Der große Nick ist 24. Und er spaziert so fröhlich durch den Alltag wie sein kleiner Namensvetter - um erstaunt festzustellen, dass alles, was er mit viel Begeisterung beginnt, in der Katastrophe endet. Vor allem aber beschäftigen ihn die fremdartigen Wesen, denen er so gerne näherkäme: Die "Mädchen" (auch "Frauen" genannt). Ein Lesevergnügen, aus dem man viel über die Männer lernt, die eigentlich immer Jungs bleiben. Worum sie von den Frauen insgeheim beneidet werden.
Im August kommt "Der kleine Nick" bei uns ins Kino, aber das hat Jochen Till nicht gewusst, als er sein Buch über den großen Nick schrieb, denn der René-Goscinny-Liebhaber hatte die Idee für einen ausgewachsenen Nick, der sich den naiven Blick auf die Welt bewahrt, schon 2007. Er folgt jenem vertraut legeren Ton, den im Deutschen der Übersetzer Hans Georg Lenzen für den "Kleinen Nick" geprägt hat, wobei die Terminologie der sechziger Jahre für den nun als Bankangestellter beschäftigten Nick behutsam modernisiert wurde. Allerdings klingt sie aus dem Munde eines Vierundzwanzigjährigen zu kindlich. Till hat eher einen Pubertierenden geschaffen, der überall Mädchen sieht, aber nicht recht zum Zuge kommt. Ganz so begeistert wie der Autor kann man auch von den Illustrationen, die Falk Holzapfel alias Zapf angefertigt hat, nicht sein - keine Spur von Sempé, dafür stilistisch verdächtig viele Anleihen beim Münchner Comiczeichnerduo Laska. (Jochen Till: "Überall Mädchen". Der große Nick erzählt. Carlsen Verlag, Hamburg 2009. 160 S., Abb., br., 12,90 [Euro].) apl
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