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Eines Abends, im Januar 2008, wird Frédéric Beigbeder mitten in Paris wegen Drogenkonsums in der Öffentlichkeit festgenommen. Die Polizisten wissen zwar sofort, wen sie da vor sich haben, in diesem Fall aber spielt Beigbeders Prominenz eine besondere Rolle. Sie statuieren ein Exempel und nehmen ihn achtundvierzig Stunden in Untersuchungshaft. In der Haftzelle hat der Autor eine Menge Zeit, über sich, sein Leben, seine Identität, seine Kindheit und seine Familie nachzudenken.

Produktbeschreibung
Eines Abends, im Januar 2008, wird Frédéric Beigbeder mitten in Paris wegen Drogenkonsums in der Öffentlichkeit festgenommen. Die Polizisten wissen zwar sofort, wen sie da vor sich haben, in diesem Fall aber spielt Beigbeders Prominenz eine besondere Rolle. Sie statuieren ein Exempel und nehmen ihn achtundvierzig Stunden in Untersuchungshaft. In der Haftzelle hat der Autor eine Menge Zeit, über sich, sein Leben, seine Identität, seine Kindheit und seine Familie nachzudenken.
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Autorenporträt
Frédéric Beigbeder est né en 1965. Romancier, critique littéraire au Figaro magazine, il a reçu le prix Interallié en 2003 pour Windows on the World et le prix Renaudot en 2009 pour Un roman français.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.09.2010

Willkommen im Club der gefangenen Dichter

Dem französischen Tausendsassa Frédéric Beigbeder ist alles Ernsthafte suspekt. Sein neuer Roman aber ist eine überraschend nachdenkliche Reflexion über zwei ungleiche Brüder.

Von Sandra Kegel

Charles und Frédéric Beigbeder sind Söhne aus gutem Hause. Geboren im schicken Neuilly-sur-Seine, besuchten die Brüder nur die besten Schulen, und im Jahr 2000 hatten sie, Mitte dreißig, ihren ersten großen Erfolg: Charles wurde mit dem Verkauf seiner Internetfirma über Nacht zum Milliardär. Der ein Jahr jüngere Frédéric schrieb "99 francs", einen Roman über das Innenleben der Werbebranche, in der er gearbeitet hatte, und landete prompt einen Bestseller. Acht Jahre später kommt es in der kalten Nacht des 28. Januar 2008 in beider Leben abermals gleichzeitig zu einem schicksalhaften Moment. Just während Charles erfährt, dass ihn Präsident Sarkozy für seine Dienste zur Entwicklung der französischen Wirtschaft zum Ritter der Ehrenlegion ernennen wird, landet der kleine Bruder im Polizeipräsidium des achten Arrondissements - "in einem zwei Quadratmeter großen Käfig mit Wänden voller Graffiti, getrocknetem Blut und Rotz".

Frédéric Beigbeder, den man gerade dabei erwischt hatte, wie er sich von der Kühlerhaube eines Chryslers eine Prise Kokain in die Nase zog, wusste nicht, was als Nächstes passieren würde, und konnte schon gar nicht ahnen, dass er wenige Tage später bei der Ordensverleihung mit seinem Bruder im Elysée-Palast sein würde. Im Kerker konnte er nur den einen Gedanken fassen: "Gott glaubte an meinen Bruder, mich hatte Er verlassen." Die unverhoffte Nacht auf einer kalten Zementbank aber gibt ihm den Anstoß zu autobiographischen Reflexionen und führt ihn in eine achtundvierzigstündige Meditation über die eigene Kindheit und Familie, seine großbürgerliche Herkunft, mit der er seit jeher hadert, und schließlich hin zu den ewig bohrenden Fragen, woher wir kommen, wohin wir gehen und warum das Dazwischen so kompliziert ist.

Was ihm dazu in den Sinn kommt, ist keinesfalls gefällig. Wie es geschehen kann, dass zwei Menschen, die einander als Kinder so nah waren, als Erwachsene solch gegensätzliche Lebenswege einschlagen, ist die zentrale Frage, die auf zweihundertfünfzig Seiten wieder und wieder gedreht und gewendet wird, freilich ohne zuletzt eine befriedigende Antwort zu finden.

