Warum nimmt die soziale Ungleichheit seit Jahren zu? Welche Rolle spielen dabei Wirtschaftsstrukturen, Eigentumsverhältnisse und Verteilungsmechanismen? Mit welchen Narrativen werden die beträchtlichen Einkommens- und Vermögensunterschiede gerechtfertigt? Christoph Butterwegge beleuchtet die Politik unterschiedlicher Bundesregierungen und fragt, weshalb sich die Kluft zwischen Arm und Reich nach der "Zeitenwende" und zusätzlichen Rüstungsanstrengungen weiter vertieft. Er nimmt den Niedriglohnsektor, den »Um-« bzw. Abbau des Sozialstaates sowie die Steuerentlastungen für Wohlhabende in den Blick. Wie lässt sich die Entwicklung aufhalten und verhindern, dass die Reichen noch reicher und die Armen noch zahlreicher werden? Angesichts der Umverteilung von Unten nach Oben setzt das Buch eine Rückverteilung des Reichtums auf die Agenda. Abschließend wird diskutiert, ob neben einer stärkeren Tarifbindung, einem Verbot prekärer Beschäftigung sowie höheren Besitz-, Kapital- oder Gewinnsteuern die Umgestaltung des bestehenden Wirtschaftssystems nötig ist.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Christoph Butterwegges Buch zeigt Rezensent Rudolf Walther zufolge deutlich auf, warum Reichtum in Deutschland so ungleich verteilt ist. Schuld ist einerseits der Kapitalismus, so Walther mit Butterwegge, andererseits aber auch kleinteiligere Mechanismen wie das Erbrecht, das eine kleine Schicht Ultrareicher generiert, die, teils auf der Basis von Nazivermögen, immer noch reicher werden. Entlang der Argumentation Butterweges zeichnet der Rezensent die Geschichte des deutschen Kapitalismus nach dem Zweiten Weltkrieg nach, geht unter anderem auf den von Anfang an beschönigenden Begriff der sozialen Marktwirtschaft ein und zeigt, wie der Sozialstaat in den letzten Jahrzehnten systematisch heruntergewirtschaftet wurde. Wie man dem Übel beikommen kann, lernt Walther von Butterwegge freilich nicht, hohe Erbschaftssteuern wären sicher hilfreich, ein bedingungsloses Grundeinkommen nicht unbedingt. Das Problem bleibt also, aber immerhin weiß Walther dank Butterwegge nun besser über dessen Hintergründe Bescheid.
© Perlentaucher Medien GmbH
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