Alte Männer sitzen als vermeintliche Werwölfe im Park, Nixen verlassen das Meer, um sich Stöckelschuhe zu kaufen, ein Tätowierter trägt seine Lieblingsgestalten auf der Haut. Ob monströs-archaische Mischwesen oder Figuren des 21. Jahrhunderts: Kein Körper ist sich seiner Form mehr sicher.
Ist es Pech oder Strafe, in ein Tier verwandelt zu werden, wie es die alten Götter der Griechen den Menschen weismachen wollten? Silke Scheuermann schreibt Phantastisches, Surreales, aber auch Gedichte über die Verwandlung durch Krankheit und Schmerz. Zuletzt zeigen ihre Liebesgedichte, wie der oder die Liebste sich in ein wundervolles Phänomen verwandelt - oder auch nicht. Alles scheint genauso einfach, leicht, selbstverständlich, als würde es über Nacht Winter.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Ist es Pech oder Strafe, in ein Tier verwandelt zu werden, wie es die alten Götter der Griechen den Menschen weismachen wollten? Silke Scheuermann schreibt Phantastisches, Surreales, aber auch Gedichte über die Verwandlung durch Krankheit und Schmerz. Zuletzt zeigen ihre Liebesgedichte, wie der oder die Liebste sich in ein wundervolles Phänomen verwandelt - oder auch nicht. Alles scheint genauso einfach, leicht, selbstverständlich, als würde es über Nacht Winter.
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.01.2008KURZKRITIK
Im Gravitationsloch
Silke Scheuermann lässt die Verse beiläufig plätschern
Von Träumen ist in Silke Scheuermanns Gedichten immer wieder die Rede, von Träumen und von Traumgestalten: Hexen, Vampire und Werwölfe haben in „Über Nacht ist es Winter” ihren Auftritt. Auch Nixe und Engel werden hier beschworen, genauso die „Existenz benachbarter Welten”. Es sind Gedichte der Dämmerung, der Zwischenreiche, und wenn, dann kommt der Morgen „grell/ und stumm”.
Scheuermanns Versen scheint eine Poetik des Ungefähren zu Grunde zu liegen. Und so ist im letzten (und schwächsten) Stück des Bandes, „Die Art wie Gedichte arbeiten”, auch von einem Ideal der „Beiläufigkeit” und „Selbstverständlichkeit” die Rede. Tatsächlich beschäftigen sich die Verse der 1973 geborenen Frankfurterin nicht nur mit schwer Fassbarem, sie selbst ähneln Chimären. Man weiß selten, worum es eigentlich geht.
Die Gedichte handeln nicht nur von Schwimmern „an Atlantis Stränden”, sie selbst halten sich allzu häufig in einem fernen Irgendwo auf. Kraft und Schwere fehlen ihnen, ein Gravitationszentrum. Die Verse plätschern vor sich hin, hübsch und unverbindlich und häufig auch untereinander unverbunden.
Vielleicht möchten sie ja leicht und luftig wirken, nur sollten Gedichte sich darin nicht erschöpfen. Ganz selten gelingen Scheuermann längere, atmende, ja wie von kräftigen Schwingen getragene Verse: „Plötzlich war alles Leben über die Ebene hingestreckt //// und am Boden jagt eine Schar/ Golden Retriever Schwanennachwuchs”.
Hier schreitet Sprache gebieterisch aus und tänzelt nicht bloß so dahin. Man wünschte sich mehr davon. TOBIAS LEHMKUHL
SILKE SCHEUERMANN: Über Nacht ist es Winter. Schöffling und Co., Frankfurt am Main 2007. 86 Seiten, 14,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
Im Gravitationsloch
Silke Scheuermann lässt die Verse beiläufig plätschern
Von Träumen ist in Silke Scheuermanns Gedichten immer wieder die Rede, von Träumen und von Traumgestalten: Hexen, Vampire und Werwölfe haben in „Über Nacht ist es Winter” ihren Auftritt. Auch Nixe und Engel werden hier beschworen, genauso die „Existenz benachbarter Welten”. Es sind Gedichte der Dämmerung, der Zwischenreiche, und wenn, dann kommt der Morgen „grell/ und stumm”.
