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Paul Ricoeur zählt zu den bedeutendsten Philosophen des 20. Jahrhunderts. Er hat zu seinen Lebzeiten mehr als dreißig Schriften veröffentlicht - ein außergewöhnliches philosophisches Oeuvre, auf das die Psychoanalyse Freuds einen entscheidenden Einfluss hatte. Bereits als Student kam Ricoeur mit dem Werk Freuds in Kontakt und setzte sich ab 1960 intensiv damit auseinander. Davon ausgehend entwickelte er eine kritische Hermeneutik, indem er die »Hermeneutik des Verdachts« - als deren Meister er Nietzsche, Freud und Marx bezeichnete - als notwendigen Zwischenschritt auf dem Weg zu einer…mehr

Produktbeschreibung
Paul Ricoeur zählt zu den bedeutendsten Philosophen des 20. Jahrhunderts. Er hat zu seinen Lebzeiten mehr als dreißig Schriften veröffentlicht - ein außergewöhnliches philosophisches Oeuvre, auf das die Psychoanalyse Freuds einen entscheidenden Einfluss hatte. Bereits als Student kam Ricoeur mit dem Werk Freuds in Kontakt und setzte sich ab 1960 intensiv damit auseinander. Davon ausgehend entwickelte er eine kritische Hermeneutik, indem er die »Hermeneutik des Verdachts« - als deren Meister er Nietzsche, Freud und Marx bezeichnete - als notwendigen Zwischenschritt auf dem Weg zu einer »Hermeneutik des Sinns« auffasst.Was für eine Wissenschaft ist die Psychoanalyse? Welche Wahrheit verkündet sie, wie argumentiert sie? Wo hat sie ihren Platz in der Kultur und wie hat sie diese transformiert? Diese und weitere Fragen beschäftigen Ricoeur in den im vorliegenden Band versammelten Essays, die über einen Zeitraum von fast dreißig Jahren entstanden sind. Seine Reflexionen, die sich gleichermaßen durch leichte Lesbarkeit wie philosophische Tiefe auszeichnen, basieren auf Freuds Werk und tragen gleichermaßen zum Verstehen desselben bei.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Fritz Göttler erkennt Nähe und Distanz zu Freud in Paul Ricœurs Texten. Wie der Autor darin versucht, Freud mit Phänomenologie, Religion, Theologie, Moral, Kunst und Lebenserzählung zusammenzubringen und die Psychoanalyse konstruktiv und "kulturoptimistisch" zu lesen, hat ihn beeindruckt. Auch Ricœurs Abheben auf das Fiktionale in den Fakten kann er nachvollziehen, wenn der Autor mit Heidegger und Sartre Freuds Kunstbetrachtung an den Strukturalismus zurückbindet.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.07.2016

Wahres Lächeln
Der Philosoph Paul Ricœur eignet
sich Freuds Psychoanalyse an
Eine Nähe und eine Distanz zugleich ist in diesen Texten zu spüren. Sie sind ganz nah an Freuds Aufsätzen, die sie zusammenbringen mit Phänomenologie und Religion, Theologie und Moral, Kunst und Lebenserzählung, aber sie wollen Freud dann doch nicht das letzte Wort lassen. Paul Ricœur (1913-2005) ist der französische Philosoph der Hermeneutik par excellence, „Die Interpretation. Ein Versuch über Freud“ hieß sein Großwerk von 1965. „Jede Interpretation geht, wie Schleiermacher sagte, zunächst vom Missverstehen aus“, schreibt er nun im Aufsatz „Psychoanalyse und Hermeneutik“: „Hier haben wir die Grundlage für das, was ich an früherer Stelle die ,Hermeneutik des Verdachts‘ genannt habe; wir dürfen nie darin nachlassen, ihn bei der Wiedergewinnung des Sinns zu berücksichtigen . . . Unser Selbstverstehen muss von der Selbstaufgabe ausgehen, wir müssen uns von der selbstgefälligen Vorstellung verabschieden, dass uns der Sinn unmittelbar zugänglich ist.“
  In den Sechzigern leitete Ricœur die philosophische Fakultät der Universität Nanterre, 1969 wurde er dort von radikalen Linken beschimpft und attackiert, trat zurück. Die nächsten Jahre lehrte er vermehrt in den USA. Der Aufsatz „Psychoanalyse und Hermeneutik“ ist in den Siebzigern in japanischer Sprache erschienen.
