Seit Hans Küng 1957 sein erstes Buch geschrieben hat, versuchen die Mächtigen in der Kirche, ihren ebenso brillanten wie unbotmäßigen Theologen zu disziplinieren, zuletzt 1979 mit dem Entzug der Lehrerlaubnis. Hans Küng ist Theologe, Christenmensch und Weltbürger, der sich den Herausforderungen der Zeit stellt. Er wird zu einem der meistgelesenen Theologen weltweit und zum "Gegenspieler" seines früheren Kollegen Joseph Ratzinger, jetzt Papst Benedikt XVI. Temperamentvoll und anschaulich schildert Küng, wie ihn die dramatischen Umbrüche in Kirche und Gesellschaft veränderten und warum er jenen Lebensweg ging, der ihn zum Pionier der Ökumene, zum Partner im interreligiösen Dialog, zum Hoffnungsträger für eine erneuerte Kirche gemacht hat.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.11.2007Ein Wahrhaftiger auf Wahrheitssuche
Hans Küng legt den zweiten Teil seiner rasant geschriebenen Lebenserinnerungen vor / Von Hermut Löhr
Ist das nun ein "heiliges Spiel", das sich da vor unseren Augen entfaltet? Oder ein erbitterter Kampf zwischen Männern, die einander einmal Kollegen und Freunde waren?
Hans Küngs zweiter Memoirenband umfasst - mit vielen Rück- und Vorgriffen - die Jahre 1968 bis 1980. Es ist der Teil einer Lebenszeit, in der aus dem hoffnungsvollen jungen Theologen des Zweiten Vatikanischen Konzils der in Roms Augen abtrünnige Katholik wird, der schließlich seine kirchliche Lehrbefugnis an der Tübinger katholisch-theologischen Fakultät verliert, eben "der Fall Küng". Beschrieben werden - chronologisch geordnet und thematisch akzentuiert - entscheidende und schwierige Jahre im Leben eines Priesters, dem man die Leidenschaft für die Theologie und die Beteuerung der Liebe zu seiner Kirche abnimmt, ja dem man - entgegen mancher Beteuerung - auch den heißen Wunsch nach einer kirchlichen Karriere durchaus zutraut: Kardinal Küng, das wäre doch etwas gewesen! Angesichts der wiederholt ausführlich zitierten Reformprogramme des Autors kommt man tatsächlich ins Träumen.
Küngs Buch ist im Kern ein Buch enttäuschter und bewährter Freundschaften. Auch wenn er selbst betont, dass es ihm nicht um Abrechnung, sondern bloß um Darstellung der Dinge aus seiner Sicht gehe: Mancher, der in dem Buch erwähnt wird, dürfte auch jetzt noch - mehr als ein Vierteljahrhundert nach dem Geschehen - rote Ohren bei der Lektüre bekommen. Und das ist erkennbar die Absicht des Autors. Denn Küng bereut nichts, und er vergisst nichts. Wer nicht für ihn ist, ist gegen ihn. Das gilt auch für die Medien, deren Klaviatur Küng wie kaum ein anderer seiner Zunft und Generation zu spielen versteht. Eine solche Haltung schließt im Einzelnen differenzierte Urteile und Vergebung durchaus nicht aus. Doch auch im Rückblick sieht er die wesentlichen sachlichen Fehler und menschlichen Schwächen in den jahrelangen Auseinandersetzungen zwischen Rom, der deutschen Bischofskonferenz und ihm ausschließlich bei seinen Gegnern. Sich selbst hat er nur gelegentlich zu große Konzilianz vorzuwerfen.
