Ultima Thule - das Ende der Welt. So nannte man im früheren Sprachgebrauch Spitzbergen, die nördlichste Inselgruppe im Polarmeer. Eine Reise dorthin und in die von den Russen einst dort betriebene Kohlebergbaustadt »Pyramiden« beschreiben Simone Sassen und Cees Nooteboom in unserem Buch. Es sind romantische Blicke auf menschenleere, fast vegetationslose Landschaften, Hochmoore, Gletscher, Berge, ewiges Eis, Fjorde - mehr als der Norden, sozusagen die Idee des Nordens. Dann, wie eine Fata Morgana, die Stille einer verlassenen Stadt, stillgelegte Industrieanlagen, verlassene Wohnungen, ein ehemaliges Postamt, aufgegebene Kinderspielplätze und Sportstätten. Eindrucksvoll und unwirklich sind diese Spuren vergangener Goldgräberstimmung und des städtischen Lebens im ewigen Eis. In den farbigen Photographien von Simone Sassen und dem Text von Cees Nooteboom ist das »Ende der Welt«, so wie es sich in Pyramiden tatsächlich ereignet hat, in faszinierender Weise eingefangen. Bilder einer Vergangenheit, deren Schatten weit in die Zukunft reichen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.10.2008Arktis ohne Nordlicht
Das romantische Bild der Arktis löst sich auf, sobald man dort ist. Die Eisbären sind nicht mehr knuffelig, sondern Bestien. Was auf Fotos aussieht wie zart hingeschmeichelter Schnee, erweist sich als eisige Barriere. Und ist man sehr weit im Norden, gibt es nicht einmal mehr das Polarlicht. Die niederländische Fotografin Simone Sassen hat dem Trieb widerstanden, die Landschaft Spitzbergens als kalte Prächtigkeit poetisch zu inszenieren; stattdessen blickte sie nüchtern auf Gletscherzungen und Geröll, vor allem jedoch auf die Hinterlassenschaften in der verwaisten russischen Bergbaustadt Pyramiden. Gewaltige Anlagen und bröckelnde Gebäude zeigt sie in beeindruckenden Aufnahmen als Symbole der Hybris. Aber auch eine Nachttischlampe reicht für die Botschaft: Der Letzte macht das Licht aus. (F.L.)
"Ultima Thule - Eine Reise nach Spitzbergen" von Simone Sassen. Mit einem Text von Cees Nooteboom. Schirmer/Mosel Verlag, München 2008. 128 Seiten, 101 Fotos. Gebunden, 29,80 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Das romantische Bild der Arktis löst sich auf, sobald man dort ist. Die Eisbären sind nicht mehr knuffelig, sondern Bestien. Was auf Fotos aussieht wie zart hingeschmeichelter Schnee, erweist sich als eisige Barriere. Und ist man sehr weit im Norden, gibt es nicht einmal mehr das Polarlicht. Die niederländische Fotografin Simone Sassen hat dem Trieb widerstanden, die Landschaft Spitzbergens als kalte Prächtigkeit poetisch zu inszenieren; stattdessen blickte sie nüchtern auf Gletscherzungen und Geröll, vor allem jedoch auf die Hinterlassenschaften in der verwaisten russischen Bergbaustadt Pyramiden. Gewaltige Anlagen und bröckelnde Gebäude zeigt sie in beeindruckenden Aufnahmen als Symbole der Hybris. Aber auch eine Nachttischlampe reicht für die Botschaft: Der Letzte macht das Licht aus. (F.L.)
"Ultima Thule - Eine Reise nach Spitzbergen" von Simone Sassen. Mit einem Text von Cees Nooteboom. Schirmer/Mosel Verlag, München 2008. 128 Seiten, 101 Fotos. Gebunden, 29,80 Euro.
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