  Das magistrale Buch „Die Interpretation“ führte zu einem Streit mit Jacques Lacan, der ihm vorwarf, abgeschrieben zu haben. Aber ihm und den anderen Strukturalisten, die die Moderne durch das Ende des Individuums erklären – und sich dafür auch auf die Psychoanalyse Freuds berufen –, wollte Ricœur nicht folgen. Er nimmt die Psychoanalyse konstruktiv, liest Freuds Beschreibungen von Es, Ich und Über-Ich, von Traumarbeit, Triebverzicht und Sublimierung kulturoptimistisch und in Zusammenhang mit der Sinnproduktion des Menschen. Für den Hermeneutiker Ricœur stecken in den Fakten und in der Wirklichkeit immer auch Momente von Fiktion. Und das große Projekt jedes Menschen besteht darin, sein Leben in eine Erzählung zu verwandeln – ein Weg vom frühen Narzissmus zur Narrativität.
  In der Kunst gewinnt dies eine ganz eigene materielle Performativität, die Ricœur, mit Anklängen an Heidegger und Sartre, aus Freuds „Der Moses des Michelangelo“ und „Eine Kindheitserinnerung des Leonardo da Vinci“ zieht und die ihn tief in den Strukturalismus zurückführt – eine Bewegung, die vor der Mona Lisa und ihrem Lächeln endet. „Das Kunstwerk begnügt sich nicht damit, das Objekt der Begierde zu zeigen . . . Die Phantasie ist bereits der Ersatz einer nicht mehr anwesenden Vorstellung; ihre einzige Gegenwart ist die, die der Künstler schafft; das wahre Lächeln, das wir vergeblich suchen, ist nicht hinter einem realen Ereignis zu finden, das wiederbelebt werden könnte: Es ist vor uns, auf der Leinwand.“
FRITZ GÖTTLER
Paul Ricœur: Über Psychoanalyse. Schriften und Vorträge. Aus dem Französischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Ellen Reinke. Zusammengestellt von Catherine Goldstein und Jean-Louis Schlegel unter Mitarbeit von Mireille Delbraccio. Psychosozial-Verlag, Gießen 2016. 321 Seiten, 32,90 Euro.
Das Kunstwerk begnügt sich,
das Objekt der Begierde zu zeigen
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»Vor acht Jahren ist der erste Band der Schriften und Vorträge von Paul Ricoeur in Frankreich erschienen. Er wurde aus den Archiven erstellt und nach dem Tod des grossen Religionsphilosophen, Hermeneutikers und Erzähltheoretikers veröffentlicht. Der immer engagierte Psychosozial-Verlag hat nun eine Übersetzung ins Deutsche erwirkt, die Ellen Reinke souverän geleistet hat. (...) Die Lektüre des Buches ist ein Genuss und der liegt begründet ebenso in der klaren Argumentationsweise des Philosophen wie auch der luziden Sprache der Übersetzerin. Allen, die sich für die philosophische Grundlegung der Psychoanalyse interessieren, aber auch denjenigen, die in griffiger Form einen Einblick ins Werk eines der wichtigsten Philosophen des 20. Jahrhunderts erhalten möchten, sei das Buch wärmstens empfohlen.« Joachim Küchenhoff, Swiss Archiv of Neurology, Psychiatry and Psychotherapy, 2017;168(02):0 »Das Buch deckt ein breites Spektrum von Ricoeurs Überlegungen zu Freud ab. Trotz der Komplexität der Gedanken sind sie auf Grund des flüssigen Stils verständlich und dabei stets anregend und herausfordernd. Das ist sicherlich auch der hervorragenden Übersetzung von Ellen Reinke zu verdanken.« Patrick Trappendreher, www.spektrum.de am 22.03.2017 »Er ist der große Philosoph der Hermeneutik. In einem Sammelband erlebt man, wie Paul Ricoeur sich Freuds Psychoanalyse aneignet.« Fritz Göttler, Süddeutsche Zeitung am 18. Juli 2016