"Ein französischer Roman" hat Beigbeder sein Buch gewohnt unbescheiden genannt. Im vergangenen Jahr ist es in Frankreich erschienen und wurde mit dem renommierten Prix Renaudot bedacht. Zur Frankfurter Buchmesse liegt es in Brigitte Großes zuverlässiger Übersetzung auch auf Deutsch vor. Es ist ein überraschend ehrliches Buch, in dem der Autor sich nicht im mindesten schont, obwohl er in Frankreich zu den großen Medienstars zählt - dauerpräsent bis über die Grenze der Erträglichen hinweg. Denn er schreibt längst nicht mehr nur Bücher, sondern tritt auch als Literaturkritiker auf, moderiert Fernsehsendungen, leitete einen Verlag und kann neuerdings sogar eine Vita als Romanfigur vorweisen. Im aktuellen Lieblingsbuch der Franzosen, Michel Houellebecqs Betrachtung des Kunstbetriebs, "La carte et le territoire", taucht er als koksender Schriftsteller auf.

Der frühere Werbetexter, der es mit geschulter Eleganz versteht, stets Werbung für sich selbst zu machen, fand sein Markenzeichen im Tabubruch und jeder möglichen Form von Protest. Wie bei Rebellen nicht unüblich, zumal in Frankreich, wurde er darüber zum Popstar. Er selbst nennt sich einen Gauche-Kaviar, um sich bewusst von jenen Linksintellektuellen abzugrenzen, die ihre Privilegien herunterspielen. Vielmehr hält er es mit Balzac, der den Hass auf die Bourgeoisie selbst wiederum als bourgeois bezeichnete.

Beigbeders Vorsatz, über alles zu schreiben, worüber man nicht schreiben darf, oder zumindest so zu schreiben, wie es nicht opportun ist, scheiterte allerdings 2004 gehörig, als er mit einem Roman über den 11. September eine literarische Geschmacklosigkeit ersten Ranges ablieferte. Jetzt meldet er sich, dem jede Ernsthaftigkeit angeblich immer verdächtig war, ausgerechnet mit diesem überraschend ernsten und nachdenklichen Buch zurück.

Dabei ist "Ein französischer Roman" keineswegs frei von Eitelkeiten, Beigbeder erscheint auch hier immer wieder als der eloquente Narziss, der im Roman sogar persönlich Rache nimmt an jenem Staatsanwalt, der ihm die literarisch so ergiebige Nacht überhaupt erst ermöglicht hat - und die ihn mit Voltaire, Cervantes oder Casanova in den Club der gefangenen Dichter befördert. Noch vor dem Erscheinen der französischen Erstauflage hatte der strenge Staatsanwalt, Jean-Claude Marin, den Autor dazu gebracht, drei Seiten zu streichen.

Der Tonfall des Buchs ist bewegend und witzig zugleich, elegant und luzide. Der Spötter Beigbeder, der stets Zuflucht in der Ironie suchte, zeigt sich hier, in der Mitte seines Lebens, erstaunlich offen und verletzlich. Natürlich besteht das große Drama dieser Biographie letztlich darin, dass es gar kein wirkliches Drama gibt, sondern vor allem eine beschützte, behütete Kindheit, die in all ihren Höhen und Tiefen gänzlich unoriginell bleibt und sich durch das Fehlen von Unglück von anderen Lebenswegen unterscheidet: "Eine lange Reihe langweiliger, öder, trüber Tage, eintönig, wie die Wellen am Strand." Beigbeder verspottet sich als Dandy aus jener gesellschaftlichen Gruppierung, die wie keine andere das Oberflächliche, das medial Verkommene und die arrogante Leere verkörpert.