Dem Leser wird viel geboten aus dem Milieu katholischer Kirchenmänner und Theologen, Langeweile muss da nicht aufkommen. Weder ist Küng sich zu fein für gelegentlichen gepflegten Klatsch (Rahner und Rinser - da war doch was?) noch für den direkten Potenzvergleich unter zölibatären Männern (mehr Veröffentlichungen! Höhere Auflagen! Größeres Presseecho!). Es bleibt viel Platz für Kurzrezensionen auf diesen 700 Seiten. Ratzingers "Einführung in das Christentum" und der eigene Bestseller "Christ sein" werden einander gegenübergestellt. Dass dazu Hermann Häring zitiert wird, soll Objektivität sichern, aber das Ergebnis ist doch absehbar: Sieg durch theologisch-kirchlichen K.o., natürlich ganz fair erkämpft. Nur zu gerne verlassen die Erinnerungen auch den gewählten chronologischen Rahmen, um etwa zu Ratzingers Bestseller "Jesus von Nazareth" eben mal zu sagen, was nun einmal zu sagen ist: eine Kompilation älterer Vorlesungen und Predigten, Zeugnis eines (gewollten) geistigen Stillstands. Doch kommt es mit dem ewigen Widersacher auch noch zu versöhnlicheren Begegnungen: Küng zur Siesta in Ratzingers Bett. Spielen da zwei miteinander?
Richtig bitter wird es da, wo Küng sich verraten fühlt. Es gibt viel Unversöhntes in diesem Leben; etliche Freundschaftsfäden scheinen endgültig abgerissen. Am tiefsten muss es den Theologen getroffen haben, dass die eigene Tübinger Fakultät sich auf dem Gipfel der Auseinandersetzung mehrheitlich gegen ihn erklärt. Den zuständigen Bischof, Georg Moser von Rottenburg, sieht er nach dem endgültigen Entzug der Lehrbefugnis nicht wieder. Von Karl Lehmann fühlt er sich hintergangen, von Joseph Höffner hat er nichts Besseres erwartet. Hans Urs von Balthasar und Walter Kasper? Kriechen zu Kreuze. Karol Wojtyla? Ein Schauspieler, kaum der Rede wert. Zeugnisausgabe nach langem, leidenschaftlichem Kampf.
Doch es werden auch Ehrentafeln graviert. Allen voran den Mitarbeitern und Kollegen im eigenen Institut sowie der evangelisch-theologischen Schwesterfakultät, die sich zum entscheidenden Zeitpunkt entschieden solidarisch zeigt. Aus Gegnern in der achtundsechziger Zeit werden Schüler und treue Freunde. Ein glänzendes Denkmal wird Karl Barth errichtet, dem "Doktor beider Theologien", wie Küng in einem der zahlreichen Selbstzitate dieses Bandes formuliert.
Dass sich dem Autor noch im Rückblick Sachliches und Menschliches so verbinden, ist nicht nur der Gattung "Erinnerungen" geschuldet. Es passt auch gut zu dem selbst gewählten stolzen Lebensmotto veritas in veracitate ("Wahrheit in Wahrhaftigkeit"). Das bedeutet im Umkehrschluss: Wer in puncto persönlicher Aufrichtigkeit Schwächen zeigt, den rettet in Küngs Augen auch intellektuelle Brillanz nicht. Vielleicht ist das bei einer Sache wie der Theologie, so wie Küng sie versteht (und das heißt: nicht als neutrale Geschichts- oder Kulturwissenschaft), gegen den ersten Impuls doch die sachlich konsistente Position: Theologische Existenz kann Person und Werk nicht trennen, in theologicis ist Wahrhaftigkeit das Indiz dafür, wirklich der Wahrheit auf der Spur zu sein.
Dem Leser vermittelt sich die leidenschaftliche Überzeugtheit von dieser Einsicht in eindrücklich lebendiger Weise. Einen müden Wahrheitsrelativismus kennt Küng nicht; er glaubt tatsächlich noch, gründliche wissenschaftliche Arbeit, besonders an der Heiligen Schrift, könne theologische Erkenntnis und Einsicht befördern. Auch für eine altersweise Selbstdistanzierung in Sachpositionen ist er geistig zu jung. Freilich übersieht er dabei, dass etwa die biblisch-exegetische Fundierung des eigenen, als zentral erachteten christologischen Ansatzes ("Christologie von unten") nicht mehr trägt: Die erhaltenen Quellen sind von Anfang an durch "hohe Christologie" geprägt. Einen den Modernen verdaulichen "historischen Jesus" erreichen wir aufgrund der Quellenanalyse kaum.
