»Als ob wir das Wohnen je bedacht hätten.« - Diese Diagnose von Martin Heidegger gilt auch heute noch. Mehr denn je!
Das Buch setzt am Leerlaufen des Denkens über das Wohnen an. Was meinen wir, wenn wir über unser Wohnen sprechen? Zur Vertiefung des Verständnisses reflektiert die Studie vor dem Hintergrund qualitativer Fallstudien Formen nicht alltäglichen Wohnens als Ausdruck besonderer Lebenssituationen (im Gefängnis, in der Seemannsmission, im Kloster, in der Obdachlosigkeit etc.). Die Illustrationen und historischen Rekonstruktionen verschaffen Zugänge zu einem geisteswissenschaftlichen Nach-Denken über das Wohnen.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Das Buch setzt am Leerlaufen des Denkens über das Wohnen an. Was meinen wir, wenn wir über unser Wohnen sprechen? Zur Vertiefung des Verständnisses reflektiert die Studie vor dem Hintergrund qualitativer Fallstudien Formen nicht alltäglichen Wohnens als Ausdruck besonderer Lebenssituationen (im Gefängnis, in der Seemannsmission, im Kloster, in der Obdachlosigkeit etc.). Die Illustrationen und historischen Rekonstruktionen verschaffen Zugänge zu einem geisteswissenschaftlichen Nach-Denken über das Wohnen.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.11.2009Ortlos wohnen
Ist dies nicht geradezu ein Ideal des Wohnens: das eigene Heim als zweite Haut, die so behaglich anliegt, dass man sie gar nicht bemerkt? Gegen solcherlei Vernachlässigung einer elementaren Dimension der Existenz möchte der Frankfurter Humangeograph Jürgen Hasse mit Heidegger das "Ungedachte des Wohnens" denken. In zahlreichen Fallstudien untersucht er ungewöhnliche Wohnsituationen, die von Gefängnis und Obdachlosenunterkunft über Seemannsheim und Seniorendomizil bis zu Kloster, Belletage und Wagenburg reichen. Die Befunde sind vieldeutig. Wer seinen eigenen Wohnraum nicht einmal halbwegs frei gestalten kann, der sehnt sich gerade nach dem heimeligen Heim, der ungedachten Wohnblase, die hier problematisiert wird. Ergreifend analysiert ist die Wohnungslosigkeit alter Hamburger und Emder Seemänner: Sie, die an Land niemals ein Zuhause hatten, finden sich in der transitorischen Umgebung von Einrichtungen wieder, in denen ihnen nicht einmal ein Bewohnen der Erinnerung gelingt. Wie man sich über die Ausgestaltung seiner Wohnsituation eine Identität zuschreibt und in einem sozialen Raum verortet, zeigt Hasse am Beispiel "eventisierter" Stadträume wie des Frankfurter Westhafens. Seine Sympathie gilt erkennbar den alternativen Wohnprojekten, in denen diese Dimensionen des Wohnens reflektiert und in bewusst gestaltete Gemeinschaftsformen überführt werden. (Jürgen Hasse: "Unbedachtes Wohnen". Lebensformen an verdeckten Rändern der Gesellschaft. transcript Verlag, Bielefeld 2009. 251 S., br., 24,80 [Euro].)
adr
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ist dies nicht geradezu ein Ideal des Wohnens: das eigene Heim als zweite Haut, die so behaglich anliegt, dass man sie gar nicht bemerkt? Gegen solcherlei Vernachlässigung einer elementaren Dimension der Existenz möchte der Frankfurter Humangeograph Jürgen Hasse mit Heidegger das "Ungedachte des Wohnens" denken. In zahlreichen Fallstudien untersucht er ungewöhnliche Wohnsituationen, die von Gefängnis und Obdachlosenunterkunft über Seemannsheim und Seniorendomizil bis zu Kloster, Belletage und Wagenburg reichen. Die Befunde sind vieldeutig. Wer seinen eigenen Wohnraum nicht einmal halbwegs frei gestalten kann, der sehnt sich gerade nach dem heimeligen Heim, der ungedachten Wohnblase, die hier problematisiert wird. Ergreifend analysiert ist die Wohnungslosigkeit alter Hamburger und Emder Seemänner: Sie, die an Land niemals ein Zuhause hatten, finden sich in der transitorischen Umgebung von Einrichtungen wieder, in denen ihnen nicht einmal ein Bewohnen der Erinnerung gelingt. Wie man sich über die Ausgestaltung seiner Wohnsituation eine Identität zuschreibt und in einem sozialen Raum verortet, zeigt Hasse am Beispiel "eventisierter" Stadträume wie des Frankfurter Westhafens. Seine Sympathie gilt erkennbar den alternativen Wohnprojekten, in denen diese Dimensionen des Wohnens reflektiert und in bewusst gestaltete Gemeinschaftsformen überführt werden. (Jürgen Hasse: "Unbedachtes Wohnen". Lebensformen an verdeckten Rändern der Gesellschaft. transcript Verlag, Bielefeld 2009. 251 S., br., 24,80 [Euro].)
adr
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Besprochen in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.11.2009
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.11.2009