Ich habe „Überwiegend Himmel“ gelesen, und vorweg: ich habe es sehr gerne gelesen.
Es hat mich aber auch herausgefordert.
Natürlich habe ich mir die bisherigen Rezensionen, durchweg sehr positiv, angesehen. Ich konnte sie nur bestätigen. ABER…
Dieses ABER schwebte im Hintergrund, ich konnte
es lange nicht festmachen. Warum kann ich zu diesem Buch nicht bedingungslos ja sagen, wie zu „Das…mehrIch habe „Überwiegend Himmel“ gelesen, und vorweg: ich habe es sehr gerne gelesen.
Es hat mich aber auch herausgefordert.
Natürlich habe ich mir die bisherigen Rezensionen, durchweg sehr positiv, angesehen. Ich konnte sie nur bestätigen. ABER…
Dieses ABER schwebte im Hintergrund, ich konnte es lange nicht festmachen. Warum kann ich zu diesem Buch nicht bedingungslos ja sagen, wie zu „Das kann nich jeda“?
Ich lasse Dich jetzt einfach an meiner Leseerfahrung teilhaben.
Ich nehme ein neues Buch in die Hand – „Überwiegend Himmel“ von Maria M. Koch.
Das Cover ist ansprechend, blauer Himmel, leicht bewölkt, Vögel, passt zum Titel. Leider ist die weiße Schrift auf der Rückseite etwas schlecht lesbar. Das kann aber an meinen Augen liegen.
Gutes Papier und eine etwas ungewohnte, aber sehr ansprechende Schriftart ergänzen die positive Optik.
Zum Inhalt: Eine Frau auf der Suche nach Liebe und nach sich selbst.
Auch wenn Selbstfindungsromane sonst nicht zu meinen bevorzugten Genres gehören, habe ich mich gerne darauf eingelassen.
Schreibstil: für mich bedingungslos positiv, frisch, nimmt mich auch in diesem Buch sofort gefangen.
Hauptfigur Hansi Leona: empfinde ich glaubhaft, da wahrscheinlich in jeder Frau, in jedem Menschen? ein gewisser Anteil Hansi (angepasst, vernünftig, funktionierend, eine Rolle spielend) und auch ein Anteil Leona (neugierig, empathisch, emotional) zu finden ist. Man muss das richtige Gleichgewicht zwischen beiden Seiten finden, um in Harmonie mit sich selbst leben zu können. Nach vielen leidvollen Erfahrungen gelingt das auch Hansi Leona
Weitere Personen: zum Teil nicht ganz so ausgearbeitet, lassen der Fantasie des Lesenden Raum. Ich mag das.
Naturbeschreibungen: Hier meint man das Auge der Fotografin zu spüren, ihren Blick auf die Natur, den Garten, den Wind, die Geräusche und insbesondere den Himmel und die Wolken. Unglaublich, auf wie viele unterschiedliche Weisen diese beschrieben werden. Spannend auch, dass der Augenmerk auf Himmel und Wolken nicht nur eine neue Wendung im Romangeschehen ankündigen, sondern auch die Zerrissenheit der Protagonistin widerspiegeln. Sehr gut gelungen. Auch wieder in Harmonie zum Titel.
Schon beim Impressum wird man auf eventuell belastende Themen hingewiesen – Sex, Suizid, Missbrauch, Tod … Jedes davon kann Leser verstören, der Vermerk am Anfang des Buches mag wichtig sein. Der Autorin ist es gelungen, auch die problematischsten Szenen und Schilderungen mit höchstem Feingefühl zu beschreiben, nie plump, obszön oder anstößig (wenn mir auch „eingeschweißte Krakauer“ oder „Lippen, die wie Fische übereinander glitschten“ als Bilder nicht so gut gefielen). Gewalt wird deutlich gemacht, ohne in allen Einzelheiten ausformuliert zu werden. Ebenso alle anderen Problemthemen, wie Alkoholismus, Pädophilie, ungewollte Schwangerschaft, Situation der Geflüchteten, Corona, Alterseinsamkeit um nur einige zu nennen. Sie haben mich meist lange bewegt, mich oft sehr nachdenklich hinterlassen. Ich habe das Buch daher in mehreren Etappen lesen müssen und wollen
Erstes Fazit: Jeder von mir bewertete Punkt positiv.
Wo steckt dann für mich das ABER?
Ich konnte das erst mit etwas Abstand beantworten, und zwar mit zwei Worten: „zu viel“
Die im Buch angesprochenen Themen und Probleme sind alle wichtig, dürfen und sollen nicht unausgesprochen bleiben. Vereint in einem Roman waren sie aber für mich zu viel. Sie konnten zum Teil nur angerissen werden, gingen mir dann leider zu wenig in die Tiefe. Oder sie folgten in so raschem Wechsel aufeinander, dass mich das beim Lesen verwirrte (ein Beispiel: anzügliches Gespräch mit Geliebtem, das unvermittelt übergeht in die Arbeit der Bestatterin und den Umgang mit Kindstod, Seite 42/43). Eigentlich genügend Stoff für mehrere Romane und Schicksale.
Nach all dem schweren Inhalt erschien mir das Ende des Buches unglaubwürdig, ein Fast-Happy End in einer ungewöhnlichen Wohngemeinschaft.
Zweites Fazit: Sehr gutes und wichtiges Buch, da es viele Themen anspricht, die immer noch unterdrückt werden. Aber für mich persönlich wäre in diesem Fall Weniger mehr gewesen.