Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Medien / Kommunikation - Theorien, Modelle, Begriffe, Note: 1,3, Friedrich-Schiller-Universität Jena (Medienwissenschaften), Veranstaltung: PS Bild- und Wahrnehmungsgeschicht, Sprache: Deutsch, Abstract: Einer Selbstbeschreibung Florenskis lässt sich entnehmen, dass er seine Lebensaufgabe als "Wegbereitung einer künftigen ganzheitlichen Weltanschauung" versteht. Hierbei ist ihm die Stellung des Glaubens wichtig, der als Quelle von Weltverständnis und Kultur den Kampf gegen Chaos und Tod (Nivellierung der Welt) erst ermöglicht. Florenski gilt heute als Bindeglied zwischen Tradition und russischer Avantgarde. Schon John Locke hält 1690 in "An Essay Concerning Human Understanding" fest, dass unsere Wahrnehmung der Dinge nicht an die Gegenstände selbst gekoppelt ist, sondern durch uns erzeugt wird. Wir nehmen war und bilden Ideen von den Gegenständen in unserem Bewusstsein. Der Interpretationismus, entstanden im 18. Jahrhundert, beschreibt weiterhin ein Modell, nach dem sich unsere Wahrnehmung aus einer sinnlichen Empfindung einerseits, als auch als einem interpretativen Teil andererseits zusammensetzt. Die Interpretation der Empfindungen ist für jeden Menschen auf Grund seiner individuellen Erfahrungen verschieden. Diese Unterschiede wiederum, glauben Wahrnehmungsforscher, variieren unter den einzelnen geschichtlichen Epochen systematisch. Aufschlüsse über das Ausmaß und den Charakter dieser Entwicklungen kann uns die Kunst geben. In Gemälden der Meister von damals lassen sich ihre Vorstellungen von Raum und ihre Art wahrzunehmen, die in einer bestimmten Weltanschauung gipfeln, ablesen. Aus diesem wahrnehmungsphilosophischen Blickwinkel soll nun der Text "die umgekehrte Perspektive" von Pawel Florenski beleuchtet werden. Florenskis Argumentation illustriert einen Verfall der Realitätswahrnehmung einer ganzen Gesellschaft, durch die Entwicklung der Zentralperspektive in der Kunst. Das euklidische Raumverständnis und die kantische Weltanschauung führen zum materialistischen Weltbild, das das lebendige der Welt verkennt. Der neue Mensch erst ist der Gefangene in Platons Höhle, der nicht den Ursprung der Schatten an der Wand erkennen will. In seiner Abhandlung gibt Florenski einerseits einen Überblick über verschiedene Darstellungsverfahren der Kunstgeschichte, andererseits argumentiert der Mathematiker, Philosoph und schließlich Theologe und Priester mit Wissen aus Physik und Psychologie gegen die zur damaligen Zeit vorherrschende Überzeugung einer inneren Verbundenheit der Zentralperspektive als Darstellungsform mit der natürlichen Wahrnehmung des Menschen. .
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