Tragödien sind in dieser Familie vor allem selbstgemacht: etwa der Neid des kleinen Frédéric auf den klugen, geliebten, ja perfekten Bruder, der ihm dadurch die Existenz im Unperfekten zuwies und ihm keine andere Möglichkeit ließ, als das enfant terrible der Familie, des Literaturbetriebs, ja der ganzen Nation zu werden. Auch die Scheidung der Eltern schlug eine Wunde, die nie verheilte. Während ein Urgroßvater im Ersten Weltkrieg fiel, andere Vorfahren während des Vichy-Regimes Juden versteckten, kann der Nachfahre im einundzwanzigsten Jahrhundert an Zivilcourage allenfalls vorweisen, sich auf der Suche nach dem einen flüchtigen Glück zu vergiften und für sich das Recht in Anspruch zu nehmen, sich "die Flügel zu versengen", tief zu fallen, abzustürzen.

Erstaunlich, geradezu erschreckend ist es, dass es dem Ich-Erzähler in der achtundvierzig Stunden dauernden Rekapitulation des eigenen Lebens nicht gelingt, sich an die Kindheit zu erinnern. Vielmehr findet er dort, wo andere ihre privates Kraftreservoir haben, nur ein "schwarzes Loch". "In mir ist nichts von mir übrig", fasst er sein Leben bis zum fünfzehnten Geburtstag zusammen. Erst als er die Geschichte und Geschichten der Großeltern und Eltern ausleuchtet, entstehen allmählich Bilder. Wie mit unsichtbarer Zaubertinte geschrieben und nun erhitzt, formen sich plötzlich Schemen des Lebens. Und so ist der Titel, der auf Emmanuel Carrères "Un roman russe" anspielt, nicht einmal vermessen. Denn wie diese Erzählung über eine französische Familie, die zugleich die Umbrüche und Entwicklungen der Fünften Republik behandelt, verlässt auch sein Text das Private. Sein Leben lang habe er sich davor gedrückt, dieses Buch zu schreiben, behauptet Beigbeder gegen Ende. Hätte er bloß noch den Mut gehabt, auf die finale Versöhnung mit sich und der Welt zu verzichten.

Frédéric Beigbeder: "Ein französischer Roman". Roman. Aus dem Französischen von Brigitte Große. Piper Verlag. München, Zürich 2010. 253 S., geb. 19,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.10.2010

