Akademische Arbeit aus dem Jahr 2020 im Fachbereich Pädagogik - Wissenschaft, Theorie, Anthropologie, Note: 6.0 (Schweiz), Universität Bern (Institut für Sozialanthropologie), Sprache: Deutsch, Abstract: Zuerst werde ich die Konzepte Trauer, Melancholie und Depression kurz vorstellen. Anschliessend werde ich zeigen, dass der semantische Ausdruck von Melancholie und Depression, die ontologischen Setzungen und die narrative Darstellung für solche Stimmungen und Befindlichkeiten weitaus schwieriger zu erfassen sind, als es für andere Bereiche und Konzepte dieser zwei Wissenschaften der Fall ist. Der Essay wird am Schluss mit einer Konklusion abgerundet.Die Sozialanthropologie und die Psychoanalyse verfügen als Wissenschaften über einen besonderen Zugang zum Menschen. Dieser Zugang besteht darin, eine sprachlich repräsentierbare Bedeutungsebene freizulegen, die sich selbst hinterfragen kann. So kommt es auch, dass sich beide Wissenschaften immer wieder gegenseitig beeinflusst haben. Freud (2005) stellte selbst ethnografische Forschungen an und einige Klassiker der modernen Sozialanthropologie (Malinowski, Lévi-Strauss, Turner, Geertz) beziehen sich explizit in ihrer Theorie auf die Psychoanalyse. Diese Überschneidung gilt auch für die psychoanalytischen Konzepte Trauer und Melancholie (sowie deren pathologisierte Form Depression). Zeitgenössische sozialanthropologische Forschungen nehmen diese Konzepte in ihr Repertoire an theoretischen Werkzeugen auf und interpretieren damit unterschiedliche Forschungsfelder. Anders als bei anderen psychoanalytischen Konzepten, so meine These, eröffnen sich bei der Melancholie und der Depression jedoch ein methodologisches und wissenschaftstheoretisches Spannungsfeld innerhalb und zwischen der Sozialanthropologie und der Psychoanalyse. Dieses Spannungsfeld aufzuzeigen, ist das Ziel der vorliegenden Arbeit.
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