Die Karrieren von Theorien sind kontingent. Der Aufstieg der »postcolonial studies« oder feministischer Konzepte folgte ebenso wenig einer diskursiven Unausweichlichkeit wie das zeitweise Verschwinden des Mikrobiologen Ludwik Fleck. Vielmehr zeigen sich Theorietransfers historischen Verwerfungen ausgesetzt. Variable Machtgefälle, Deutungsanliegen und Kontexte modifizieren die reisenden Konzepte, ihre politischen Implikationen bedingen die Ausbildung von Kanones, aber auch die Gewinne und Verluste an kreativem oder kritischem Potenzial. Der Band versammelt Skizzen solcher Wanderwege von…mehr
Die Karrieren von Theorien sind kontingent. Der Aufstieg der »postcolonial studies« oder feministischer Konzepte folgte ebenso wenig einer diskursiven Unausweichlichkeit wie das zeitweise Verschwinden des Mikrobiologen Ludwik Fleck. Vielmehr zeigen sich Theorietransfers historischen Verwerfungen ausgesetzt. Variable Machtgefälle, Deutungsanliegen und Kontexte modifizieren die reisenden Konzepte, ihre politischen Implikationen bedingen die Ausbildung von Kanones, aber auch die Gewinne und Verluste an kreativem oder kritischem Potenzial. Der Band versammelt Skizzen solcher Wanderwege von Theorien, Konzepten und Begriffen, aber auch von einzelnen Denkern. Die Beiträge gehen verschlungenen Transferlinien nach, dem Export, der Aneignung, Reimport und Verblendung von Ideen, Abstiegen ins Obskure und Aufstiegen zu Standards politischer Korrektheit. Im Mittelpunkt stehen Ost- und Ostmitteleuropa im 20. Jahrhundert.Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Mag. Dr. Dietlind Hüchtker ist Historikerin und Professorin für Historische transregionale Studien am Fakultätszentrum für transdisziplinäre historisch-kulturwissenschaftliche Studien der Universität Wien.
Alfrun Kliems ist seit 2011 Professorin für Westslavische Literaturen und Kulturen am Institut für Slavistik der Humboldt-Universität zu Berlin (HU); Studium der Russistik und Bohemistik an der HU und der Karls-Universität Prag. 2000 Promotion zum Thema "Im Stummland. Zum deutschsprachigen Exilwerk von Libuse Moníková, Jirí Grusa und Ota Filip". 2004-2010 Fachkoordinatorin für Literaturwissenschaft Ostmitteleuropas am Leipziger Geisteswissenschaftlichen Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas (GWZO). Mitgliedschaften u.a. Herder-Forschungsrat, Jury des Otokar-Fischer-Preises (Prag). Forschungsschwerpunkte u.a. Underground in Ostmitteleuropa; Migrationsliteratur und Mehrsprachigkeit; Romantik im Comic.
Inhaltsangabe
- Danksagung
- Dietlind Hüchtker/Alfrun Kliems
- Überbringen - Überformen - Überblenden
- Theorietransfer im 20Jahrhundert
- Überbringen Alfred Sproede/Mirja Lecke
- Der Weg der postcolonial studies nach und in Osteuropa Polen, Litauen, Russland
- Andrea Pet?
- New Differences?
- Competing Canonization of the History of World War II Helga Mitterbauer
- Postkoloniale Konzepte in der Erforschung kultureller Transferprozesse Überformen Robert Born
- Budapest und die Entwicklung des sozialgeschichtlichen Ansatzes in der Kunstgeschichte Katrin Steffen
- Wissen auf Wanderschaft Zum Übersetzungsprozess des Werks von Ludwik Fleck Martina Kampichler
- Reflexionen zum Potenzial des "Reisens" feministisch motivierter Theoriebildung Überblenden Stefan Simonek
- Zwischen "Drittem Raum" und "pulsierender Region"
- Mitteleuropa als Schnittstelle "autochthoner" und "übersetzter"
- Theorieangebote Rainer Grübel
- Dialogizität versus Intertextualität
- Transformationen eines Konzepts durch (Re-) Migration
- Miglena Nikolchina The West as Intellectual Utopia