Während sich unzählige Beiträge zur Moralphilosophie mit den Voraussetzungen einer gerechten Gesellschaft befassen, kehrt Judith Shklar die Perspektive um und fragt nach den konkreten Weisen, mit denen Gesellschaften die Ungerechtigkeitserfahrungen ihrer Mitglieder verarbeiten. Der Unterscheidung zwischen Unglück und Ungerechtigkeit kommt dabei besondere Bedeutung zu. Denn sie bestimmt darüber, ob eine ungerechte gesellschaftliche Verteilung von Chancen und Risiken überhaupt juristisch und politisch zugerechnet wird. Indem Judith Shklar diese Problembestände herausarbeitet, wird einleuchtend, daß gesellschaftliche Gerechtigkeit nur dann und dort möglich ist, wo die Opfer von Ungerechtikeiten in öffentlicher Rede ihre Erfahrungen kundtun können.