Her mit dem
Goldrahmen für
mein Ego!
Schnöseleien in Protestversalien: Frédéric Beigbeder
saß zwei Tage in Haft und hat daraus einen
Roman gemacht Von Alex Rühle
An einem Freitagabend im Januar 2008 schnupft Frédéric Beigbeder auf dem Kühler eines Autos eine Linie Koks, woraufhin man ihn festnimmt und für 48 Stunden in Untersuchungshaft festhält. Während sein älterer, höchst erfolgreicher Bruder gerade erfahren hat, dass er vom Präsidenten Nicolas Sarkozy in die Ehrenlegion aufgenommen wird, sitzt der Schriftstellerstar in einer nasskalten, unterirdischen Zelle und versucht sich von dort in den Keller der eigenen Vergangenheit zu flüchten, um Generalinventur zu machen, sein eigenes Leben Revue passieren zu lassen und sich so gewissermaßen am Schopf des eigenen Erzählens aus dieser Notsituation zu retten.
Sein Problem dabei: Er kann sich an nichts erinnern, seine Vergangenheit ist in dichten Vergessensnebel gehüllt: „In mir ist nichts von mir übrig.“ Das wäre ja nun interessant, ein Buch über Amnesie oder über die Versuche, aus Erinnerungsresten ein Leben zu rekonstruieren. Leider glaubt man Beigbeder diese Amnesie aber auch nicht einen Moment. Woher auch, erinnert er sich doch fortlaufend an dies und das aus seiner wohlbehüteten Kindheit in der Pariser Oberschicht: „Die Ober im Club de Polo trugen weiße Jacketts, mein Bruder zeigte mir in dem großen Sandkasten, wie man Sandkuchen backt, und während im Hintergrund das dumpfe Aufschlagen der Tennisbälle und das Rutschen der Stoff-Sneakers von Spring Court auf dem gestampften oder ockerfarbenen Boden zu hören waren, lieferten wir uns Kastanienschlachten.“
Amnesie? Klingt doch nach beneidenswert genauem Erinnerungsvermögen. Oder taucht die Erinnerung erst in der Extremsituation der plötzlichen Hafterfahrung auf? Dann müsste Beigbeder sich die erzählerische Mühe machen, diese wahrscheinlich äußerst demütigende Erfahrung von innen erlebbar zu machen. Das aber ist die zweite Konstruktionsschwäche dieses Romans: Der Mensch, der diesen Zustand plötzlicher Rechtslosigkeit durchleidet, kommt einem eher vor wie eine narzisstisch verzogene Sissi als wie das Opfer eines Unrechts. Bei seiner Verhaftung gibt er einen derart spätpubertären Dandy, dass man die Polizisten, die ja hier zweifelsohne Vertreter eines faschistoiden Scheißsystems darstellen sollen, nur für die professionelle Ruhe bewundern kann, mit der sie seine geltungssüchtigen Bildungsschnöseleien über sich ergehen lassen. Bereits auf den ersten 17 Seiten Text hat Beigbeder Zitate von Shakespeare, Barthes, Gide, Perec und Proust aufgefahren, außerdem sind die Namen von Freud, Calder, Baudelaire, Gautier und Woody Allen durchs Schriftbild spaziert. Nur damit auch dem Letzten klar ist, in welcher Liga dieser Roman spielt. Und ach ja, fast vergessen: „Ich bin ein Nachfahre von Hugues Capet (. . .) Ronsard widmete einem meiner Ahnen, Anthoine, Abt von Nanteuil, eine Ode“.
Nach der ersten Nacht auf einer harten Pritsche und 109 Seiten schreibt er: „Mir ist, als wäre ich seit hundert Jahren allein in dieser Kloake“. In Wahrheit nimmt man ihm kaum ab, dass die eine Nacht wirklich vergangen ist. Und als wüsste er darum, dass seine Empörung nicht wirklich spürbar wird, glaubt er sie anscheinend wenigstens sichtbar machen zu müssen: „Liebe französische Leser, IM LAND DER MENSCHENRECHTE werden TAGTÄGLICH mutmaßlich unschuldige Menschen in diese stinkende, tiefgekühlte Kloake verbracht.“ Diese Protestversalien haben denselben Effekt wie die hektografierten Zettel, die einem zuweilen zu durchaus empörenswerten Themen in Fußgängerzonen zugesteckt werden: Man will damit in dieser Form nichts zu tun haben.
Das ist deshalb ziemlich schade, weil „Ein französischer Roman“ in der zweiten Hälfte, wenn Beigbeder endlich das ganze unglaubhafte Amnesiegerede und sein zickenhaftes Aufbegehren gegen die Haft hintanstellt und sich dem Schmerzkern seines Lebens, der Scheidung seiner Eltern, nähert, zumindest streckenweise das einlöst, was sein Onkel Denis ihm früh als entscheidendes Merkmal guter Literatur mit auf den Weg gegeben hat: „Im Roman ist die Geschichte ein Vorwand, ein Gerüst. Das Wesentliche ist der Mensch, den man dahinter spürt, die Person, die zu uns spricht. Bis heute habe ich keine bessere Definition für das gefunden, was die Literatur uns gibt: dass wir eine menschliche Stimme hören.“
