Ulrich Wüst ist ein Meister der Stadtfotografie. Mit dem Blick eines ausgebildeten Stadtplaners durchstreift er die urbanen Räume wie etwa Berlin und seine Heimatstadt Magdeburg. Eine Auftragsarbeit führt ihn schließlich ins Rheinland nach Köln, auf unbekanntes Terrain und in eine Stadt, die architektonisch nicht besonders glänzen mag. Ulrich Wüsts Sicht auf Köln ist unvoreingenommen. Er erkundet die Stadt, ihre architektonischen Gegensätze, entdeckt das Nebeneinander von Alt und Neu – Reminiszenzen längst vergangener Epochen, schnell geflickte Kriegswunden, Bausünden und opulente Bauten, Häuserfassaden, Architekturformen, Straßenfluchten. Sorgfältig komponiert, schwarz-weiß, menschenleer sind seine Bilder, allein die Architektur erinnert an die Bewohner der sonst so quirligen Rheinmetropole. Ein fotografischer Blick auf eine Stadt, die gemeinhin nicht unbedingt als „schön“ bezeichnet wird, aber einen hohen Wiedererkennungswert und eine seltsame Einzigartigkeit besitzt, denn selbst Wüst, „der Rostock und Paros, San Cristobal und Hiddensee in irrlichternde Vergleiche setzen kann, hat in Köln nichts anderes gefunden – als Köln.“ (Rolf Sachsse)
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.08.2019Fremdes Pflaster
Die Einladung klang zu schön, um wahr zu sein: Kommen Sie nach Köln, wohnen Sie bei uns, fotografieren Sie die Stadt, und am Ende machen wir ein Buch daraus. Das ließ sich Ulrich Wüst nicht zweimal sagen. Aber als der großzügige Verleger die Bilder ein zweites Mal betrachtete, bekam er kalte Füße. Zu leer und zu öde erschien ihm sein Köln. Zu wüst, könnte man sagen. Sein vermeintlicher Mäzen hätte wissen müssen, worauf er sich einlässt. Menschenleere und ein distanzierter Blick sind so etwas wie die Markenzeichen im Werk des Berliner Fotografen. Wüst klebte ein Leporello mit den Abzügen zusammen, dann verschwanden sie in seinem Archiv, bis ein anderer Verleger sie dort fand und ein Buch daraus machte - fünfzehn Jahre später. Es ist der wunderbare, stille Fotoband eines Flaneurs, der das Fremde mit jener kühlen Präzision abtastet, die der Kunst näher ist als der Dokumentation. (F.L.)
"Köln" von Ulrich Wüst. Verlag Bernd Detsch, Köln 2019. 168 Seiten, zahlreiche Schwarzweißfotografien. Gebunden, 20 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Einladung klang zu schön, um wahr zu sein: Kommen Sie nach Köln, wohnen Sie bei uns, fotografieren Sie die Stadt, und am Ende machen wir ein Buch daraus. Das ließ sich Ulrich Wüst nicht zweimal sagen. Aber als der großzügige Verleger die Bilder ein zweites Mal betrachtete, bekam er kalte Füße. Zu leer und zu öde erschien ihm sein Köln. Zu wüst, könnte man sagen. Sein vermeintlicher Mäzen hätte wissen müssen, worauf er sich einlässt. Menschenleere und ein distanzierter Blick sind so etwas wie die Markenzeichen im Werk des Berliner Fotografen. Wüst klebte ein Leporello mit den Abzügen zusammen, dann verschwanden sie in seinem Archiv, bis ein anderer Verleger sie dort fand und ein Buch daraus machte - fünfzehn Jahre später. Es ist der wunderbare, stille Fotoband eines Flaneurs, der das Fremde mit jener kühlen Präzision abtastet, die der Kunst näher ist als der Dokumentation. (F.L.)
"Köln" von Ulrich Wüst. Verlag Bernd Detsch, Köln 2019. 168 Seiten, zahlreiche Schwarzweißfotografien. Gebunden, 20 Euro.
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