Ein Paradigma moderner Interaktion in Wissenschaft und Kultur"Was nicht unaussprechlich ist, hat überhaupt kein Gewicht" (Paul Valéry): Dies gilt auch für wissenschaftliche Theorien, entfalten diese doch ihre Wirkung dadurch, daß erst durch ihre Arbeit an und mit Begriffen ein zuvor Unbegriffenes überhaupt zur Sprache kommen kann. Hans Blumenbergs paradox anmutende Begriffsbildung der "Unbegrifflichkeit" zielt aber nicht nur auf solche Interaktionsprozesse in den Wissenschaften, sondern versucht darüber hinaus die metaphorologischen Grundlagen der Moderne, vor allem in ihrer lebensweltlichen Verankerung, zu rekonstruieren. Dieser Band führt in dieses theoriegeschichtliche Projekt ein, indem er Modelle von Unbegrifflichkeit diskutiert (u.a. Schleiermacher, Simmel, Benjamin, Kracauer, de Man, Luhmann, Marin) und zugleich Anschlussmöglichkeiten an aktuelle literaturtheoretische, kulturwissenschaftliche, mediensemiotische und anthropologische Konzepte eröffnet.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Hans Blumenberg, schreibt Ralf Konersmann, ist ein philosophischer "Solitär", der kaum an andere Arbeiten anschließt und auch wenig Anschlussmöglichkeiten bietet. Und seiner Meinung nach sollte man Blumenbergs Theorien der "Metaphorologie" und der "Unbegrifflichkeit" - die Beschäftigung mit den sprachlichen Bildern, derer sich die Philosophen zur Ausformung ihres Denkens bedienen, und der Frage nach den Gründen ihrer Wirkkraft - auch eher beherzt weiterdenken, als sie zur Methode zu erheben und sie an Gegenständen zu erproben. Zwar betrachtet er den vorliegenden Sammelband, in dem genau das für das Feld der Kulturwissenschaften versucht wurde, mit Wohlwollen, doch er sieht sich auch bestätigt. Nach einer durchaus verheißungsvollen, thesenstarken Einleitung stelle sich nämlich heraus, dass die Beitrage selber dem relativ Konventionellen verhaftet bleiben: "Vergewisserungen", die das Denken Blumenbergs nachvollziehen und kontextualisieren, ergänzt durch einige "Materialstudien", die sich an die Anschlussfähigkeit der Theoreme herantasten. Doch dabei, stellt Konersmann fest, bleibt das Wichtigste auf der Strecke: der "Werkcharakter" der Metaphorologie, die den "Mangel" des philosophischen Denkens, nämlich "dass Sprache und Schrift sich seiner Vollendung widersetzen", konstatiert, ohne sich dort - wie etwa die Dekonstruktion - einzurichten. "In dieser Weigerung", so das Fazit des Rezensenten, "liegt begründet, warum es den Kulturwissenschaften auch künftig schwer fallen wird, Blumenberg zu adaptieren."
© Perlentaucher Medien GmbH
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