So sympathisch und bleibend wichtig Küngs Bemühen um Anknüpfen an modernes Wirklichkeits- und Wahrheitsbewusstsein ist, besteht doch die Gefahr, dass heilsame theologische Stachel zu schnell gezogen werden. Auch der theologische Geist des Konzils kommt in die Jahre; man muss nicht zum Opus Dei gehören, um das wahrzunehmen.
Leider nur angedeutet wird in diesem Band der Weg des Autors in neue wissenschaftliche Vorhaben, die Befreiung von manchem innerkirchlichen Muff: Die Entdeckung anderer Religionen, das Projekt "Weltethos". Von den ausgedehnten Reisen um die ganze Welt werden nur flüchtige Skizzen geboten. Was wird dabei aus dem katholischen Theologen Küng, für den die Konversion zum Protestantismus nie in Frage kam? Wie verändern sich sein Christsein, seine Kirchlichkeit? Man wünscht, dass hier der versprochene dritte Band mehr preisgibt.
Denn nur gelegentlich kommt das Private zu Wort: Urlaube mit Familie und Freunden, nicht näher bezeichnete "wir", Krankheit und Unfall, ein Hausbau, das Schwimmen im Bassin von Professor Jens. Auch das eigene Glaubensleben bleibt eher diskret im Hintergrund. Ob es noch andere Seiten dieses Kämpfers mit offenem Visier gibt?
Nach dem Selbstbericht des Paulus streiten in Antiochien Petrus und Paulus um die Wahrheit des Evangeliums. Die Rolle des Paulus, der Petrus "ins Angesicht widersteht", hat, so gewinnt man den Eindruck aus diesen rasant geschriebenen Erinnerungen, Hans Küng so überzeugt wie bereitwillig übernommen.
Hans Küng: "Umstrittene Wahrheit". Erinnerungen. Piper Verlag, München 2007. 719 S., S/W-Abb. auf Tafeln, geb., 24,90 [Euro].
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Hans Küng legt den zweiten Teil seiner rasant geschriebenen Lebenserinnerungen vor / Von Hermut Löhr
Ist das nun ein "heiliges Spiel", das sich da vor unseren Augen entfaltet? Oder ein erbitterter Kampf zwischen Männern, die einander einmal Kollegen und Freunde waren?
Hans Küngs zweiter Memoirenband umfasst - mit vielen Rück- und Vorgriffen - die Jahre 1968 bis 1980. Es ist der Teil einer Lebenszeit, in der aus dem hoffnungsvollen jungen Theologen des Zweiten Vatikanischen Konzils der in Roms Augen abtrünnige Katholik wird, der schließlich seine kirchliche Lehrbefugnis an der Tübinger katholisch-theologischen Fakultät verliert, eben "der Fall Küng". Beschrieben werden - chronologisch geordnet und thematisch akzentuiert - entscheidende und schwierige Jahre im Leben eines Priesters, dem man die Leidenschaft für die Theologie und die Beteuerung der Liebe zu seiner Kirche abnimmt, ja dem man - entgegen mancher Beteuerung - auch den heißen Wunsch nach einer kirchlichen Karriere durchaus zutraut: Kardinal Küng, das wäre doch etwas gewesen! Angesichts der wiederholt ausführlich zitierten Reformprogramme des Autors kommt man tatsächlich ins Träumen.
Küngs Buch ist im Kern ein Buch enttäuschter und bewährter Freundschaften. Auch wenn er selbst betont, dass es ihm nicht um Abrechnung, sondern bloß um Darstellung der Dinge aus seiner Sicht gehe: Mancher, der in dem Buch erwähnt wird, dürfte auch jetzt noch - mehr als ein Vierteljahrhundert nach dem Geschehen - rote Ohren bei der Lektüre bekommen. Und das ist erkennbar die Absicht des Autors. Denn Küng bereut nichts, und er vergisst nichts. Wer nicht für ihn ist, ist gegen ihn. Das gilt auch für die Medien, deren Klaviatur Küng wie kaum ein anderer seiner Zunft und Generation zu spielen versteht. Eine solche Haltung schließt im Einzelnen differenzierte Urteile und Vergebung durchaus nicht aus. Doch auch im Rückblick sieht er die wesentlichen sachlichen Fehler und menschlichen Schwächen in den jahrelangen Auseinandersetzungen zwischen Rom, der deutschen Bischofskonferenz und ihm ausschließlich bei seinen Gegnern. Sich selbst hat er nur gelegentlich zu große Konzilianz vorzuwerfen.
