Woher kommen eigentlich Grenzen? Sind sie bloß aberwitzige Erfindungen der Menschen? Als Zoologe weiß Josef H. Reichholf von absurden Grenz-Phänomenen auch in der Tierwelt zu berichten. Vor allem aber schärft der Bestsellerautor in diesen Betrachtungen das Bewusstsein für jene Ur-Abgrenzung, die allem Leben vorausgegangen ist: Ohne dass sich Innen von Außen geschieden hätte, gäbe es überhaupt keine Lebendigkeit. Aber nichts ist für die Ewigkeit, kein Lebendes und keine Grenze: Die chinesische Mauer etwa, ehedem das Maß aller Grenz-Ziehungen, erscheint uns heute als harmlose Kletterwand ...»Grandiose Wissenschaftsprosa.«Denis Scheck
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Rezensentin Katharina Granzin kann den interdisziplinären Ansatz von Josef H. Reichholf nicht nur gutheißen. Der Biologe nehme sich in seinen Essays, die eher "Denkanstöße" als Antworten liefern wollen, des Themas der Grenzen an, wobei es zur Überraschung der Kritikerin gar nicht so sehr um Biologie geht - was sie zwar einerseits als These des Autors interessant zu finden scheint: so seien Grenzen in der Natur gar nicht so oft vorhanden, und wenn, dann nur notwendigerweise. Auch die Anekdoten und Erfahrungsberichte aus Forschungsreisen des Biologen, bei denen er etwa der überraschenden Hartnäckigkeit willkürlich gezogener Kolonialgrenzen begegnete, findet sie noch "erhellend". Wenn aber Reichholfs Überlegungen zu Religion und Kultur als den zwei effektivsten Instrumenten zur Grenzziehung in die kulturpessimistische These münden, dass eine "Einheit der Menschen" im Sinne gleicher Rechte und Pflichten für alle die "Kulturvernichtung" in Kauf nehmen müsse, überschreitet der Autor selbst allzu "forsch" die Grenze zu anderen Disziplinen, glaubt Granzin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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