>Grenzen ausdehnen und überschreiten< scheint die Devise des 20. Jahrhunderts zu lauten. An dessen Ende ist, angesichts von Massenvernichtungen, aber auch des Endes des Kalten Krieges nach dem Zusammenbruch der sozialistischen Staaten, eine Revision bisher für gültig gehaltener Grenzbestimmungen unumgänglich. "Über Grenzen" nimmt in Aufsätzen mit gegensätzlichen Positionen die Kontroverse zwischen Liberalismus und Kommunitarismus auf. Bosnien als Metapher für eine Neubestimmung intellektueller Positio- nen dem Krieg in Europa gegenüber bildet den zweiten Schwer- punkt. Ausgangspunkt ist eine Erzählung von Ivo Andric über die scheinbare Unvermeidlichkeit eines bosnischen Krieges. Die Autoren thematisieren den Krieg und die Aporien eines intellektuellen Pazifismus sowie mögliche Strategien der Friedenssicherung. Die literarische Arbeit an der Definition bzw. Auflösung mentaler, nationaler und künstlerisch-formaler Grenzziehungen ist Gegenstand der dritten Sektion. Untersucht wird, wie die Literatur an der Formierung von National-Charakteren mitschreibt. Das Aufeinandertreffen zweier Kulturen in einer Person und die Konsequenzen eines Lebens und Schreibens in zwei Sprachen sind Thema des Autoren-Gesprächs am Ende des Werkes.