Scheuermanns Versen scheint eine Poetik des Ungefähren zu Grunde zu liegen. Und so ist im letzten (und schwächsten) Stück des Bandes, „Die Art wie Gedichte arbeiten”, auch von einem Ideal der „Beiläufigkeit” und „Selbstverständlichkeit” die Rede. Tatsächlich beschäftigen sich die Verse der 1973 geborenen Frankfurterin nicht nur mit schwer Fassbarem, sie selbst ähneln Chimären. Man weiß selten, worum es eigentlich geht.
Die Gedichte handeln nicht nur von Schwimmern „an Atlantis Stränden”, sie selbst halten sich allzu häufig in einem fernen Irgendwo auf. Kraft und Schwere fehlen ihnen, ein Gravitationszentrum. Die Verse plätschern vor sich hin, hübsch und unverbindlich und häufig auch untereinander unverbunden.
Vielleicht möchten sie ja leicht und luftig wirken, nur sollten Gedichte sich darin nicht erschöpfen. Ganz selten gelingen Scheuermann längere, atmende, ja wie von kräftigen Schwingen getragene Verse: „Plötzlich war alles Leben über die Ebene hingestreckt //// und am Boden jagt eine Schar/ Golden Retriever Schwanennachwuchs”.
Hier schreitet Sprache gebieterisch aus und tänzelt nicht bloß so dahin. Man wünschte sich mehr davon. TOBIAS LEHMKUHL
SILKE SCHEUERMANN: Über Nacht ist es Winter. Schöffling und Co., Frankfurt am Main 2007. 86 Seiten, 14,90 Euro.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.10.2007Verwandle dich, du bist so schön
Aparte Arbeit am Vers: Silke Scheuermanns neue Gedichte
Wer weiß, was Gedichte sind, hat es schwer mit Gedichten. Besonders mit Gedichten von heute. Denn nur selten bestätigen sie, was man über Gedichte schon weiß. Und wenn sie es tun, dann sind sie meist misslungen. Seit alle herkömmlichen Erkennungszeichen für Gedichte ihre Verbindlichkeit verloren haben und disponibel geworden sind, sieht sich jeder Leser von Gedichten gehalten, den Texten selbst abzulesen, welches Lyrikverständnis sie jeweils realisieren, und die Autoren ihrerseits versuchen unermüdlich zu erklären, was Gedichte für sie eigentlich sind, wie sie entstehen und was sie - vielleicht - bewirken können. Sie tun es mit poetologischen Statements, mit Selbsterläuterungen, in Interviews oder gar in eigenen Lehrveranstaltungen, vor allem aber in ihren Gedichten selbst.
Mit einem solchen poetologischen Gedicht schließt auch der jüngste Gedichtband von Silke Scheuermann: "Die Art wie Gedichte arbeiten", wobei mit "Art" natürlich auch die Kunst gemeint ist. Es mündet in die bekenntnishaften Verse: "Die Art wie Gedichte arbeiten / ist zufällig / mutwillig / und von gleißend heller /Selbstverständlichkeit." Schön wär's! Aber: Wer leistet denn hier eigentlich die "Arbeit"? Arbeiten wirklich die Gedichte daran, verstanden zu werden? Oder ist es vielleicht doch eher die Autorin, die sie mehr oder weniger mühselig zustande gebracht hat? Oder leistet am Ende nicht sogar der Leser die Arbeit, wenn er sie zu entziffern versucht? In ganz so "gleißend heller Selbstverständlichkeit" jedenfalls wollen mir die Gedichte von Silke Scheuermann nicht erscheinen.
