Königtümer gelten als überkommene, allenfalls noch folkloristisch und touristisch bedeutsame Regierungsformen. Doch die Bindungs- und Herrschaftskraft von Königen sind immer noch erstaunlich, was sich besonders in Krisenzeiten erweist.Diese Essays von David Graeber und seinem akademischen Lehrer Marshall Sahlins untersuchen unter Sichtung weltweiter Beispiele aus Vergangenheit und Gegenwart die historische und anthropologische Wirkmacht der Monarchien. Mit Witz und Brillanz zeigen sie, dass sich im Königtum nicht nur menschliche Grundfragen des Verhältnisses zu Göttlichkeit, Fremdheit und Gruppenzugehörigkeit spiegeln. In ihm verbirgt sich auch eine Ordnungsform, die sich in den demokratischen Staaten noch erhalten hat und unser Denken fundamental bestimmt. Die scharfe Analyse einer faszinierenden und allgegenwärtigen politischen Figur - und wie wir uns von ihr lossagen könnten.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Ulrich van Loyen verfolgt gespannt, was David Graeber und Marshall Sahlins in ihrem Buch über Könige über die "Grundsubstanz" von Macht und Herrschaft zu sagen haben. So gehen die Ausführungen des kapitalismuskritischen Aktivisten Graeber und des Ethnoarchäologen Sahlin in Anlehnung an Arthur Maurice Hocart von der Annahme aus, dass das Königtum eine "abgeleitete göttliche Funktion" sei, wie der Kritiker erklärt, und drehen sich vor allem um die Frage, ob menschliche Gesellschaften überhaupt anders als irgendwie beherrscht zu denken seien. Spannend findet der Kritiker vor allem, wie die Autoren darlegen, dass im Königtum aber auch ein Befreiungspotenzial steckt, nämlich in der "Einhegung", also Vergegenständlichung und Domestizierung der göttlichen Kräfte, wie van Loyen erklärt. Ein Vorzug der englischen Originalausgabe im Vergleich zur deutschen scheint ihm zu sein, dass die englische zusätzlich zu den Aufsätzen auch noch ethnografisches Beweismaterial aufführt, was die Argumentation noch verständlicher werden lasse.
© Perlentaucher Medien GmbH
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