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In der Schule rauchte ich eigentlich ständig. Einmal warf mir K., in die ich damals verliebt war, vor, ich sei ein willensschwacher Suchtmensch; ich antwortete, ich rauche, weil's mir Spaß macht, und wenn ich will, dann höre ich aus Spaß auch damit auf und rauche eine Weile nicht. Wetten?! - Okay. Ab morgen! - (Schluck) Okay.Seitdem hat Detlef Kuhlbrodt nie wieder versucht, das Rauchen einzustellen, doch jetzt, dreißig Jahre später, gilt die Wette wieder, allerdings würde er heute nicht mehr behaupten, er sei kein Suchtmensch. Schreiben ohne Zigarette ist sowieso undenkbar - eigentlich. Jetzt…mehr

Produktbeschreibung
In der Schule rauchte ich eigentlich ständig. Einmal warf mir K., in die ich damals verliebt war, vor, ich sei ein willensschwacher Suchtmensch; ich antwortete, ich rauche, weil's mir Spaß macht, und wenn ich will, dann höre ich aus Spaß auch damit auf und rauche eine Weile nicht. Wetten?! - Okay. Ab morgen! - (Schluck) Okay.Seitdem hat Detlef Kuhlbrodt nie wieder versucht, das Rauchen einzustellen, doch jetzt, dreißig Jahre später, gilt die Wette wieder, allerdings würde er heute nicht mehr behaupten, er sei kein Suchtmensch. Schreiben ohne Zigarette ist sowieso undenkbar - eigentlich. Jetzt schreibt er ein ganzes Buch, ohne zu rauchen. Dabei ist es in seiner Wohnung noch erlaubt, anders als in den Cafes und neuerdings bei einigen Freunden. Das Buch handelt davon, wie er ein Buch schreibt, ohne zu rauchen. Wie sich das anfühlt, ganz konkret. Wie es sich lebt ohne Zigaretten. Nach Morgens leicht, später laut, für den Stern "das schönste Buch des Jahres": ein Buch über das Laster, den Menschen und die Welt im Zeitalter des Rauchverbots. Und hinterher wird natürlich wieder angefangen!
Zigaretten zum Kaffee, abends ein Joint, Fußball mit Freunden, nostalgische Gefühle beim Gedanken an Sex. Detlef Kuhlbrodt sucht das Glück im Beiläufigen. Er nennt sich Dokumentarist, schaut zu, hört hin, erinnert sich. Beobachtet das Müssen und Wollen, das der anderen und das eigene. Dann schreibt er Sätze von kaurismäkihafter Poesie über die Dinge, mit denen wir uns umgeben, über selbstgebaute Ängste, unverzichtbare Laster, die ganze fragile Existenz. Über die Höhepunkte westdeutscher Hippiekultur, die Trostlosigkeit leerer Aschenbecher, die Schönheit von Umzugsketten. Unsentimental sind seine Texte, manchmal spröde, manchmal lakonisch. Und verletzlich wie von einem, der weiß, wo er steht: am Rand und immer dabei.
Autorenporträt
Kuhlbrodt, DetlefDetlef Kuhlbrodt, geboren 1961 in Bad Segeberg, lebt als freier Autor in Berlin. Seit den Achtzigern schreibt er für Zeitschriften und Zeitungen, vor allem für die taz. Seine Texte sind längst Kult. 2008 erhielt er den Ben-Witter-Preis.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Ein Hoch auf die Kontingenz und ihre Erfahrbarkeit im fortgeschrittenen Alter singt Stephan Wackwitz angesichts von Detlef Kuhlbrodts Berliner Tagebuch 2006-2008. Dass sich der Autor in seinem zweiten Buch zur romantischen Dichterfigur à la Tieck wandelt, kann ihm der Rezensent nicht verübeln. Stattdessen kommt er mit großen Vergleichen (Kafka, Altenberg), denen der Text offenbar standzuhalten scheint. Denn: Im Vergleich mit, sagen wir mal, Kehlmann und dem Neonaturalismus, ist Kuhlbrodt mindestens genauso präzise, wie Wackwitz erklärt, aber eben viel weniger vollständig. Für die ihm so gewährte, übrigens höchst moderne Freiheit zu eigenen Sichtweisen, Erinnerungen usw. ist der Rezensent dem Autor dankbar. Zumal der Schritt von diesem "Demokratismus" zu einer politischen Haltung für Wackwitz nicht weit ist.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Der genialste aller Kollegen! Neiderregend gut. Doch die Liebe zu seinen scharf betrachtenden, mild gewürzten Texten lässt kein böses Gefühl zu.« Ursula März DIE ZEIT 20131205