Für überzeugte Naturschützer sind die Gründe, die zugunsten des Naturschutzes sprechen, feste Überzeugungen, die sich eigentlich von selbst verstehen und quasi natürliche Motivationsquellen einesverantwortlichen Umwelthandelns bilden. Es steht aber außer Frage, dass nicht alle Menschen diese Überzeugungen teilen. Die Umweltethik fragt nach den Gründen und den aus ihnen gewonnenenMaßstäben, die unser individuelles und kollektives Handeln und unsere Lebensstile im Umgang mit der außermenschlichen Natur bestimmen können und sollen. Mit dieser Einführung führt der Umweltethiker Konrad Ott in die Grundlagen der Disziplin ein und spannt einen weiten thematischen Bogen von den Ursachen der Naturkrise bis zur aktuellen Diskussion um 'starke Nachhaltigkeit' und die Rolle der Umweltethik in der politischen Philosophie.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.10.2010Naturschonend
Die Forderung nach erneuerbaren Energien stößt in Deutschland auf breite Zustimmung. Auch sind viele daran interessiert, dass es weiterhin Wale, Tiger und Korallenriffe gibt. Für überzeugte Naturschützer sind die Gründe, die zugunsten des Umwelt- und Naturschutzes sprechen, evident. Aber nicht alle teilen diese Ansicht. Der Umweltethiker Konrad Ott befragt die Begründungen, die für Formen des Naturschutzes und für nachhaltige Naturnutzung geltend gemacht werden. Die entsprechenden Zielsetzungen variieren auch deshalb stark, weil soziale Gruppen ungleich betroffen sind. Düngeverordnungen und Fangquoten betreffen die meisten Menschen nicht direkt, die Land- und Forstwirte dafür umso mehr. Die Lösung besteht für Ott nicht darin, dass die Umweltethiker die Landnutzer moralisch "bepredigen", sondern in der Schaffung von Institutionen, die Landnutzern eine naturschonende Praxis ermöglichen. "Starke Nachhaltigkeit" ist für Ott ein "gesamtgesellschaftliches Projekt". Der schmale Band ist mit seinen Punkten, Unterpunkten, Unterunterpunkten und den mit Fachterminologie gespickten Ausführungen, die sich aus Philosophie, Biologie, Psychologie, Soziologie, Politik und Theologie speisen, zwar eher harte Kost, kartiert dafür aber ein großes und schwer zu übersehendes Terrain. Der mit den Diskussionen nicht vertraute Leser muss einmal mehr die Feststellung machen, dass eine Ethik, die in die Mühlen des akademischen Traktats kommt, sich zu einer derart komplizierten Sache entwickeln kann, dass ihr zur Orientierung des Handelns am Ende die Kraft fehlt. (Konrad Ott: "Umweltethik zur Einführung". Junius Verlag, Hamburg 2010. 251 S., br., 14,90 [Euro].) laus
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Die Forderung nach erneuerbaren Energien stößt in Deutschland auf breite Zustimmung. Auch sind viele daran interessiert, dass es weiterhin Wale, Tiger und Korallenriffe gibt. Für überzeugte Naturschützer sind die Gründe, die zugunsten des Umwelt- und Naturschutzes sprechen, evident. Aber nicht alle teilen diese Ansicht. Der Umweltethiker Konrad Ott befragt die Begründungen, die für Formen des Naturschutzes und für nachhaltige Naturnutzung geltend gemacht werden. Die entsprechenden Zielsetzungen variieren auch deshalb stark, weil soziale Gruppen ungleich betroffen sind. Düngeverordnungen und Fangquoten betreffen die meisten Menschen nicht direkt, die Land- und Forstwirte dafür umso mehr. Die Lösung besteht für Ott nicht darin, dass die Umweltethiker die Landnutzer moralisch "bepredigen", sondern in der Schaffung von Institutionen, die Landnutzern eine naturschonende Praxis ermöglichen. "Starke Nachhaltigkeit" ist für Ott ein "gesamtgesellschaftliches Projekt". Der schmale Band ist mit seinen Punkten, Unterpunkten, Unterunterpunkten und den mit Fachterminologie gespickten Ausführungen, die sich aus Philosophie, Biologie, Psychologie, Soziologie, Politik und Theologie speisen, zwar eher harte Kost, kartiert dafür aber ein großes und schwer zu übersehendes Terrain. Der mit den Diskussionen nicht vertraute Leser muss einmal mehr die Feststellung machen, dass eine Ethik, die in die Mühlen des akademischen Traktats kommt, sich zu einer derart komplizierten Sache entwickeln kann, dass ihr zur Orientierung des Handelns am Ende die Kraft fehlt. (Konrad Ott: "Umweltethik zur Einführung". Junius Verlag, Hamburg 2010. 251 S., br., 14,90 [Euro].) laus
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