Beigbeder, der große Zyniker der französischen Gegenwartsliteratur, lässt irgendwann die Maske fallen und erzählt streckenweise ganz und gar unprätentiös und genau von dieser Kindheit zwischen zwei Haushalten, der Leere im Leben des großbürgerlich-hedonistischen Vaters, der erdrückenden Enge in der Zweizimmerwohnung der alleinerziehenden Mutter, die alle mit ihrer panischen Liebe erdrückt. Der schalen Inszenierung eines Glücks, das keiner von ihnen verspürt. Und, am schmerzhaftesten, der Wiederholung genau dieses Unglücks im eigenen Leben: Seine Tochter Chloe lebt bei der Mutter, Beigbeder sieht sie alle zwei Wochen. „Wenn ich sie beim Seifenblasenmachen lachen höre, bekomme ich jedes Mal Angst: Könnte sie nicht auch nur so tun, als ob sie glücklich ist, um mich nicht zu enttäuschen?“
Leider wird dieses familiäre Scheitern in einem riesigen Ölgemälde vor französischer Landschaft platziert: Im Zentrum sitzen die aristokratischen Großeltern, die während des Zweiten Weltkrieges Juden bei sich im Haus versteckten. Weiter links sehen wir die acrylschrille hedonistische Großbourgeoisie der siebziger Jahre, all diese Models, Chefredakteure, Rohmer-Hauptdarstellerinnen, Galeristen, die das popmuseal interessante Wohnzimmer des Vaters bevölkern und juchzend in eine immer schnellere Zukunft stürzen. Im Hintergrund dieses Panoramagemäldes leuchtet die zerklüftete Landschaft des Baskenlandes auf, in dem Beigbeder die schönsten Kindheitsmonate verbracht hat; die Landschaft kann bestimmt nichts dafür, dass sie hier mehrfach als grünschimmernde sinnstiftende Kitschpfütze aufleuchtet. Drumrum, als eine Art semantischer Goldrahmen, der Titel des Buches, „Ein französischer Roman“, was ja doch symptomatische Bedeutung behauptet.
So steht man vor diesem Klumpatsch und weiß nicht recht, was Beigbeder damit eigentlich will. Nur eines ist ganz sicher. Er will gefallen. Allen auf einmal. Den Lesern seiner bisherigen Bücher, wenn er die Poprebellen Jay McInerney und Bret Easton Ellis zitiert und in alter popliterarischer Tradition Listen über alles und nichts einstreut, über Platten, Bands, Filme, Werbespots, Videospiele und berühmte Freunde der Eltern. Dem Bildungsbürgertum nebst literarischen Jurys, wenn er immer noch mehr große Autorennamen in seine Zelle schleift und sich als mutiger Outlaw gibt. Und der literarischen Weltöffentlichkeit, wenn er sich als Opfer eines eiskalten Systems geriert, eingesperrt in „einen Eiskeller, in dem die Schreie der Unglücklichen allnächtlich verhallen, ja, wo jede NACHT, die Gott gemacht hat, Schluchzer gen Himmel dringen, IN DIESEM MOMENT, HEUTE, EBEN JETZT, IN DER HAUPTSTADT VON FRANKREICH.“
In Frankreich ging das Ganze auf, er bekam für dieses Buch den Prix Renaudot. Da möchte man als randständiger deutscher Beobachter den Pariser Juroren in aller Bescheidenheit doch mal ein paar Fragen stellen: Findet ihr es nicht geschmacklos, wenn ein gutsituierter Autor 48 Stunden Untersuchungshaft mit den Misshandlungen der Teheraner Studenten vergleicht? Wenn er seinen Gesetzesbruch – Drogenkonsum in der Öffentlichkeit – mit der todesmutigen Verachtung der Antijudengesetze durch seine Großeltern gleichsetzt? Nein, keine Angst, wir sind jetzt nicht empört, es ist ja alles nur so läppisch und doof, dass man sich verdutzt fragt, ob es denn keine besseren Bücher gibt, HEUTE, EBEN JETZT, IN DER HAUPTSTADT VON FRANKREICH.
Frédéric Beigbeder
Ein französischer Roman
Roman. Aus dem Französischen von Brigitte Große. Piper Verlag.
München, Zürich 2010. 253 Seiten, 19,95 Euro.
„Mir ist, als wäre ich seit
hundert Jahren allein
in dieser Kloake.“
Die baskische Landschaft
leuchtet als sinnstiftende
Kitschpfütze auf
Nur eines ist bei ihm ganz sicher: Er will gefallen. Allen auf einmal. Frédéric Beigbeder im September 2007 in Paris Foto: Franck Courtes/VU/laif
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