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Produktdetails
  • Verlag: Schäffer-Poeschel
  • Seitenzahl: 301
  • Abmessung: 245mm
  • Gewicht: 734g
  • ISBN-13: 9783791012315
  • Artikelnr.: 42851527
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.07.1998

Normative Fragen der Umweltpolitik
Kritische Grundsatzreflexionen und praxisbezogene Vorschläge

Horst Steinmann/Gerd Rainer Wagner (Herausgeber): Umwelt und Wirtschaftsethik. Schäffer-Poeschel Verlag, Stuttgart 1998, 301 Seiten, 89 DM.

Der besondere Charakter der Umweltschutzpolitik besteht darin, daß sie sich mit so unterschiedlichen Disziplinen wie Philosophie, Chemie und Technikwissenschaft einerseits und Rechtswissenschaft und Energiewissenschaft andererseits verbinden läßt. Die Herausgeber dieses Sammelbandes haben den Versuch unternommen, die genannten Aspekte auf einer gemeinsamen Tagung des Deutschen Netzwerks Wirtschaftsethik Eben und der Wissenschaftlichen Kommission Umweltwirtschaft des Verbandes der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft e. V. im November 1996 in Düsseldorf zusammenzuführen.

Die normativen Fragen der Umweltpolitik werden in jüngster Zeit vor allem in Verbindung mit der Globalisierung erörtert. Während die alten Industrienationen moralphilosophisch argumentieren, sehen die jungen Industriestaaten im Fehlen eines Umweltschutzengagements einen komparativen Wettbewerbsvorteil. Damit sind künftige Konflikte vorprogrammiert. Den beiden Veranstaltern der Tagung, Horst Steinmann aus Nürnberg und Gerd Rainer Wagner aus Düsseldorf, ist es gelungen, die Vielfalt der Auffassungen grundlegend aus philosophischer Sicht, unter der Zielsetzung des Sustainable Development sowie aus der Sicht der unterschiedlichen Akteure (Unternehmen, Verbände, Staat) zusammenzuführen.

Mit den philosophischen Grundlagen befassen sich Jürgen Mittelstraß und Peter Ulrich. Sie setzen sich, wenn auch mit unterschiedlichen Akzenten, für eine vernunftethisch fundierte Lösung von Konflikten zwischen Ökologie und Ethik ein. Über nachhaltige Entwicklung als umweltethisches Leitbild äußern sich Dirk Matten und Gerd Rainer Wagner in einem konzeptionell ausgerichteten Beitrag auf der Grundlage einer umfassenden Materialbasis, aus energiewirtschaftlicher Sicht Dieter Schmitt und aus der - erfrischend realistischen - Perspektive des (alten und neuen) Umweltpolitikers Klaus Töpfer. Hans-Peter Meister und Henning Banthien sowie Ursula Hansen befassen sich mit dem vorbildlichen Responsible-Care-Programm der Chemischen Industrie und dessen betriebswirtschaftlichen Implikationen. Favorisiert werden von ihnen weitere Selbstverpflichtungen und die Einführung sogenannter Product Stewards. Bernd Schauenberg untersucht den Zusammenhang der Sensibilisierung für die Umweltverantwortung mit der Informationsökonomie. Exemplarisch wird in diesem Beitrag gezeigt, wie spannend und fruchtbar die Verknüpfung unterschiedlicher Disziplinen sein kann. Horst Steinmann und Thomas Olbrich denken über die praktische Steuerung von ethnischen und ökonomischen Prozessen nach; sie entwickeln interessante Vorschläge zu einem Ethik-Management.

Umweltverantwortung bedarf des Dialogs (Albert Wheale), aber auch der Weiterentwicklung entsprechender Rechtsgrundlagen (Michael Kloepfer). Die ökonomisch wichtigen Auswirkungen des Umweltverhaltens von Konsumenten werden von Andreas Diekmann, der konfliktgeladene Zusammenhang von Fortschritt und Verantwortung in Grundlagenforschung und Technologie wird von Gert Kaiser erörtert. Damit wird am Ende die Perspektive wieder geweitet, indem Kernpunkte der Verantwortungsethik ins Blickfeld treten.

In dem Band werden in ausgeprägtem Maße kritische Grundsatzreflexionen mit praxisbezogenen Vorschlägen verknüpft und theoretische Überlegungen und pragmatische Empfehlungen zu einer vielschichtigen Problematik verbunden. Der Leser, der für umweltethische Fragen aufgeschlossen ist, kann sich auf eine kurzweilige Lektüre freuen. Als besonders hilfreich sind - für den Leser, der es eilig hat - die programmatische Einführung der Herausgeber und - für den an Einzelfragen Interessierten - das sorgfältige Sachregister zu nennen.

HARTMUT KREIKEBAUM

(Professor für Industriebetriebslehre an der Universität Frankfurt am Main)

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