Die Engländerin Rosie Sanders denkt anders, sieht anders und malt anders als alle anderen Blumenmaler und -malerinnen. Sie ist eine Meisterin der Proportionen und des Lichts. In ihren Bildern fängt sie jene Momente des Wandels ein und zeigt, dass diese ihren ganz eigenen Reiz haben, der gerade nicht in der vermeintlich vollkommenen Schönheit liegt.
»Jedes Bild was ich beginne, verlangt eine neue Sprache. Jedes Mal fühlt es sich fremd an, als ob dieses das erste Bild wäre, was ich jemals gemalt hätte. Die ersten Schritte sind vorsichtig vorantastend und können extrem schwierig sein, da ich meine gesamte Aufmerksamkeit einem winzigen Detail widme und es außer weißem Papier vor mir nichts gibt, auf das ich mich beziehen kann. Erst wenn ich tiefer in die Arbeit eintauche, kommt Ordnung ins Bild und ich finde langsam die Sprache, die funktioniert und die das Bild zum Leben erweckt. Wenn das passiert ist, wird es sehr aufregend!«
Rosie Sanders ist die 'Meisterin des Lichts'. Sie malt Tulpen, Iris, Anemonen, Amaryllis, Rosen, Orchideen oder Gladiolen von gigantischer Größe auf die Leinwand. Im Gegenlicht erscheinen diese so transparent, als wären sie aus Japanpapier. Ihre Bilder sind modern, kraftvoll, mitunter erotisch und von einer Präzision, die keine Fotografie bieten kann. So verwundert es nicht dass sie bereits mit fünf Goldmedaillen der Royal Horticultural Society und diversen weiteren Preisen ausgezeichnet wurde.
»Jedes Bild was ich beginne, verlangt eine neue Sprache. Jedes Mal fühlt es sich fremd an, als ob dieses das erste Bild wäre, was ich jemals gemalt hätte. Die ersten Schritte sind vorsichtig vorantastend und können extrem schwierig sein, da ich meine gesamte Aufmerksamkeit einem winzigen Detail widme und es außer weißem Papier vor mir nichts gibt, auf das ich mich beziehen kann. Erst wenn ich tiefer in die Arbeit eintauche, kommt Ordnung ins Bild und ich finde langsam die Sprache, die funktioniert und die das Bild zum Leben erweckt. Wenn das passiert ist, wird es sehr aufregend!«
Rosie Sanders ist die 'Meisterin des Lichts'. Sie malt Tulpen, Iris, Anemonen, Amaryllis, Rosen, Orchideen oder Gladiolen von gigantischer Größe auf die Leinwand. Im Gegenlicht erscheinen diese so transparent, als wären sie aus Japanpapier. Ihre Bilder sind modern, kraftvoll, mitunter erotisch und von einer Präzision, die keine Fotografie bieten kann. So verwundert es nicht dass sie bereits mit fünf Goldmedaillen der Royal Horticultural Society und diversen weiteren Preisen ausgezeichnet wurde.
Ein so schönes Bild nimmt selbst dann keinen Schaden, wenn seiner Besprechung eine etwas ätzende Bemerkung vorausgeschickt wird. Über den Kunstbetrieb nämlich, vor allem mit Blick auf die Malerei und das Zeichnen, hat der Kulturhistoriker Wolfgang Ruppert vor einigen Jahren die These aufgestellt, das Erlernen von Techniken spiele an den Akademien bereits seit dem neunzehnten Jahrhundert eine immer geringere Rolle. Nicht Handwerk, sondern Habitus werde gelehrt, die Studenten übten professionelle Selbstvermarktung. Die schlechte Nachricht lautet, dass Ruppert damit einen Teil der Kunstproduktion sehr zutreffend beschreibt. Die gute Nachricht aber: Seine Analyse erfasst nicht die gesamte Kunstwelt. Diese gleicht nämlich einem großen Riff, in dem sich doch überraschende Lebensformen entdecken lassen.
Der in England gelegene Teil des Kunstweltriffs beherbergt eine ganz besondere Spezies: die "botanical artists". Zu ihren hervorstechenden Eigenschaften gehört, dass sie Malerei- und Zeichentechniken ins Zentrum ihres Schaffens stellen. Sie teilen die Überzeugung, dass es gute oder schlechte Weisen gibt, eine Blume, Knolle oder Wurzel zu Papier zu bringen, was zu zahlreichen Wettbewerben führt, in denen die Künstler sich miteinander messen. Zu ihnen zählt die Engländerin Rosie Sanders, deren Werk nun in einem Buch vorgestellt wird (Rosie Sanders: "Überwältigende Blüten". Elisabeth Sandmann Verlag, München 2015. 160 S., zahlr. Abb., geb., 38.- [Euro]). Ein großformatiger Band, der dennoch nicht die Ausmaße wiedergeben kann, in denen Sanders ihre Pflanzenporträts malt. Die Originale sprengen die Dimensionen der Blumenmalerei, ihre Blätter und Kelche sind kaum kleiner als die der tropischen Riesenrafflesie, der größten Blüte der Welt. Auf Fotografien von Sanders' Ausstellungseröffnungen scheinen die Betrachter vor den Bildern zu schrumpfen wie die zwergenhaften Gestalten von "Alice im Wunderland". Sanders' Aquarelle aber können noch mehr. Mit der Größe geht Genauigkeit einher. Die mehr als siebzig Gemälde des Bands handeln häufig vom Verwelken, den Stunden also, in denen eine Blume dramatisch ihre Farbe und Gestalt verändert. Braune Adern schießen empor, die Blüte sackt in sich zusammen wie ein fallen gelassenes Tuch. Den Prozess, den die Künstlerin malt, begleitet der Buchautor und Gärtner Andreas Honegger mit klugen kurzen Texten.
Für ihre Orchideen, Tulpen, Iriden, Amaryllen oder fleischfressenden Nepenthes hat Rosie Sanders bereits fünfmal die Goldmedaille der Royal Horticultural Society erhalten. Und die gilt als der Turner Prize in der Welt der Pflanzenmaler. (jvo)
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»Ein herrliches Buch«
berlingarten.de 17.08.2016
berlingarten.de 17.08.2016