Die Schrecken des Zweiten Weltkriegs sind lange vorbei - jedoch alles andere als vergessen. Und das ist auch gut so. Die letzten Zeugen werden weniger aber die Erinnerungen sollen - und dürfen - nicht im Strudel der Zeit verloren gehen.Rosine De Dijn, gebürtig aus Antwerpen, machte sich auf die Suche nach Personen und Zeugen, die die Nachkriegszeit in Belgien mitgestaltet haben oder sich erinnern. In Knokke erfuhr sie z.B. von Monsieur Motke. Einem jüdischen Bäcker, der während des Krieges der Résistance angehörte und zahlreichen jüdischen Mitbürgern das Leben rettete. Später wurde sein Grand Hôtel an der belgischen Küste ein Treffpunkt - eine Institution - für Juden aus der ganzen Welt. Ein weiterer Protagonist des Buches ist Arthur Langermann, dessen außergewöhnliche Sammlung von über 10.000 antisemitischen Artefakten seit März 2019 einen Platz im Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin gefunden hat. Seine auf mehreren Seiten des Buches gezeigten Fundstücke spiegeln in beeindruckender Weise die Stimmung der damaligen Zeit. Rosine De Dijn wurde konfrontiert mit der Welt, in der sie aufwuchs, einem Milieu, das über Generationen hinweg gefangen blieb in einer Seifenblase voller Vorurteile und Verweigerung. Die einfühlsam dargestellten persönlichen Schicksale der Protagonisten erlauben dem Leser einen Einblick in eine Kultur, die tief verletzt und traumatisiert den Krieg überlebt hat.