Gewiss: Was der Lyrikerin einfällt und was sie arrangiert, ist zwischen dem Zufall der Assoziationen und dem absichtlichen Mutwillen angesiedelt. Beides, das Glück des ersten Einfalls und die lust- und mühevolle konstruktive Ausarbeitung, muss offenbar auch bei ihr (wo nicht?) zusammenkommen, wenn das Gedicht gelingen soll. Aber wie viel von diesen Entstehungsbedingungen - sei's die Intuition oder die Intention - kann in den Texten sichtbar bleiben, wenn ihnen zugleich "Selbstverständlichkeit" zugebilligt werden soll? Um wie viel darf der Zufall den Mutwillen überwiegen? Das Verfahren, die Mach-Art dieser Gedichte lässt sich wohl am besten mit dem Prinzip der "Verwandlung" erläutern. Ein ganzer Teil des Gedichtbandes steht unter dem Titel "Verwandlungen im Stadtpark"; ein weiteres Gedicht heißt "Verwandelte Weide", und wiederholt ist von Verwandlungen, Neuordnungen, Nachahmungen, Veränderungen und Verwechslungen die Rede.
Verwandelt kehren die Figuren der Mythen und der Märchen wieder: Atlantis und Ikarus (dieser erscheint ausgerechnet in Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett), Ophelia, Vampire, Nixen, Nymphen ("Das Echo verwandelte sich in eine Nymphe"), Hexen, Engel und Wiedergänger bevölkern die Verse, und selbst das Ich, das alle diese Metamorphosen erzählt, bleibt von dem allgemeinen Gestaltenwandel nicht verschont: "Ich war eine Nadel", heißt es, die im Winter-Reich mit Schreibaufgaben betraut wurde: "musste in Schnee schreiben / was der Schnee gesagt hat". Nicht immer gelingen diese Schreibaufträge grammatisch zufriedenstellend: "Münchhausen seilte sich in den Ätna ab / sagte zu Venus hallo / ist dir Vulcano denn würdig?" Hallo, Lektorat!
Die konkreteste Verwandlungsgeschichte, offenbar ein Seitenstück zu Scheuermanns erfolgreichem Roman "Die Stunde zwischen Wolf und Hund", heißt "Der Wolf / oder / Die Wege des Bösen / kreuzten sich diesmal im Stadtpark". Dort blättert der Wolf im "Buch der Verwandlungen" und probiert mehrere Menschenfiguren aus, um später seinem Rudel darüber berichten zu können, "wie es ist ein Mensch zu sein". Und die Moral von der Geschicht': "Kümmere dich / nicht um die Wölfe in welcher / Gestalt auch immer / sei freundlich / geh weiter / unverdrossen in Parks / und lächle den Alten an der sabbernd / von seinem Bänkchen her fragt / glaubst du das Rudel vermisst mich?"
Man sieht, wie weit der Mutwille der Autorin reicht: Die Frage, ob das noch Lyrik ist, scheint sie nicht zu interessieren. "Ich versuche eben immer eine Art Handlung zu schaffen und theaterhafte Szenen zu bilden, die sich formal am ehesten mit Balladen vergleichen lassen", hat sie in einem Interview erklärt. Diese Wurschtigkeit in Gattungsfragen führt zu poetischen Gebilden, die ihre Wirkung eher dem epischen Inhalt als der lyrischen Form verdanken. Auch das sogenannte "epische Präteritum", die Länge der Gedichte, die Rhetorik der Fragen und Anreden lassen ein primär erzählerisches Mitteilungsbedürfnis erkennen.
Silke Scheuermanns Gedichte leben von aparten Einfällen und kühnen, surreal eingefärbten Zusammenstellungen, von anekdotischen Vergleichen und eigenwilligen Formulierungen, von vorgestellten Situationen und witzigen Charakterisierungen. Die Musik der Worte dagegen spielt keine große Rolle, dem Vers und seiner Metrik gewinnt sie kaum etwas Kunstvolles ab, Reime gibt es nicht, übrigens auch, von den zahlreichen Fragezeichen abgesehen, keinerlei Interpunktionszeichen, was die Lektüre, zum Vorteil für die Gedichte, verlangsamt.
Auch Silke Scheuermanns dritter Gedichtband nach "Der Tag, an dem die Möwen zweistimmig sangen" (2001) und "Der zärtlichste Punkt im All" (2004) enthält manches gelungene Gedicht, dass vom unzweifelhaften Talent dieser Autorin zeugt. Aber dieser Band zeigt auch, dass "Die Art wie Gedichte arbeiten" von der Arbeit der Autorin nur profitieren kann.