Dem Leser wird viel geboten aus dem Milieu katholischer Kirchenmänner und Theologen, Langeweile muss da nicht aufkommen. Weder ist Küng sich zu fein für gelegentlichen gepflegten Klatsch (Rahner und Rinser - da war doch was?) noch für den direkten Potenzvergleich unter zölibatären Männern (mehr Veröffentlichungen! Höhere Auflagen! Größeres Presseecho!). Es bleibt viel Platz für Kurzrezensionen auf diesen 700 Seiten. Ratzingers "Einführung in das Christentum" und der eigene Bestseller "Christ sein" werden einander gegenübergestellt. Dass dazu Hermann Häring zitiert wird, soll Objektivität sichern, aber das Ergebnis ist doch absehbar: Sieg durch theologisch-kirchlichen K.o., natürlich ganz fair erkämpft. Nur zu gerne verlassen die Erinnerungen auch den gewählten chronologischen Rahmen, um etwa zu Ratzingers Bestseller "Jesus von Nazareth" eben mal zu sagen, was nun einmal zu sagen ist: eine Kompilation älterer Vorlesungen und Predigten, Zeugnis eines (gewollten) geistigen Stillstands. Doch kommt es mit dem ewigen Widersacher auch noch zu versöhnlicheren Begegnungen: Küng zur Siesta in Ratzingers Bett. Spielen da zwei miteinander?
Richtig bitter wird es da, wo Küng sich verraten fühlt. Es gibt viel Unversöhntes in diesem Leben; etliche Freundschaftsfäden scheinen endgültig abgerissen. Am tiefsten muss es den Theologen getroffen haben, dass die eigene Tübinger Fakultät sich auf dem Gipfel der Auseinandersetzung mehrheitlich gegen ihn erklärt. Den zuständigen Bischof, Georg Moser von Rottenburg, sieht er nach dem endgültigen Entzug der Lehrbefugnis nicht wieder. Von Karl Lehmann fühlt er sich hintergangen, von Joseph Höffner hat er nichts Besseres erwartet. Hans Urs von Balthasar und Walter Kasper? Kriechen zu Kreuze. Karol Wojtyla? Ein Schauspieler, kaum der Rede wert. Zeugnisausgabe nach langem, leidenschaftlichem Kampf.
Doch es werden auch Ehrentafeln graviert. Allen voran den Mitarbeitern und Kollegen im eigenen Institut sowie der evangelisch-theologischen Schwesterfakultät, die sich zum entscheidenden Zeitpunkt entschieden solidarisch zeigt. Aus Gegnern in der achtundsechziger Zeit werden Schüler und treue Freunde. Ein glänzendes Denkmal wird Karl Barth errichtet, dem "Doktor beider Theologien", wie Küng in einem der zahlreichen Selbstzitate dieses Bandes formuliert.
Dass sich dem Autor noch im Rückblick Sachliches und Menschliches so verbinden, ist nicht nur der Gattung "Erinnerungen" geschuldet. Es passt auch gut zu dem selbst gewählten stolzen Lebensmotto veritas in veracitate ("Wahrheit in Wahrhaftigkeit"). Das bedeutet im Umkehrschluss: Wer in puncto persönlicher Aufrichtigkeit Schwächen zeigt, den rettet in Küngs Augen auch intellektuelle Brillanz nicht. Vielleicht ist das bei einer Sache wie der Theologie, so wie Küng sie versteht (und das heißt: nicht als neutrale Geschichts- oder Kulturwissenschaft), gegen den ersten Impuls doch die sachlich konsistente Position: Theologische Existenz kann Person und Werk nicht trennen, in theologicis ist Wahrhaftigkeit das Indiz dafür, wirklich der Wahrheit auf der Spur zu sein.
