Nach 620 Seiten unverhohlenem Selbstlob in 'Erkämpfte Freiheit' macht Hans Küng in 'Umstrittenen Wahrheit' auf 719 Seiten über seine Leben in den 70ern munter weiter. Nur mal zum Vergleich: Joseph Ratzinger hat für seine Erinnerungen gerade mal 192 Seiten benötigt und der hat auch so einiges
erlebt.
Nach wie vor ist sich Hans Küng in der negativen Beurteilung der Lage der Kirche und der dort…mehrNach 620 Seiten unverhohlenem Selbstlob in 'Erkämpfte Freiheit' macht Hans Küng in 'Umstrittenen Wahrheit' auf 719 Seiten über seine Leben in den 70ern munter weiter. Nur mal zum Vergleich: Joseph Ratzinger hat für seine Erinnerungen gerade mal 192 Seiten benötigt und der hat auch so einiges erlebt.
Nach wie vor ist sich Hans Küng in der negativen Beurteilung der Lage der Kirche und der dort handelnden Entscheidungsträger (Kardinäle) sehr sicher. Anders als in Teil 1 (Erkämpfte Freiheit) geht es aber mit dem Theologen mit den höchsten Auflagen in diesem zweiten Teil seiner Erinnerungen innerkirchlich stark bergab, was die journalistisch gut geschriebenen Weltreisenberichte (die Kohle für die Bestseller will ja auch ausgegeben sein) nicht überdecken können. Ewig rumnölende dogmatische Glaubenswächter die keine 'Akteneinsicht' gewähren und theologisch irgendwo im Mittelalter stehen geblieben sind und sowieso keine Ahnung haben, machen dem so toll ausgebildeten Germaniker aus der demokratischen Schweiz das Leben sauer. Aber der Drachentöter nimmt den Kampf auf - um der Wahrheit willen. Dieser Kampf kann keine Gnade kennen und darum fallen die Beurteilungen über Personen der Gegenseite notorisch abfällig aus, was - wie im ersten Band - das hauptsächlich verwendete Stilmittel ist. In Rechthaberei können nur Kleingeister fallen und das ist der Autor selbstverständlich nicht. Das Ergebnis dieser Auseinandersetzungen wird der Entzug der Missio Canonica sein - bei gleich bleibenden Bezügen und Forschungsmittel - was als dramatisches Ereignis geschildert wird.
Wer diese subjektiven Einseitigkeiten gut überlesen kann wird mit einer durchaus interessanten Lektüre über den Gossip in der theologischen Wissenschaft der 70er Jahre belohnt. Im Zentrum steht Hans Küng (mit zwei immer wieder gelobten Helferlein: seine Zöglinge Häring und Kuschel) und viele Gegenspieler deren zwei herausragen - Karl Rahner, dem Verrat an der eigenen Sache vorgeworfen wird und der immer wieder als Karrierist verleumdete Joseph Ratzinger. Dass letzterer Papst wurde muss schon sehr arg für Hans Küng gewesen sein. Bestmöglicher Untertitel: beleidigte Leberwurst Teil 2.