Am 16. Oktober 1951 ist Ré Soupault - nach 1.500 Kilometern Reiseweg - zurück in Basel. Ihr Tagebuch ist die Zeitkapsel einer Reise durch das vom Krieg zerstörte Elsass, Saarland und Süddeutschland. Mit einem Velosolex, einem motorisierten Fahrrad, das einen klappbaren Zweitakt-Hilfsmotor besaß, hatte sie sich nach einem Besuch bei Verwandten in Rheinland-Pfalz auf den Weg zu geschäftlichen Terminen nach Stuttgart und München gemacht. Die Reisegeschwindigkeit des Velosolex lag bei 15 bis 20 Stundenkilometern. Preiswert war es, da eine Zwei-Liter-Mischung aus Öl und Benzin für 300 Kilometer reichte. Es hatte keinen Tacho, keinen Rückspiegel, keine Federung, keine Satteltaschen. Ihr wichtigstes Gepäckstück trug Ré Soupault dennoch stets bei sich: ihre Reiseschreibmaschine. Mit ihr hielt sie ihre Reise fest, die Begegnungen auf der Landstraße, die Suche nach Übernachtungsmöglichkeiten, ihre Arbeit beim Süddeutschen Rundfunk, die Theaterabende in Stuttgart.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Ré Soupaults Reisetagebuch ist Dokument einer Reise, einer Suche, vor allem aber einer besonderen "Zwischenzeit", stellt Rezensent Ulrich Rüdenauer fest. Hier, auf dieser Radreise durch Süddeutschland Anfang der Fünfziger Jahre fallen die persönliche sowie die politische Übergangsphase zusammen, lesen wir: Deutschland im Trümmerzustand, zwischen Krieg, Zerstörung, Nationalsozialismus in der Vergangenheit und wirtschaftlicher Konjunktur in der Zukunft. Und eine Ausnahmekünstlerin zwischen ihrem Leben im Exil als Modedesignerin, Journalistin, Fotokünstlerin und ihrer erneuten Neuausrichtung. Soupaults Beschreibungen der Atmosphäre in Deutschland, der Stimmung der Deutschen und ihrer Beziehung zu Frankreich sind interessant zu lesen, aufschlussreich, genau, aber auch "sprachlich gewitzt". Gleichzeitig freut sich der angetane Rezensent, die facettenreiche Künstlerin auf ganz neue Weise kennenlernen zu können.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Eine tolle Entdeckung ist dieses Buch, eine erkenntnisreiche Reise in die Nachkriegszeit.« MDR Kultur »Schmales Buch - Großartiges Dokument. Mit diesen Schlagworten ist erst mal alles über dieses Buch gesagt.« alliteratus blog »Ré Soupault war nur wenige Wochen in Deutschland unterwegs. Zwischen der Sorge um folgende Arbeitsaufträge, aktuellen Recherchen, Hindernissen mit dem Gefährt und der Wegstrecke schafft sie es ganz beiläufig ein aktuelles Bild Deutschland zu zeichnen, das sie schonungslos dem Leser offeriert. Und es zeigt vor allem wie schnell man sich mit jedweder Situation abfindet bzw. ihr das Beste für einen selbst abgewinnt.« Auserlesen »Völlig abgefahren. Ré Soupault als Vélofahrerin.« Rhein-Neckar-Zeitung »Die Modemacherin und Fotografin Ré Soupault fuhr 1951 mit dem Mofa durch das zerstörte Süddeutschland und schrieb dabei Tagebuch. Das erschütternde, aber auch faszinierende Stück deutsche Nachkriegsgeschichte ist jetzt im Wunderhorn Verlag erschienen.« WDR 1»Ein faszinierendes Zeitportrait« WDR3 Gutenbergs Welt