche Welt".
Entsprechend hat Spaemann wie kaum ein zweiter Denker unserer Tage versucht, Originalität zu vermeiden. Sein Buch über "Glück und Wohlwollen" beginnt mit den Sätzen: "Dieser Versuch über Ethik enthält hoffentlich nichts grundsätzlich Neues. Wo es um Fragen des richtigen Lebens geht, könnte nur Falsches wirklich neu sein." Diese Überzeugung hat Spaemann nie davon abgehalten, sich mit Neuem und mit Argumenten zu beschäftigen, die erst in der Neuzeit aufgekommen sind.
Im Gegenteil sind viele seiner Schriften einerseits Widerlegungen moderner Irrtümer, wie es für ihn vor allem der Utilitarismus, der Relativismus und der Funktionalismus sind. Zum anderen streben sie an, für Probleme, die den Alten unbekannt waren oder sein mussten - Tierschutz, Atomkraft, Abtreibung, völkerrechtswidrige Angriffskriege oder Ladenöffnung am Sonntag -, Lösungen zu finden, die in Übereinstimmung mit Intuitionen stehen, die es auch vor zweitausend Jahren schon gab. Fast eine philosophische Parallelaktion in Gedanken zu dem, was jene Latinisten für Wörter tun, wenn sie lateinische Ausdrücke für "Kühlschrank" oder "streiken" nacherfinden.
Spaemanns Denken ist insofern eine einzige Erhaltungsanstrengung. Die eigentliche Leistung der Philosophie besteht darin, den Verstand nicht zu verlieren. "Sittliche Vernunft gibt es nur als erinnerte Natur", formuliert Spaemann, von der zu erklären, wie sie überhaupt vergessen werden konnte, dann das eigentliche Pensum dieses Denkens darstellt. Der vorliegende Band mit Erinnerungen Spaemanns, die in Gespräche mit dem Journalisten Stephan Sattler eingefügt sind, macht deutlich, wie sehr diese Denkweise sich an Lebensumständen entfaltete. Das Kind verliert früh die Mutter, die Tänzerin war, der Vater, in einer sozialistischen Monatsschrift zuständig für Film und Varieté, entschließt sich danach, Priester zu werden. Die Kindheit spielt im katholischen Westfalen und Rheinland, in der Nähe von Klöstern, geprägt durch den Messkalender, Gregorianik, Literatur und Kunst.
Es ist eine Welt, von der Spaemann sich nicht nehmen lassen will, dass sie gut war und genügte: "Jeder hatte in ihr seinen Platz." Er macht sich keine Illusionen darüber, dass er selbst einen dauerhaften Platz in ihr hätte finden können. Und er bekräftigt sie fast trotzig, wenn er ihren Untergang ihrer Musealisierung vorzieht. Kirchen als touristische Attraktionen sind ihm so widerwärtig wie Rundfunkübertragungen aus Messen, Glaube, der nur genossen wird, nicht minder. Auf die Antwort nach einer Frage, die ihm hier nicht gestellt wurde, ob nämlich für ihn in der Technik selbst, in ihren von der Natur nicht vorgesehenen Möglichkeiten das Ungute steckt, könnte man gespannt sein. Simulation und Virtualität gehören für ihn zu den schlimmsten Tatbeständen, was ihn die moderne Kunst, die keinen Anschein zu erwecken sucht, höher schätzen lässt als die Illusionen des Barock und die Französische Revolution, die von Leuten gemacht worden sei, die an Gerechtigkeit glaubten, höher als ihre reaktionären Verächter, die mit Konfession nur noch Politik machen wollten. So dialektisch kann Konservatismus sein.
Spaemann erzählt in großer anekdotischer Anschaulichkeit, wie seine Jugend im Nationalsozialismus verlief, wie er nach dem Krieg zur Philosophie kam und wie er sich dem sozialistischen Milieu entfremdete, in dem er politisch aufwuchs. Er tritt in den Kreis des Münsteraner Philosophen Joachim Ritter, dessen Lehre ihm die Auseinandersetzung mit dem neuzeitlichen Denken als einer identifizierbaren Einheit nahelegt. Und er ergreift, angestoßen durch Bemerkungen Carl Schmitts, die Kritik des französischen Grafen de Bonald an den Prämissen der demokratischen Tyrannei der Mehrheit als Thema seiner Dissertation.
Unter allen Schülern der Ritter-Schule war Spaemann vermutlich derjenige, den die Begründung der bürgerlichen Existenz am wenigsten umtrieb. Was vernünftig ist, mag auch für ihn wirklich sein, aber er hat "wirklich" dabei nie mit "heutig" übersetzt. Der Glaube und das alte Denken sind für ihn weniger bescheiden. "Was schreibst Du einem guten Freund, der seinen liebsten Menschen verloren hat?", fragt er einmal den Skeptiker Odo Marquard, der darauf antwortet: "Den Brief schreibt meine Frau."
So liest man eine autobiographische Skizze, aber auch einen Bericht darüber, wie einer sich mit Grunderfahrungen, die nicht "im Trend" lagen, in die akademische Welt hineinfand. Seine erste Professur erhält Spaemann an der TU Stuttgart, und die Schilderung, wie er auf den dortigen zweiten Philosophen, den "existentiellen Rationalisten" Max Bense, traf, enthält alle Elemente einer Komödie. Spaemann denkt über die Ölkrise und die Grenzen des Fortschritts nach, Bense träumt von Kunst, die von Computern hergestellt wird. Und währenddessen ziehen die Unruhen von 1968 auf, die Spaemann vor allem in einem kurzen Zwischenspiel in Heidelberg aufs Gemüt fallen, dessen Schilderung einen guten Einblick in die verlorenen Jahre der deutschen Universität und ihrer Geisteswissenschaften - für Spaemann selbst ist Philosophie allerdings keine - gibt. Mehr noch als die Studenten scheinen es auch für ihn die Kollegen gewesen zu sein, die damals Selbstachtungsfragen aufwarfen.
Allmählich profiliert sich sein Werk, er kehrt nach Stuttgart zurück, geht schließlich nach München und legt seine Versuche vor, den Begriff der Teleologie, der nicht gesetzten, sondern vorgefundenen Zwecke, gegenüber einem Naturbild zu behaupten, das nur Ursachen und Korrelationen kennt. Als die "Ethik" beginnt, die Philosophie weitgehend in Beschlag zu nehmen, publiziert Spaemann eine Ethik, die sich fast allen gängigen Oppositionen (Pflicht und Glück, Sollen und Sein, Sollen und Wollen, Gründe und Folgen) zu entziehen sucht. Zuletzt publiziert Spaemann sogar eine Art Gottesbeweis, fast, als gelte es die Reihe der Argumente, warum der Glaube zur Vernunft passt, vollständig zu machen.
Das Buch enthält Erläuterungen zu allen Hauptschriften Spaemanns, einen Aufsatz über die "Zwei Interessen der Vernunft" und auch manche Wiederholung, weil in den Gesprächen bis in Formulierungen hinein vorkommt, was auch in den Erinnerungen steht. Doch das unterstreicht nur, wie ernst es Spaemann mit allem ist. Auch wer nicht eine seiner Prämissen teilt oder ihm auf dem Weg zurück zur Beweisbarkeit des Guten nicht folgen kann, wird diesem Ernst den Respekt nicht verweigern. Nie ist Dogmatismus in unserer Zeit argumentativer aufgetreten als in diesem Werk.
JÜRGEN KAUBE.
Robert Spaemann: "Über Gott und die Welt". Eine Autobiographie in Gesprächen.
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2012. 352 S., geb., 24,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main