WULF SEGEBRECHT.
Silke Scheuermann: "Über Nacht ist es Winter". Gedichte. Schöffling & Co. Verlagsbuchhandlung, Frankfurt am Main 2007. 86 S., geb., 14,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Aparte Arbeit am Vers: Silke Scheuermanns neue Gedichte
Wer weiß, was Gedichte sind, hat es schwer mit Gedichten. Besonders mit Gedichten von heute. Denn nur selten bestätigen sie, was man über Gedichte schon weiß. Und wenn sie es tun, dann sind sie meist misslungen. Seit alle herkömmlichen Erkennungszeichen für Gedichte ihre Verbindlichkeit verloren haben und disponibel geworden sind, sieht sich jeder Leser von Gedichten gehalten, den Texten selbst abzulesen, welches Lyrikverständnis sie jeweils realisieren, und die Autoren ihrerseits versuchen unermüdlich zu erklären, was Gedichte für sie eigentlich sind, wie sie entstehen und was sie - vielleicht - bewirken können. Sie tun es mit poetologischen Statements, mit Selbsterläuterungen, in Interviews oder gar in eigenen Lehrveranstaltungen, vor allem aber in ihren Gedichten selbst.
Mit einem solchen poetologischen Gedicht schließt auch der jüngste Gedichtband von Silke Scheuermann: "Die Art wie Gedichte arbeiten", wobei mit "Art" natürlich auch die Kunst gemeint ist. Es mündet in die bekenntnishaften Verse: "Die Art wie Gedichte arbeiten / ist zufällig / mutwillig / und von gleißend heller /Selbstverständlichkeit." Schön wär's! Aber: Wer leistet denn hier eigentlich die "Arbeit"? Arbeiten wirklich die Gedichte daran, verstanden zu werden? Oder ist es vielleicht doch eher die Autorin, die sie mehr oder weniger mühselig zustande gebracht hat? Oder leistet am Ende nicht sogar der Leser die Arbeit, wenn er sie zu entziffern versucht? In ganz so "gleißend heller Selbstverständlichkeit" jedenfalls wollen mir die Gedichte von Silke Scheuermann nicht erscheinen.
Gewiss: Was der Lyrikerin einfällt und was sie arrangiert, ist zwischen dem Zufall der Assoziationen und dem absichtlichen Mutwillen angesiedelt. Beides, das Glück des ersten Einfalls und die lust- und mühevolle konstruktive Ausarbeitung, muss offenbar auch bei ihr (wo nicht?) zusammenkommen, wenn das Gedicht gelingen soll. Aber wie viel von diesen Entstehungsbedingungen - sei's die Intuition oder die Intention - kann in den Texten sichtbar bleiben, wenn ihnen zugleich "Selbstverständlichkeit" zugebilligt werden soll? Um wie viel darf der Zufall den Mutwillen überwiegen? Das Verfahren, die Mach-Art dieser Gedichte lässt sich wohl am besten mit dem Prinzip der "Verwandlung" erläutern. Ein ganzer Teil des Gedichtbandes steht unter dem Titel "Verwandlungen im Stadtpark"; ein weiteres Gedicht heißt "Verwandelte Weide", und wiederholt ist von Verwandlungen, Neuordnungen, Nachahmungen, Veränderungen und Verwechslungen die Rede.
Verwandelt kehren die Figuren der Mythen und der Märchen wieder: Atlantis und Ikarus (dieser erscheint ausgerechnet in Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett), Ophelia, Vampire, Nixen, Nymphen ("Das Echo verwandelte sich in eine Nymphe"), Hexen, Engel und Wiedergänger bevölkern die Verse, und selbst das Ich, das alle diese Metamorphosen erzählt, bleibt von dem allgemeinen Gestaltenwandel nicht verschont: "Ich war eine Nadel", heißt es, die im Winter-Reich mit Schreibaufgaben betraut wurde: "musste in Schnee schreiben / was der Schnee gesagt hat". Nicht immer gelingen diese Schreibaufträge grammatisch zufriedenstellend: "Münchhausen seilte sich in den Ätna ab / sagte zu Venus hallo / ist dir Vulcano denn würdig?" Hallo, Lektorat!