Dem Leser vermittelt sich die leidenschaftliche Überzeugtheit von dieser Einsicht in eindrücklich lebendiger Weise. Einen müden Wahrheitsrelativismus kennt Küng nicht; er glaubt tatsächlich noch, gründliche wissenschaftliche Arbeit, besonders an der Heiligen Schrift, könne theologische Erkenntnis und Einsicht befördern. Auch für eine altersweise Selbstdistanzierung in Sachpositionen ist er geistig zu jung. Freilich übersieht er dabei, dass etwa die biblisch-exegetische Fundierung des eigenen, als zentral erachteten christologischen Ansatzes ("Christologie von unten") nicht mehr trägt: Die erhaltenen Quellen sind von Anfang an durch "hohe Christologie" geprägt. Einen den Modernen verdaulichen "historischen Jesus" erreichen wir aufgrund der Quellenanalyse kaum.
So sympathisch und bleibend wichtig Küngs Bemühen um Anknüpfen an modernes Wirklichkeits- und Wahrheitsbewusstsein ist, besteht doch die Gefahr, dass heilsame theologische Stachel zu schnell gezogen werden. Auch der theologische Geist des Konzils kommt in die Jahre; man muss nicht zum Opus Dei gehören, um das wahrzunehmen.
Leider nur angedeutet wird in diesem Band der Weg des Autors in neue wissenschaftliche Vorhaben, die Befreiung von manchem innerkirchlichen Muff: Die Entdeckung anderer Religionen, das Projekt "Weltethos". Von den ausgedehnten Reisen um die ganze Welt werden nur flüchtige Skizzen geboten. Was wird dabei aus dem katholischen Theologen Küng, für den die Konversion zum Protestantismus nie in Frage kam? Wie verändern sich sein Christsein, seine Kirchlichkeit? Man wünscht, dass hier der versprochene dritte Band mehr preisgibt.
Denn nur gelegentlich kommt das Private zu Wort: Urlaube mit Familie und Freunden, nicht näher bezeichnete "wir", Krankheit und Unfall, ein Hausbau, das Schwimmen im Bassin von Professor Jens. Auch das eigene Glaubensleben bleibt eher diskret im Hintergrund. Ob es noch andere Seiten dieses Kämpfers mit offenem Visier gibt?
Nach dem Selbstbericht des Paulus streiten in Antiochien Petrus und Paulus um die Wahrheit des Evangeliums. Die Rolle des Paulus, der Petrus "ins Angesicht widersteht", hat, so gewinnt man den Eindruck aus diesen rasant geschriebenen Erinnerungen, Hans Küng so überzeugt wie bereitwillig übernommen.
Hans Küng: "Umstrittene Wahrheit". Erinnerungen. Piper Verlag, München 2007. 719 S., S/W-Abb. auf Tafeln, geb., 24,90 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Mit großem Interesse hat der hier rezensierende Hans Maier diesen zweiten Erinnerungsband des Theologen Hans Küng gelesen, in dem bei weitem nicht mehr der optimistische Ton des ersten Bandes herrscht, der noch vom Aufstieg des Vielversprechenden in der römischen Kirchenhierarchie handelte. Die "Umstrittene Wahrheit" beginnt in Tübingen, wo Küng nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil mit Karl Rahner, Joseph Ratzinger, Walter Kasper, Karl Lehmann und anderen eine "starke theologische Gruppe" bilden will. Doch 68 versetzt die Kirche in Schrecken, der Kurien-Apparat festigt sich wieder und die "nachkonziliare Reaktion" setzt ein. Der Reformer, der evangelische Katholik Küng hat wenig Chancen. Was den Rezensenten beeindruckt sind Küngs Intelligenz, Unbefangenheit und der Nachdruck, mit dem er Antworten auf seine Fragen einfordert. Sehr interessiert hat ihn aber natürlich auch das Verfahren vor der Glaubenskongregation. Hier bemerkt der Rezensent an, dass der Vatikan es sich selbst zuzuschreiben hat, dass dieses Verfahren nur aus der Sicht Hans Küngs nachzulesen ist, wenn er nicht die entsprechende Dokumente freigibt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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