Liebe ist schön. Wenn die Geräusche dazu allerdings stets punkt drei Uhr morgens durch die Wände dringen, verwandelt sie sich in eine tierische Zumutung: Am Ende muss man fliehen, um den Schlaf woanders zu finden. In der U-Bahn, im Café, wenn der Kellner nicht schaut, notfalls auf einer Bank im Zoo. Im Angesicht der Tiere. Dort, im Halbschlaf, sind María Sonia Cristoff diese tiefen, hintersinnigen Gedanken über Mensch und Tier eingefallen: Nachforschungen, Verdachtsmomente, Überlegungen zum Alltag der Zootiere und zum Alltag der Städtebewohner. Dies ist ein Stück Literatur, das mitteilt, was in den Büchern der derzeit allpräsenten Vegetarier zu kurz kommt. Eine federleichte Philippika, getragen von großer Liebe zu den Tieren, mit denen der Mensch so Schlimmes angestellt hat, ohne sich viel dabei zu denken. Würden die Tiere sich an all das erinnern - wie manch Elefant in Afrika -, es bliebe kein Stein auf dem anderen.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Entzückt ist Rezensent Franz Haas von dem zwischen Erzählung und Essay changierenden Prosatext der bulgarischstämmigen in Argentinien lebenden Autorin Maria Sonia Cristoff. Eine durch sexuelle Hyperaktivität des Nachbarpärchens um den Schlaf gebrachte Ich-Erzählerin macht sich im Zoo von Buenos Aires Gedanken: über Gott und die Welt und vor allem das Verhältnis von Mensch und Tier oder über die Literaturszene; dann wieder erinnert sie sich an ihre Zeit als Reiseschriftstellerin (deren Reportagen der Rezensent schätzen gelernt hat) und als Englischlehrerin, erfahren wir. Haas findet die in Gedankensprüngen voranschreitenden Reflexionen so elegant wie anregend und er kann nur hoffen, dass sie der Autorin im gleichen Maße Linderung ihres Schlafmangels gebracht haben wie sie ihren Lesern damit "Vergnügen" bereitet.
© Perlentaucher Medien GmbH
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