Die konkreteste Verwandlungsgeschichte, offenbar ein Seitenstück zu Scheuermanns erfolgreichem Roman "Die Stunde zwischen Wolf und Hund", heißt "Der Wolf / oder / Die Wege des Bösen / kreuzten sich diesmal im Stadtpark". Dort blättert der Wolf im "Buch der Verwandlungen" und probiert mehrere Menschenfiguren aus, um später seinem Rudel darüber berichten zu können, "wie es ist ein Mensch zu sein". Und die Moral von der Geschicht': "Kümmere dich / nicht um die Wölfe in welcher / Gestalt auch immer / sei freundlich / geh weiter / unverdrossen in Parks / und lächle den Alten an der sabbernd / von seinem Bänkchen her fragt / glaubst du das Rudel vermisst mich?"
Man sieht, wie weit der Mutwille der Autorin reicht: Die Frage, ob das noch Lyrik ist, scheint sie nicht zu interessieren. "Ich versuche eben immer eine Art Handlung zu schaffen und theaterhafte Szenen zu bilden, die sich formal am ehesten mit Balladen vergleichen lassen", hat sie in einem Interview erklärt. Diese Wurschtigkeit in Gattungsfragen führt zu poetischen Gebilden, die ihre Wirkung eher dem epischen Inhalt als der lyrischen Form verdanken. Auch das sogenannte "epische Präteritum", die Länge der Gedichte, die Rhetorik der Fragen und Anreden lassen ein primär erzählerisches Mitteilungsbedürfnis erkennen.
Silke Scheuermanns Gedichte leben von aparten Einfällen und kühnen, surreal eingefärbten Zusammenstellungen, von anekdotischen Vergleichen und eigenwilligen Formulierungen, von vorgestellten Situationen und witzigen Charakterisierungen. Die Musik der Worte dagegen spielt keine große Rolle, dem Vers und seiner Metrik gewinnt sie kaum etwas Kunstvolles ab, Reime gibt es nicht, übrigens auch, von den zahlreichen Fragezeichen abgesehen, keinerlei Interpunktionszeichen, was die Lektüre, zum Vorteil für die Gedichte, verlangsamt.
Auch Silke Scheuermanns dritter Gedichtband nach "Der Tag, an dem die Möwen zweistimmig sangen" (2001) und "Der zärtlichste Punkt im All" (2004) enthält manches gelungene Gedicht, dass vom unzweifelhaften Talent dieser Autorin zeugt. Aber dieser Band zeigt auch, dass "Die Art wie Gedichte arbeiten" von der Arbeit der Autorin nur profitieren kann.
WULF SEGEBRECHT.
Silke Scheuermann: "Über Nacht ist es Winter". Gedichte. Schöffling & Co. Verlagsbuchhandlung, Frankfurt am Main 2007. 86 S., geb., 14,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Richtig begeistern kann sich Wulf Segebrecht für die Gedichte des jüngsten Lyrikbandes von Silke Scheuermann nicht, obwohl er keinen Zweifel an seinem Vertrauen in ihr Talent aufkommen lässt. Die Gedichte der auch als Prosaautorin hervorgetretenen Scheuermann, die sich vornehmlich um das Motiv der Verwandlung drehen, beziehen ihren Effekt viel stärker aus ihren epischen als aus ihren lyrischen Qualitäten und zeigen durch ihre Länge, den Mangel an Reim und ausgefeilter Metrik eher eine Affinität zur Prosa, meint der Rezensent. Es gibt Verse, die lassen Segebrecht wegen ihrer verrutschten Grammatik auch schon mal laut nach dem Lektor rufen und zudem sind den Versen die Bedingungen ihrer Entstehung derart deutlich abzulesen, dass von der "Selbstverständlichkeit", die die Lyrikerin dem Gedicht eigentlich zuschreibt, nicht viel zu sehen ist, so der Rezensent. Trotzdem betont Segebrecht, dass der Band "manches" geglückte Gedicht aufweist.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Sprachmächtig und voll unerhörter, magischer Visionen."
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