Im April 1945 stießen russische Soldaten in der Berliner Oranienstraße auf die wahrscheinlich größte Gruppe deutscher Juden, die in der damaligen Reichshauptstadt im Untergrund überlebt hatte: Dr. Arthur Arndt, seine Frau Lina, ihre Kinder Erich und Ruth, Charlotte Lewinski mit ihrer Tochter Ellen und Bruno Gumpel. Verteilt auf die verschiedensten Verstecke, hatten sie sich zweieinhalb Jahre lang verborgen halten können. Erich hatte im Winter 1942 zusammen mit Ruth und seiner Freundin Ellen den Plan gefasst, unterzutauchen. Zuvor aber musste sein Vater, der nicht an das Gelingen dieses Unterfangens glaubte, überzeugt werden. Wochenlang sträubte sich der angesehene Berliner Arzt, bis er schließlich der Entschlossenheit seiner Kinder nachgab. Am Abend des 9. Januar 1943 war es dann so weit: Die Familie Arndt sowie Ellen und ihre Mutter Charlotte begaben sich in die Obhut ihrer verschiedenen Helfer. Bruno Gumpel schloss sich ihnen ein Jahr später an. "Überleben im Verborgenen" ist eine Geschichte über Mut, Überlebenswillen, Erfindungsreichtum, der aus der Verzweiflung geboren wird, über die Angst vor Entdeckung und die Entschlossenheit, jede Chance zu ergreifen. Es erzählt vom alltäglichen Kampf um Nahrung, Schutz und Obdach, von den unzähligen Strategien, sich dem Zugriff der Häscher zu entziehen, aber auch von den Versuchen, sich die Lust am Leben nicht nehmen zu lassen - etwa durch einen Opernbesuch im Schutz einer HJ-Uniform.
Es ist zugleich eine Geschichte über die Menschlichkeit, die Courage und die Findigkeit der Helfer. Über fünfzig Personen waren nach Zählung der Überlebenden auf die eine oder andere Weise an ihrer Rettung beteiligt. Fünf von ihnen wurden nach dem Krieg auf Betreiben ihrer Schützlinge in Jerusalem als "Gerechte der Völker" geehrt. In Deutschland ist die Geschichte dieser "unbesungenen Helden" bislang kaum zur Kenntnis genommen worden. Denn die Einzigen, die über ihre Retter sprachen, sind die Geretteten.
Es ist zugleich eine Geschichte über die Menschlichkeit, die Courage und die Findigkeit der Helfer. Über fünfzig Personen waren nach Zählung der Überlebenden auf die eine oder andere Weise an ihrer Rettung beteiligt. Fünf von ihnen wurden nach dem Krieg auf Betreiben ihrer Schützlinge in Jerusalem als "Gerechte der Völker" geehrt. In Deutschland ist die Geschichte dieser "unbesungenen Helden" bislang kaum zur Kenntnis genommen worden. Denn die Einzigen, die über ihre Retter sprachen, sind die Geretteten.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Ein eindrucksvolles Dokument der Menschlichkeit ist für Klaus Harpprecht dieses Buch, in dem sieben Berliner Juden von ihren deutschen Helfern erzählen, die ihnen das Überleben im Nationalsozialismus ermöglichten. Lovenheim berichtet von diesen Gesprächen stellenweise in der direkten Rede, was manche Leser zweifeln lassen könnte an der Authentizität der Schilderungen, schreibt der Rezensent. Die Autorin versichere aber, "dass sie die Dialoge mit Hilfe der Beteiligten so sorgsam wie möglich rekonstruiert habe". Zusätzlich gestützt wird die Darstellung durch die Berliner Historikerin Barbara Schieb, "deren Kenntnis der Verfolgung und des Widerstands unübertroffen" sei, bemerkt Harpprecht. Demnach hätte es in Berlin wenigstens fünftausend jüdischer "U-Boote" gegeben. Jeder dieser Untergetauchten hätte außerdem mindestens zehn nichtjüdische Helfer gebraucht, um "auch nur einige Monate überstehen zu können". Daraus folgt, "dass an die fünfzigtausend Berliner ihre Existenz, ihre Freiheit, und im schlimmsten Fall das eigene Leben riskierten, um Juden vor der Deportation und dem Tod zu bewahren". Dass diese Tatsache eine Amerikanerin herausstellt, findet Harpprecht bezeichnend, aber nicht verwunderlich.
© Perlentaucher Medien GmbH
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