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Vor langer Zeit, als man für den Dollar noch 870 Lire erhielt, kam Joseph Brodsky zum ersten Mal nach Venedig. Er war zweiunddreißig Jahre alt und kannte die Stadt bisher nur aus einem zerfledderten Buch von Henri de Regnier und von ein paar kostbar gehüteten Postkarten, die ihm eine Jugendfreundin einst zum Geburstag geschenkt hatte. Aber seit jener Zeit stand für den Dichter aus Petersburg fest: "Sollte ich einmal Rußland verlassen dürfen, dann würde ich sofort nach Venedig reisen." Seitdem ihn seine Landsleute ausgebürgert haben, reist er nun jedes Jahr von New York nach Venedig, im Winter,…mehr

Produktbeschreibung
Vor langer Zeit, als man für den Dollar noch 870 Lire erhielt, kam Joseph Brodsky zum ersten Mal nach Venedig. Er war zweiunddreißig Jahre alt und kannte die Stadt bisher nur aus einem zerfledderten Buch von Henri de Regnier und von ein paar kostbar gehüteten Postkarten, die ihm eine Jugendfreundin einst zum Geburstag geschenkt hatte.
Aber seit jener Zeit stand für den Dichter aus Petersburg fest: "Sollte ich einmal Rußland verlassen dürfen, dann würde ich sofort nach Venedig reisen." Seitdem ihn seine Landsleute ausgebürgert haben, reist er nun jedes Jahr von New York nach Venedig, im Winter, wenn die Luft klar ist und die Farben von jener Durchsichtigkeit, wie wir sie von den Bilder Canalettos kennen. Seiner Liebe zu Venedig, der "Stadt des Auges", die auf keinem festen Fundament steht, gibt er in diesem Buch Ausdruck.
Autorenporträt
Joseph Brodsky, 1940 in Leningrad geboren, wurde nach einem Prozess wegen "Parasitentums" und fünfjähriger Zwangsarbeit 1972 aus der Sowjetunion ausgebürgert. Mit Hilfe des Dichters W. H. Auden emigirierte er in die USA, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1996 lebte. 1987 wurde ihm der Nobelpreis für Literatur verliehen. Im Hanser Verlag erschien 2006 Brief in die Oase, eine umfangreiche und repräsentative Auswahl aus Brodskys dichterischem Werk.